Die besten Aufnahmen von Rick Nelson in einer opulenten Kiste
Ein Teenager-Idol war Rick Nelson Anfang der siebziger Jahre nicht mehr, weshalb er das „y" an seinem Vornamen auch gestrichen hatte. Seine Stone Canyon Band, die ihn jetzt begleitete, hatte es nicht nur musikalisch faustdick hinter den Ohren und wurde von Frank Zappas Mothers of Invention, die ebenfalls in Los Angeles residierten und bei denen Drogen verpönt waren, neidisch zur „Stoned Canyon Band" verballhornt.
Mit „Garden Party" landete Rick Nelson 1973 seinen letzten großen Hit. Die lässig zurückgelehnte Nummer erreichte Platz 3 in den amerikanischen Single-Charts, wurde für 500 000 verkaufte Exemplare vergoldet' und hatte nicht nur hübsch ironische Insider-Informationen über eine imaginäre Gartenparty („Yoko brought a walrus"), sondern auch eine Lebensweisheit im Refrain zu bieten („You can't please everyone, so you've got to please yourself"), die dem,- damals tonangebenden Hippie-Publikum über alle Maßen gefiel. „Garden Party" war Nelsons einsamer Geniestreich.
Das heißt aber nicht, dass die Musik, die er zur selben Zeit mit der Stone Canyon Band einspielte, zu vernachlässi-en gewesen wäre. Nelson coverte Dylan („Love Minus Zero/No Limit") und infizierte den Rhythm-&-Blues-Klassiker „Talking About You", den die britischen Dr. Feelgood kurz darauf als .grimmiges Pub-Rock-Monster reanimieren sollten, mit einem wunderbaren Westcoast-Flair. Und er blieb am Puls der Zeit: In der Folge coverte er Little Feat („New Delhi Freight Train"), die Rolling Stones („Honky Tonk Women") und sich selbst („Hello Mary Lou"). Auf sieben CDs präsentiert Bear Family Redords neben den Original-Aufnahmen auch bislang Unveröffentlichtes, Live- und Alternativ-Aufnahmen.
Für Nelson ging es von da an bergab. Nicht musikalisch — da blieben die Hervorbringungen von Rick Nelson und der Stone Canyon Band hochklassig —, aber was den Erfolg beim großen Publikum anging. Nelsons letztes reguläres Album erschien 1981. Seitdem ist er, der an Silvester 1985 mitsamt der Stone Canyon Band tödlich mit dem Flugzeug verunglückte, ein Fall für die Oldie-Festivals.