Beat in Deutschland, die 60er Jahre - Die Ruhrgebeat Szene - Teil 1

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Beat in Deutschland, die 60er Jahre - Die Ruhrgebeat Szene - BCD 16474 AR
von Hans-Jürgen Klitsch

Ich habe vor kurzem einen Roman gelesen: 'Die Stones sind wir selber', von Zepp Oberpichler und Tom Tonk. Ort der Handlung ist der Ruhrpott in den Mittsechzigern, es geht um das Entstehen einer Beatband. Ich war enttäuscht, denn leider treffen die Autoren den Zeitgeist nicht. Die dargebotene Terminologie paßt nicht in den Kontext ('Riff' war kein Begriff, den man in den 60ern verwandte, und das Wort 'Connections' war in der Teenagersprache ungebräuchlich). Man hatte damals keine Plattensammlung, dazu fehlte einfach das Geld, außerdem ging es um Musik, nicht um Philatelie. Es gab keine Plattenläden in Duisburg, in denen man Muddy Waters und Sonny Boy Williamson kaufen konnte, stattdessen zogen die Bands gelegentlich mit der Anlage auf der Handkarre durch die Stadt (wie The Rolling Beats aus eben jener Stadt) oder mit der Straßenbahn zum Auftritt (wie The Mods aus Gelsenkirchen). Die Mädchen waren brav, und die Jungs mußten sich nicht die "neue Musik reinschaffen" - entweder es zündete auf Anhieb oder gar nicht, dann blieben sie verloren. Bei den meisten zündete es, und so waren die Säle im Pott voll mit tanzfreudigen Mädchen und erhitzten Jungs. Wie in den anderen bevölkerungsreichen Regionen in Deutschland gab es auch im Ruhrgebiet Lokale jeder Couleur, in denen sich die Bands tummelten. Die konservative Grenzeck-Kneipe in Gelsenkirchen beispielsweise, deren Wirt plötzlich auf den Trichter kam, daß man Geld drucken konnte, indem man in Naturalien zahlte.

Werner Wulfert, The Servants, Gelsenkirchen: "In der Grenzeck-Kneipe beim Wirt Egon bekamen wir am Anfang als Bezahlung ein Stück warme Fleischwurst mit Kartoffelsalat. Und spielten ihm den Laden voll. Weil wir jung waren, kamen die Mädels, und die zogen wiederum die Freier an. Egon rieb sich die Hände. Später bekamen wir dann jeder 15 Mark. Für vier Stunden." Die bekannteren Bands, Profikapellen, durchreisend in der Regel, verdienten ordentlich. Da wurden acht- oder zehntausend Mark pro Monat fällig, wie es üblich war. Diese spielten aber im Star-Club Bochum, im Royal Tanz Casino Gelsenkirchen, im Barbina Starpalast Dortmund oder im Sputnik in Essen-Kettwig. Aber solide geführt waren diese Etablissements nicht immer. Auch im Ruhrpott waren Bands gelegentlich Freiwild für die Wirte, wurden um die Gage betrogen oder über den einen ganzen Monat stehenden Getränkedeckel gravierend in den Einnahmen beschnitten.

Tante Olga (eigentlich Gaststätte Zur Krone) in Duisburg-Ruhrort, das war ein Preßluftschuppen am unteren Ende der Skala. Die Kneipe lag im Erdgeschoß, der Beatschuppen im Keller. Dort hatte man zwar den Bühnenhintergrund mit einer skurrilen, geometrischen Dekoration bemalt, ansonsten aber blätterte der Putz von den Wänden, und die Farbe löste sich überall. Da stand groß 'Votze' auf einer Säule, was die Wirtin aber offensichtlich nicht störte. Der junge Friedhelm Misiejuk von Barbara And The Spirits fürchtete sich, dort rein zu gehen, wegen der vielen bösartigen Buben.

