Koreakrieg
Der Koreakrieg von 1950-1953 ist ein vergessener Krieg. Bear Family hat eine Box mit der Musik dazu veröffentlicht.
CD-Box mit Musik zum Koreakrieg
Rhythm ́n ́Blues kommen. Nur um die Po- tenz der verschiedenen Künstler zu nennen, die sich unter den 121 Tracks befinden, seien hier Namen wie Lightnin ́ Hopkins, Sunny- land Slim, Fats Domino, John Lee Hooker aus der schwarzen Sektion und Vic Damone, Ernest Tubb, Sonny Osborne, The Louvin ́ Brothers, Red Foley oder Tex Ritter aus der weißen Sektion zu nennen, wobei es sich in beiden Fällen nur um eine Auswahl der beteiligten Damen und Herren handelt.
Sieht man Gerade bei der herrschenden Prominenz des Themas Südund Nordkorea ist es überraschend, dass der Anlass für die existierenden Probleme kaum im Bewusstsein der Öffentlichkeit präsent ist. 1950 wollte Nordkorea damals noch unter der Herrschaft des Vaters des derzeitigen Diktators Kim Il-Sung den Rest des am 38. Breitengrad geteilten Landes erobern und begann am 25. Juni eine Offensive, die bis zum 15. September 1950 dauerte und bis auf die Hafenstadt Pusan das ganze Terrain von Südkorea eroberte. Doch es gelang ihm nicht, diese Stadt und den letzten Teil des noch von südkoreanischen und amerikanischen Truppen gehaltenen Küstenstreifen zu besetzen und so konnte die von der UN beauftragte amerikanische Armee dort ansetzen, als man am 16. September 1950 die Gegenoffensive startete.
Dank einer Landung im diesseits des 38. Breitengrads liegenden Hafens Inchon umfasste man die nordkoreanischen Truppen und hatte bis zum Oktober des Jahres jetzt fast ganz Nordkorea erobert, bis auf einen kleinen Streifen an der Grenze zu China. Dieser Erfolg ließ China nicht ruhen und so griffen Truppen aus dem Land ab dem November 1950 in die Kämpfe ein. Diesmal wurden die UN-Truppen bis jenseits des 38. Breitengrades zurückgedrängt. Eine Gegenoffensive führte zum status quo ante, das heißt, man endete am 38. Breitengrad. Dort ging der Krieg noch vom Juli 1951 bis zum Juli 1953 weiter, ehe zwischen den beteiligten Streitkräften ein Waffenstillstand geschlossen wurde, der bis heute anhält. Für das vom zweiten Weltkrieg zerstörte Westdeutschland hatte dieser Konflikt äußerst positive Nebenwirkungen. Zum einen, weil man dadurch politisch wesentlich schneller in das westliche Bündnis-System integriert wurde als das sonst der Fall gewesen wäre.
Und zum zweiten, weil die vielfältigen Aufträge, die wegen des Krieges an die deutsche Industrie gingen, das sogenannte Wirtschaftswunder einleitete, das ohne diesen Boom mit Sicherheit noch länger gedauert hätte. Für die USA bedeutete es einen gewonnenen Krieg, der aber sowohl von den hohen Opferzahlen der eigenen Soldaten wie dem innenpolitischen Streit zwischen dem Präsidenten Harry Truman und dem militärischen Oberbefehlshaber MacArthur überschattet wurde, der den Einsatz der Atombombe postulierte und deswegen von seinem Präsidenten entlassen wurde. Wie bei Kriegen der USA üblich, ging das Ganze natürlich einher mit einer Flutwelle von Songs, die sich mit diesem Ereignis beschäftigten. Die der Musik der 50er und 60er Jahre verpflichtete Firma Bear Family hat zum Anlass des 65. Jahrestages des Friedensschlusses eine 4 CD-Box mit einem massiven Booklet veröffentlicht, die Battleground Korea Songs And Sounds Of America ́s Forgotten War (Bear Family BCD 17518) heißt und eine Mixtur aus Songs aus diesen Jahren (vor allem) und einigen historischen Aussagen beispielsweise des Nachfolgers von Harry Truman, Ike Eisenhower, und Nachrichteneinblendungen enthält.
Prinzipiell muss man zu dem Material sagen, dass man nicht vergessen wollte, dass dieser Krieg vor der Rock ́n ́Roll-Ära stattfand und deswegen die Songs aus dem Country, dem Pop (also Swing und ähnliches), dem Blues und dem einmal von der Tatsache ab, dass alle diese Songs deswegen geschrieben wurden, um von der patriotischen Stimmung des Krieges zu profitieren, findet sich jede Menge von Musik, die diesen doch recht fragwürdigen Anlass weit hinter sich lässt. Die vier CDs wurden unter folgenden Themen gegliedert: Zum einen dem Beginn des Krieges aus amerikanischer Sicht.
Zum zweiten die triste Realität, einen Krieg in einem Land zu führen, das tausende Meilen von zuhause entfernt lag. Zum dritten die Auswirkungen auf die Heimat und umgekehrt herausragend ist dabei der Song Dear John Letter zu nennen, der seitdem sprichwörtlich für den Abschied einer Geliebten von einem Soldat geworden ist und am Ende die Lieder, die über den Friedensschluss geschrieben wurden. Das ist insgesamt musikalisch so unterschiedlich wie interessant ausgefallen. Zum einen, weil die Stilarten der populären Musik absolut vielfältig sind. Zum zweiten, weil es eine Mischung aus Stars, die man bis heute kennt und absoluten Nobodies gibt, die mit diesen Songs schlicht und einfach ihr kommerzielles Süppchen kochen wollten. V or dem Hintergrund des Krieges ist das manchmal makaber.