Wer war/ist Hans Albers ? - CDs, Vinyl LPs, DVD und mehr
Hans Albers
Der deutsche Film vor 1945 hat zwei männliche Stars hervorgebracht, die auch noch in der Bundesrepublik eine Institution waren: Heinz Rühmann und Hans Albers. So unterschiedlich sie im Äußeren waren, so verschieden war auch – in Nuancen – ihre Haltung gegenüber dem Nazi-System gewesen. Beide Schauspieler standen auf der sogenannten Gottbegnadeten-Liste des Propagandaministeriums, die sie unangreifbar machte. Aber anders als Rühmann hat Hans Albers es immer geschafft, eine gewisse Distanz zu den Faschisten zu halten und dennoch weiter Filme zu drehen – zu Höchstgagen. Der 'blonde Hans' hatte sich in Nazi-Deutschland eine unanfechtbare Position als Publikumsliebling erarbeitet. Als 'Nationalheld der filmversessenen Jugend' bezeichnete ihn der deutsche Schriftsteller Carl Zuckmayer in seinem 'Geheimreport', den er 1944 für den US-Geheimdienst OSS schrieb. Zuckmayer porträtierte darin für die amerikanische Regierung deutsche Persönlichkeiten, mit denen die Siegermacht nach dem Krieg zusammenarbeiten könnte. Für Albers, der am 22. September 1891 als Sohn eines Hamburger Schlachters geboren wurde, fielen ihm nur lobende Worte ein: "ausgezeichnete Haltung", "charakterliche Sauberkeit", "anständiger, famoser Kerl", der "mehr Charakter bewiesen hat als viele andere".
Er hätte "der Naziheros des Films und der deutschen Bühne" werden können, aber Hans Albers scherte sich nicht um die braunen Machthaber. Das war für ihn nicht unproblematisch, denn er lebte bis zu ihrer Flucht mit einer 'nichtarischen' Frau zusammen und hatte sich geweigert, sie zu verlassen. 'Auf der Reeperbahn nachts um halb eins' von 1954 war nach 'Bomben auf Monte Carlo' (1931) und 'Der Mann, der Sherlock Holmes war' (1937) sein dritter Film, den er zusammen mit Rühmann drehte. Die Geschichte und die Albers-Rolle erinnerten stark an 'Große Freiheit Nr. 7', worin er 1944 seine unsterbliche Version von La Paloma gesungen hatte. Schon damals war er trotz vieler anderer Theater- und Filmrollen festgelegt auf den Typ einsamer Seebär, als der er für viele nicht nur in Hamburg noch heute gilt: "Langsam bummel' ich ganz alleine die Reeperbahn nach der Freiheit rauf".
La Paloma nahm er 1953 noch einmal für die Teldec auf, und diese Fassung erschien als Rückseite von Auf der Reeperbahn nachts um halb eins, das in seiner Discographie eine noch weiter zurückreichende Geschichte als "die weiße Taube" hat. Die erste Aufnahme von 'der Reeperbahn' entstand bereits 1936. Beide Lieder sind ein schönes Beispiel für die ungeschliffene Vortragsweise des 'blonden Hans', die Sänger Achim Reichel so charakterisierte: "Sein schwankend, wankender Gesang hat etwas anrührend Seelenvolles." Und Evelyn Künneke beschrieb, wie Frauen seiner Zeit ihn sahen: "Ja, der war ein Herr und herrlich war sein Gesang. So ein Kerl, so ein Brecher, so ein Mannsbild, wie dich gibt es leider, das gibt es längst nicht mehr." Schon in seiner Zeit war einzigartig, wie er in Auf der Reeperbahn nachts um halb eins so ganz nebenbei – die Schiffsglocke imitierend – "Diddelidit" ins Mikrofon singt. Die Filme der 50er Jahre boten Hans Albers nur in Ausnahmen wie 'Der Greifer', den er schon einmal 1930 verkörpert hatte, noch eine Herausforderung. Ansonsten wußte man nicht mehr so viel mit ihm anzufangen und setzte ihn zum Beispiel in Belanglosigkeiten wie 'An jedem Finger zehn' (siehe Bibi Johns) ein. Ähnlich sah es auf dem Schlagermarkt für ihn aus.
Auch sein Alkoholproblem war nicht gerade förderlich für eine weiterhin erfolgreiche Künstlerlaufbahn. Am 23. Juni 1960 wurde er mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Einen Monat später, am 24. Juli 1960, starb er am Starnberger See. Auf dem Hamburger Friedhof Ohlsdorf hielt Filmregisseur Helmut Käutner am 29. Juli die Grabrede auf 'Hanne'. Nach dem Gebet des Pastors erklang dort La Paloma. Die Hamburger erinnern an ihn mit einem Denkmal auf dem Hans-Albers-Platz in St. Pauli, das der Künstler Jörg Immendorff 1986 geschaffen hat.
Hans Albers Biographie (3-CD) gelesen von Ulrich Tukur
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