Bei Tante Olga in der 1. Etage wohnte Wirtin Olga nebst Bedienungen und Adele, der Rausschmeißerin, vormals Schlammcatcherin auf St. Pauli in Hamburg. Adele hatte die Angewohnheit, wenn sie an der Bühne vorbeiging, den Gitarristen feste in den Schritt zu greifen, so daß das Yeah Yeah Yeah gelegentlich mit einem Schmerzensschrei garniert wurde. Bei Tante Olga im Dachgeschoß hausten die Musiker, die Toiletten waren im Erdgeschoß. Nach Feierabend durften die Musikanten noch mal kurz Wasser lassen, dann kam der bissige Schäferhund von der Kette - wer nun noch Blasendruck verspürte, hatte ein Problem.

Glück hatten die Bands, die von Kaplan Barthelomaeus Hogeveen und seiner Organisation Die Brücke engagiert wurden. Obwohl ein Pfaffe, hatte er die Beatbands als Einnahmequelle und Missionsbotschafter entdeckt. Werner Wulfert, The Servants: "Da sind wir engagiert worden, und schon brauchten wir uns um nichts mehr zu kümmern. Mittwochs kam ein Brief, und da standen die Engagements für das Wochenende drin. Duisburg, Oberhausen, Mülheim, Essen, usw. Das deckte der Kaplan ja alles ab."

Unglaublich wichtige Angelegenheiten waren die großen Beatfestivals Mitte der 60er Jahre. Den nachhaltigsten Eindruck haben die vielen von Stadtjugendpfleger Kurt Oster organisierten Wettbewerbe in der Vestlandhalle in Recklinghausen hinterlassen. Aber auch die von der Gewerkschaft ÖTV getragenen Beatbattles im Gelsenkirchener Schützenhof oder die von Hans-Joachim Stegmann (Fahr-Mit-Reisen) veranstalteten Beatfestivals im Hans-Sachs-Haus waren Höhepunkte für alle Bands. In Oberhausen fanden regelmäßig Festivals im Kaiserhof Sterkrade statt, in Bottrop im Lichthof der Berufsschule, in Duisburg in der Mercatorhalle, in Bochum in der Ruhrlandhalle, in Essen-Borbeck in der Dubois-Box-Arena und in der Grugahalle, in Bottrop in der Lichtburg, in Mülheim/Ruhr im Handelshof, gelegentlich auch auf Schloß Wittringen in Gladbeck. Stegmann (u. a. Manager der Boys und der German Blue Flames) versuchte später, die Jugendämter zu einem Arbeitskreis zu bewegen, um Bands blockweise für die Jugendämter zu buchen und damit die Kapellengagen zu drücken. Dieser Plan ging schief.

Beatadressen mit überregionalem Renommee und internationalen Bands waren das Sambo (in Essen), Haus Hartmann (Recklinghausen), der Barberina Starpalast (Dortmund), der Saalbau Bresser (Castrop-Rauxel), das Royal Tanz Casino (Gelsenkirchen), die drei Star-Clubs (Gelsenkirchen, Hamm und Bochum-Weitmar) sowie die Tanzpalette-Horst (Gelsenkirchen).


Von größerer Wichtigkeit für das tägliche Beatgeschäft der aufkommenden Bands aber waren die zahlreichen kirchlichen und städtischen Jugendzentren. Da gab es das Wichernhaus Bochum, das Freizeitzentrum West in Dortmund, das Hensch-Haus, das katholische Pfarrheim St. Michael, das Jugendzentrum Papestraße (alle Essen), die Jugendzentren Bismarck, Stolzestraße, Heidelberger Straße, Michaelshaus, den 'Tempel' im kirchlichen Jugendzentrum Buer (alle Gelsenkirchen), die Jugendheime Buschey, Haspe, Martin-Luther-Haus, das Haus der offenen Tür, das Haus der Begegnung, die Alte Kirche, alle in Hagen, und die vielen Kolpinghäuser. In diese Kategorie fallen auch die Falkenheime der SPD oder deren Erich-Ollenhauer-Haus in Gelsenkirchen, die ÖTV-Vereinsheime wie das Zur Scholle in Essen, sowie Schulaulen (z. B. die der Ricarda-Huch-Schule in Hagen) oder die Veranstaltungsräume der Schrebergartenvereine und Schützenvereine. Hier fanden regelmäßig Beatveranstaltungen statt, hier tummelten sich die im Viertel wohnenden Jugendlichen - und diese waren nicht sonderlich kritisch, was die musikalische Qualität anbelangte. Hauptsache, es war laut, und das Mädel, mit dem man tanzte, weich. In diesen Häusern haben sich die meisten heranwachsenden Bands ihren ersten Schliff geholt.

