Lou Rawls with Les McCann Ltd.: Stormy Monday (1962) - Remaster Edition (Review)
Er singt Blues, Jazz, Soul, Gospel, Pop und Swing – und das alles mit einer Stimme, die sich sofort in die Gehörgänge fräst und die man nie wieder vergisst: LOU RAWLS aus Chicago, Illinois.
Mit solch einer Stimme aus weichem Samt oder rauem Reibeisen war er regelrecht zum Erfolg verdammt, wurde mit drei Grammy Awards ausgezeichnet, nahm ca. 75 Alben unter seinem eigenen Namen auf und verkaufte davon mehr als 50 Millionen Einheiten bis er im Januar 2006 im Alter von 72 Jahren starb. Sein engster Freund war SAM COOKE, ein ähnlich begnadeter Sänger, mit dem er gemeinsam im Kirchenchor zu singen begann und dann die PILGRIM TRAVELLERS gründete. In der Zeit konzentrierte sich Rawls vorrangig auf Gospel-Musik.
Doch ein schwerer Autounfall im Jahr 1958 sollte seine Einstellung zum Leben und der Musik maßgeblich verändern, was zur Trennung von den PILGRIM TRAVELLERS und einer deutlich weltlicher orientierten Musikausrichtung führte, die ihn dann mit seiner ersten Single „(They Call It) Stormy Monday“ in Richtung weltweiten Erfolg durchstarten ließ.
Und damit sind wir auch schon (wieder mal) bei dem Label der musikalischsten Bärenfamilie aller Zeiten, die LOU RAWLS‘ Zusammenarbeit mit LES McCANN, aus welcher im Jahr 1962 die großartige LP „Stormy Monday“ hervorging, wieder in die Gegenwart holt. Diese LP klingt nach dem Remaster von Tom Meyer bei Master & Servant unglaublich gut. Nicht nur von der Musik, sondern von dem grandiosen Sound her, der auf 180-Gramm-Vinyl gepresst wurde. Das Beste daran aber ist, dass „Stormy Monday“ um drei Bonus-Titel erweitert wurde, die sound-technisch genauso hervorragend klingen, wobei sogar eine ordentlich drauflos-jazzende und swingende Alternativversion von „(They Call It) Stormy Monday“, welche zugleich die LP abschließt, das Highlight ist.
Mit der swingenden Jazz-Blues-LP setzten LOU RAWLS und LES McCANN Maßstäbe, die für viele ihnen folgende Bands nur schwer zu erreichen waren – auch wenn sie daraus immer wieder einzelne Songs coverten. Als Rawls dieses, sein erstes Album gemeinsam mit der McCann-Combo aufgenommen hatte, ahnte niemand, wie erfolgreich das Album zum Millionenseller werden sollte. Wahrscheinlich war es die Seele, die jedem einzelnen Stück innewohnte und der Blues, der so ehrlich und traurig, dann wieder swingend optimistisch klang. So wird der die A-Seite abschließende Titel „In The Evening When The Sun Goes Down“ der Grundstimmung des gesamten Albums herrlich gerecht. Noch dazu umschmeichelt er mit zarten Jazz-Rhythmen den Hörer. Dazu der Rawls-Bariton, der Steine erweicht. Man hört nur zu gut, dass viele der Aufnahmen auf der LP während einer Nacht-Session entstanden, die laut Plattenlabel als „eine der sanftesten und entspanntesten Aufnahmesitzungen der Jazz‘n‘Blues-Geschichte gelten muss“.
Oder um es mit den Worten des Begleittextes von Don Buday auf der LP-Rückseite auszudrücken: „They had done their finest for the blues.“
Und hier gibt‘s noch einen interessanten Ost-Kritiker-Verweis:
Was viele vielleicht nicht wissen, ist, dass MANFRED KRUG zu DDR-Zeiten ein echt begnadeter Jazz-Sänger war, der auch in einigen Tatort-Folgen sein Jazz-Sangestalent durchblitzen ließ. Eines seiner ganz großen Vorbilder, wohl auch der vokalen Ähnlichkeit der beiden wegen, war LOU RAWLS, sodass garantiert alle Freunde mit DDR-Wurzeln, welche die insgesamt vier in der DDR erschienenen Krug-Jazz-Alben mögen, garantiert auch riesige Freude an dem Debüt von LOU RAWLS haben werden. Natürlich gibt‘s diesbezüglich auch internationale Vergleichsgrößen, die einem sofort einfallen, wenn man die mal samtweiche, dann wieder bluesig raue Rawls-Stimme hört. Ganz besonders natürlich AL JARREAU.
FAZIT: „Stormy Monday“ ist das Debüt-Album aus dem Jahr 1962 von LOU RAWLS, das Blues, Jazz, Soul, Gospel, Pop und Swing in sich vereint und von LES McCANN LTD. klangvoll Rawls samtweiche und zugleich rau-bluesige Stimme in Szene setzt. Ein echtes Meisterwerk, das nun von Bear Family Records hervorragend remastert und um mehrere Bonus-Titel erweitert auf LP in noch nie dagewesener Qualität verewigt!
Thoralf Koß - Chefredakteur (Info)