Waren die Bands den Jugendzentren entwachsen, so traf man sie in Lokalen wie diesen:
Gaststätte Allerhöchster (Bocholt), Black & White, Crazy Foal, Regina-Tanzpalast, Bonanza; Texas Bill, Konzerthaus, Rex-Kino, Das Weiße Haus, Club Carré, Capuccino, Gaststätte Maeder, Haus Lothringen (alle Bochum), Tanzschule Helga Wiedenbrück, Gaststätte Rensing (beide Bottrop), Gaststätte Mazina (Castrop-Rauxel), Pille, Fantasio, Bielefelder Hof, Zeppelin, Oma Plüsch, Starpalast, Club 65, Gaststätte Schlüchter, Apollo, Incrowd, Bonanza, Wilhelmshof (alle Dortmund), Abteikeller, Corso-Dancing, Goldene Diele, City Club, Bei Natha, Gaststätte Schörken, Chattanooga, Blaue Grotte, Hawai Tattoo, Treffpunkt, Liverpool Club, Casanova, Piccadilly, Storyville (alle Duisburg), Hit-Club, Aquarium am Ruhrstein, Cafe Offerbeck, Casino, Eisenhammer, Lido-Tanzpalast, Litho-Bar, Ranchhouse, Saalbau, Sambo Club, San Francisco, Stern-Eck, Schellenberger Wald, Schwarzer Diamant, Sputnik, Zeche Langenbrahm, Steeler Stadtgarten, Zeche Levin, Tanzcafé Mellis, Hotel Astoria, Gaststätte Kuhlmann, Gaststätte Owerbeck, Gaststätte Knümann, Gaststätte Grossmann (alle Essen), Ba-Ba-Lu, Gaststätte Ridderskamp, Western Saloon, Corso, Grenzeck, Gaststätte Hollmann, Bürgerkrieg, Pappschachtel, Gaststätte Norkus, Gertrudenhof, Metropol, Tanzschule Ampütta, Gaststätte Beier/Stachowicz, Royal Tanz-Casino, Gaststätte Eintracht, Derby, Kubki (Silberkugel), Haus Reichstein, Tenne, Safari, Club Roxy, Corso, Schweizer Dorf, Tanz-Palette, Film- und Tanzpalette, Gaststätte Wernscherat, Rennbahn, Glück-Auf-Keller (alle Gelsenkirchen), Saalbau Buschmann (Gevelsberg), Schauburg (Gladbeck), Eppenhauser Brunnen, Pferdestall, Gaststätte Wartburg, Beatlokal Wendel, Westfalenhof, Nordpol (alle Hagen), Astoria-Star-Bar (Hamm), Kanu Club, Gaststätte Zittertal (Herdecke), Caramelle, Westfalenschänke (Herne), Kaiserhof (Herten), Parkhalle, Schauburg, Zum Feldwebel (alle Iserlohn), Bastei-Club (Kamen), Hotel Berns (Marl), Storyville, Corso, Wintergarten, Handelshof, Manhattan, Scharfes Eck (alle Mülheim/Ruhr), Club 39, La Strada, Gaststätte Kuhlmann (Oberhausen), Gasthof Löw (Oer-Erkenschwick), Haus Hartmann, Club 99, Haus Kutschat (alle Recklinghausen), Zum Handweiser (Silschede), Haus Mertens (Wanne-Eickel), Film- und Tanzpalette (Wattenscheid), Stadtsaal (Wetter), Burg Theater, New York City Club, Gasthof Zur Linde, Ruhr-Stadt Theater, Saal Bellmann (Witten).

Geschichte geschrieben haben die Bands, die unter Regisseur Günter Büch am Oberhausener Theater die scheinbar primitive Beatmusik intellektualisieren durften. Peter Handke, enfant terrible der deutschen Literatur- und Theaterszene und damals vor allem durch sein Stück 'Publikumsbeschimpfungen' bekannt, hatte die Beatmusik als Trägermedium für das Theater entdeckt. Er engagierte The Newcomers. Bandmitglied Jürgen Triebel: "Handkes erstes Buch 'Weissagungen' war ja schon erschienen, und seine kurzen Sätze waren wie Texte für Songs, Beatsprache sozusagen. Ich habe dann 1966 mit ihm zusammen - ich Musik, er Texte - Beattheater gemacht."

Der 22./23. Oktober 1966 sollte ein bewegtes und herausforderndes Wochenende in Oberhausen werden. Am Samstag wurden im Anschluß an Brechts 'Der Jasager und der Neinsager' im Studio 99 der Städtischen Bühnen zwei 'Beat'-Stücke von Handke uraufgeführt, der Einakter 'Selbstbezichtigung', ein Stück für zwei Sprecher, in seiner Form der katholischen Beichte ähnlich, sowie 'Weissagung'. 'Weissagung' endete in allgemeiner Auflösung und Schauspieler, Regisseur und Autor drängten hinaus ins Theater-Foyer, das Publikum im Schlepp, wo sie von der Oberhausener Beatband The Newcomers erwartet wurden. Bei weiteren Aufführungen der 'Weissagung' durften auch die Rickets im Foyer Publikum und Ensemble empfangen. Beat im Theater, damit war eine Brücke geschlagen. Die bisher als abartig eingestufte und als Urwaldgebrüll diffamierte Musik betrat die heiligen Hallen des Bildungsbürgertums und wurde salonfähig, wenn auch nicht ohne Gegenwehr von Studienräten et al., wie ein Blick in die Oberhausener Presse aus der Zeit zeigt.

Der Intendant der Städtischen Bühnen Oberhausen, Dr. Christian Mettin, und besonders sein Regisseur Günther Büch hatten noch Spektakuläreres zu bieten. Am Sonntagnachmittag, den 23. Oktober um 15 Uhr 30, trat Büch auf die Bühne des Stadttheaters in Oberhausen und rief zweimal laut: "Opas Theater ist tot! Opas Theater ist tot!" Auf der Drehbühne des verdunkelten Theaters hatten sich vier Bands eingerichtet, die Duisburger Mädchenband The Rag Dolls, The Rickets aus Bottrop sowie die beiden Oberhausener Gruppen Gisela And The Spirits und The Newcomers, um abwechselnd laute Beatmusik vorzutragen. Währenddessen bestrahlte Photograph Rudolf Holtappel die Bühne mit Photo-Montagen und Projektionen, und der Theaterausstattungsleiter Hans Georg Firmans sowie der Bühnenbildner Gert Fleischer fügten diesen abstrakte Farbprojektionen hinzu.

Zu diesem Zweck war hinter den Bands eine Leinwand von acht mal zwölf Metern gespannt, und Holtappel hatte seine Negative statt auf Papier auf 18 mal 18 cm große Glasplatten belichtet. Diese waren speziell beschichtet, um der Hitze der 500-Watt-Bühnenstrahler zu widerstehen. Diese Großdias wurden durch ein sogenanntes Stellwerk nacheinander vor die Scheinwerfer geschoben, so daß - während die Band spielte - Musiker und Hintergrund mit wechselnden Bildern der gerade aktiven Musikgruppe bestrahlt wurden. Es war gleichsam eine psychedelische Lightshow, was dort in Oberhausen geboten wurde. San Francisco fand am Rhein statt. Daß in Deutschland dermaßen kreative Dinge liefen, fand allein in den Feuilletonteil der Tagespresse Eingang, die deutsche Musikpresse berichtete darüber nicht. Als typische Schreibtischjournaille lebte sie allein von den dürren und oberflächlichen Informationen aus den PR-Abteilungen der Plattenfirmen. Investigativen Journalismus suchte man in 'OK' oder 'Musikparade' (ganz zu schweigen von 'Bravo') vergeblich. Als in San Francisco jemand auch nur das Licht anknipste, wußte bald die ganze Welt Bescheid.

Die Veranstaltung war unter dem Titel das 'Beating Nr. 1' angekündigt worden, und die jungen Leute kamen in Massen: 5000 Menschen standen vor dem Theater, doch nur 1200 wurden hineingelassen. Es hat sich tief eingeprägt bei den beteiligten Musikerinnen und Musikern.

Im Gegensatz zu den vielfältigen kulturellen Ereignissen war das tägliche Leben im Ruhrgebiet der 60er Jahre noch weitgehend durch Stahl und Kohle bestimmt, dementsprechend war die Umgebung geprägt – sozial wie auch optisch. Und unter den Bands herrschte Konkurrenz. Zwischen Gelsenkirchen und Essen stand eine Mauer. Jürgen Matuszewski von Lucky And The Giants, Recklinghausen: "Wir sind nach Lüdenscheid gekommen, nach Dorsten, nach Herten, nach Haltern, aber in Essen bekamen wir keine Engagements, und die Essener wurden bei uns nicht gebucht. Aber der Kampf unter den Bands war gewaltig, eine ewige Olympiade." Selbst wenn man aus dem gleichen Ort kam. "Die Giants hatten Recklinghausen-Süd im Griff, die Dakotas den Stadtkern…"

Da man im Pott kein AFN-Radio empfangen konnte und die amerikanischen Besatzungssoldaten fehlten, war die Rock-'n'-Roll-Szene entsprechend unterentwickelt – die Elras Brothers aus Dortmund sind mir bekannt, Rudy Taddey And The Strings aus Essen und Nino And The Rocking Teens aus Recklinghausen – ansonsten waren die Indonesier bestimmend, The Time Breakers, The Tielman Brothers, The Crazy Rockers, The Javalins… und die kamen erst gegen 1960 so richtig in Fahrt.

Natürlich gab es, wie anderswo auch, zwischen Duisburg und Unna unzählige Bands, gegründet zumeist erst mit der aufkommenden Popularität der Beatles - also 1963 oder 1964. Deshalb hinkte man gegenüber anderen Metropolen ein wenig hinterher, obwohl man im bevölkerungsreichsten Ballungsgebiet der BRD lebte. Aber Rückstände wurden 1965 schnell aufgeholt, und so war man 1966 schon Kopf an Kopf. Wenig überraschend ist vor diesem Hintergrund, daß frühe Tondokumente von Ruhrgebietsbands weitgehend fehlen. So stammt auch das Gros der hier vertretenen Aufnahmen aus den Jahren nach 1965.

Das Ruhrgebiet musikalisch exakt zu begrenzen ist ein diffiziles Unterfangen, und so möge man uns verzeihen, wenn Bands mit Standorten an der Peripherie auch auf dieser CD gelandet sind. Entscheidend war, zu welchen Städten man sich auftrittsmäßig hingezogen fühlte. Natürlich gehört Duisburg in die Region Niederrhein, aber der Stadtteil Ruhrort und der industrielle Charakter von Duisburg sagen doch eine Menge über den Bezug aus.

Jede der zahlreichen Ruhrgebietsstädte hatte ihre Musikhäuser, die nach anfänglichem Zögern die Musiker mit den entsprechenden Gitarren aus Deutschland, England und den USA sowie mit Verstärkern der Marken Fender, Vox, Selmer, Echolette oder Dynacord versorgten. In Hagen und Dortmund waren es zum Beispiel die Musikhäuser Pomerin, in Gelsenkirchen die Pianohäuser Kohl, Rating und Nevries – und Radio Winkelmann baute für die, die nur wenig Geld auf der Tasche hatten, Röhrenradios in Verstärker um. Im Recklinghausener Musikhaus Wiesmann von Herrn Garde arbeitete der 'Bottschek' Sadowski von den Dakotas, und man berichtete mir, daß er für befreundete Kollegen schon mal Verstärker für einen Sonderpreis reparierte und Gitarren hier und da auf dem Parkplatz für kleines Geld den Besitzer wechselten.

In den Städten des Ruhrgebiets tobten die Bands – massenweise. Und für viele der damaligen Musiker ist es wichtig, im Zusammenhang mit der Darstellung des Ruhrgebeats erwähnt zu werden. Obwohl sie keine Platten hinterlassen haben, waren sie doch lebenswichtiger Bestandteil der Szene – ohne den Konkurrenzkampf untereinander wären manche nicht groß herausgekommen. Es spielten. . .

Bochum: Die Philosphen, The Angels Of Paradise, The (German) Black Devils, The Happy Guitars, The Lowbeats, Sugar And Spice, The Moonshouts, The Old Fashions, The Rascals, The Washington Set, The Black Birds, The Wayout Men, The Moon Rockets, The Losters.
Borken: The Canaries, The Cavern Boys.
Bottrop: Jackie And The Germans (vormals The German Beatles), The Pretty Things II (auch P.TH.s.II), The Moods, The Buddys, The Divers, The Galaxies, The Blue Angels, The Lazy Bones.
Castrop-Rauxel: The German Faces, The Navajos, The Lions, The Skyriders. Datteln: The Mods, The Red Stones, The Tea Set.
Dortmund: Rudy And The Stringtouchers, The Fake Five, The Moddy Sound Unity, The Static Flames, The Faces, The Union Faces, The Swingin' Safari, The Red Devils, The Viscounts, The Chicago Sect [sic], The Imetics [sic], The Tornados, The Rubber Souls, The Backyards, The Mattocks, The Candles, Die Mäuse (auch Les Souries), The German Stones.
Dorsten: (Jerry And) The Mad Movies, Les Mendiants, Mike And The Rascals, The Shads, The Jokers, The Lights.
Duisburg: The Rolling Beats, The Heartbreakers, The Twangy Guitars, The Black Boys, The Sonny Boys, The Checkmen, The Nobodies, The Red Devils, The Lucky, Stars, gone, The Misfits.
Dülmen: The Spitfires.
Essen: The Chains, Jim Knopf And The Screamers, The Ants, The Boys, Perry And The Peacemakers, Die Auferstehung, The All Stars, The Blizzards, The Fames, The Thunderstones, The How, The Alley Cats, Peter und die Sanften, The Butlers, The Phantoms, The Byrns, The Crew, The Dream Players, The Hot Strings, The Innocents, The Jollies, The Jeanguards, The Red Devils, The Robots, The Skyliners, The Poor Boys, The Crying Boasters.
Gelsenkirchen: The Viscounts, The Beaks, The Beat Boys, The Beatniks, The Beggars, The Black Jets, The Black Rovers, The Black Stones, The Dark Eyes, The Destitutes, Les Garçons, The Earls, The Turkeys, The Walkers, The White Magics, The Mods, The Logans, The Dukes, The Keeps, The Kingbees, The Mod Birds, The Moondogs, The Others, The Platins, The Rags, The Rainbows, The Ravells, The Servants, The Smiles, The Strangers, The Strongs, The Surfrins, The Tomcats, The Turkeys, The United Six, The Young Ones.
Gevelsberg: The Shouts, (Pit And) The Shades, The Buckets, The Lonely Four.
Gladbeck: Les Dominants, Anita And The Gentlemen, The Beats, The Black Stones, The Blackshadows, The Generals, The Grapefruit Revolution, The Newcomers, The Skylarks, The Unions.
Hagen: Die Spirits, The United Four, The Other Five, The Enormous Immigrations, The Substitutes, The Kinkbeats.
Haltern: The Machine Guns.
Halver: The Gyrons.
Hamm: The Red Devils, The Strings.
Herne: The Bailiffs, The Black Stones, The Ghosts, The Fried Eggs, The Lightnings, The Midnights, The Robber's Three Ltd. And Co., The Crashers. Hemer: The Scales, The Tombstones.
Herdecke: The Jailbirds.
Herten: Die Einsamen, The Extraordinaires, The Gents, Die Globetrotter, Les Cuillers Sles, Six De Conduite, The Blue Boys, The Dreamers.
Hohenlimburg: Grandpa's Nightcap, The Sutcliffs.
Iserlohn: Die Grafen, The Mods, The Ihm, Die Molendos, IMO-Quartett, The Lonelys, The Outlaws, The Symphonies, The Rockets.
Letmathe: The Lightnings.
Marl: The Can't Explain, 19 Second Brain, The Psyche Mirror, The Folks, The Grave Stones, The Maries, The Poor Dogs, The Red Devils, The Richmen, The Stoned, The Spyders, The Surprizles.
Menden: Dany Low And The Byrds
Mülheim: The Disks, The Trouts, The Dishes, The Monster Five, The Rising Suns, The Spies, The Scouts
Oberhausen: The Downtown Angels, The Cadillacs, The Conquerers, The Monkey Hunters, The Daddy Sons, Out Of Space, The Nuggets, The Poor Boys, The Sherwoods, We And Us, The New, The Trouts, The Sunbeams.
Oer-Erkenschwick: The Monkeys.
Ratingen: The Beat Shades
Recklinghausen: Lucky And The Giants, Peter And His Dandies, Six-O-Phon, The Bentleys, The Bad Four, The Black Kings, The Blue Squad, The Black Boys, The Curries, The Disaspirateurs, The Discords, The German Heroes, The Earls, The Fellows, The Electronics, The Flaming Guitars, The (German) Escorts, The Excess, The Exclamation Marks, The Glee Party, The German Heroes, The German Kinks, The Hectics, The Hurricanes, The Levis-Bys, The Monsters, The Yalebrothers, The Outvalues, The Pipesmokers, The We, The Ululators, The Sculptors, The Shadows, The Thunderbirds, The Spirits.
Soest: The Jumps.
Unna: The Red Roosters.
Waltrop: The Musicajos
Wanne-Eickel: Le Kilts, The Chaiselongers, The Nighbirds.
Wattenscheid: King George And His Butlers, Cesar And His Romans, The (German) Black Devils, The Gypsys.
Werdohl: The Teen Beats, The Missing Links.
Werl: The Sound Seekers.
Westerholt: The Moondogs, The Birds.
Witten: The Deacons, The Crowns, The Kingbeats, The Saints, The Faces, The Rouse Section.
Wulfen: Carl And His Futures [sic]. . .
. . . und viele, viele andere, die nicht mehr zu ermitteln waren.

Nur scheinbar nehmen sich all diese Bands heute klein und nachrangig gegenüber den Bands aus, die auf dieser CD vertreten sind. Doch der Eindruck täuscht in vielen Fällen. Wer einen Schallplattenvertrag bekam, war vielleicht zur richtigen Zeit am richtigen Ort, aber nicht unbedingt besser als die anderen. Manche Bands jedoch standen außer Zweifel . . .

Fortsetzung folgt....

 

Die mit einem * markierten Felder sind Pflichtfelder.

  • Eine sehr umfassende Beschreibung der 60er-Beatszene im westlichen Ruhrgebiet.

    Glück auf Herr Hans-Jürgen Klitsch,
    zufällig bin ich auf Ihre sehr interessanten Ausführungen gelangt und fühlte mich wieder in die lang zurückliegende Bandzeit zurückversetzt. Ich war damals in der Band The Thunderstones in Essen aktiv. Leider sind viele Fotos und Unterlagen aus dieser Zeit nicht mehr verfügbar. Aber einige Fotos, Zeitungsbericht und Plakate sind noch in meinem Besitz.
    Liegen Ihnen noch Dokumente aus Essen vor?
    Abschließend noch Ergänzungen zu den Bands in Essen (The German Clouds und Propheten) und zu den Lokalitäten (Kolpinghaus Altenessen, Am Schlachthof und Zum schmutzigen Löffel).

    Liebe musikalische Grüße
    Hans-Jürgen Launert

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