Die Kurzen
Eine Rock'n Roll-Single und eine 10" mit den Songs des englischen Rock'n 'Rollers Tony Crombie gibt es.
Die Sprengkraft einer neuen Musik ergibt sich nicht aus dem Echo in der Presse oder aufgebauschten Publicity-Maßnahmen, son-dern dadurch, dass sie die erreicht und be-rührt, die das Zielpublikum darstellen und vor allem davon inspiriert werden, selbst Mu-sik zu machen. Die Musik, die das in den 50er Jahren zum ersten Mal schaffte, war der Rock'n'Roll. Er bewirkte eine wahre Revolu-tion, die soziokulturell natürlich vor allem daran lag, dass nach dem zweiten Weltkrieg in der westlichen Welt ein Baby Boom ein-gesetzt hatte, der eine breite Masse junger Leute ergeben hatte, die von der statischen Gesellschaft in den USA der Eisenhower-Ära und der der Adenauer-Ära in Deutschland derart genervt war, dass man nur auf etwas wartete, das anders war und Freiheit von den alltäglichen Zwängen versprach.
Genau das war der Rock'n'Roll und er fand nicht nur ei-nen fruchtbaren Boden bei den jungen Leu-ten vor, die die Platten kauften, sondern vor allem bei denen, die selbst die Musik spielen wollten. In einem riesigen Land wie den USA schossen in jedem Bundesstaat eine Fülle von hungrigen, von der neuen Musik begeisterten Musikern hervor, die alle nur ei-nes wollten: Ihren Idolen - vor allem natür-lich Elvis Presley - zu folgen und im Opti-malfall genauso viel Erfolge zu feiern wie der. Dass das praktisch nie klappte, ist eine ganz andere Sache. Aber die Masse der jun-gen Musiker fand ihren Weg wenigstens in ein lokales Studio und nahm meistens min-destens eine Single auf, die oft genug in dem Ort, in dem man lebte, Erfolg hatte und wenn man Glück hatte, im Bundesstaat. Wenn ein Wunder geschah, sorgte sie sogar für eine überregionale Karriere, die dann meistens vom Beat beendet wurde. Viele der unbesun-genen Stars zogen sich dann ins Zivil-Leben zurück und hatten wenigstens eine Zeit lang ihren großen Traum gelebt. Ein absolut typi-sches Beispiel dafür ist Lennie LaCour, der ursprünglich aus Natchitoches in Louisiana kam und von französisch-sprachigen Kreolen abstammte. Irgendwann wanderte er nach Chicago aus und entwickelte sich dort zu ei-nem Musiker, Songschreiber, Produzenten und Besitzer des Lucky Four-Labels, das er auf Anraten von Leonard Chess gegründet hatte. Seinen ersten kleineren Durchbruch schaffte er 1956, als der Limonaden-Herstel-ler Orange Crush seinen Song Rock'n
Romance in 78 rpm auf eine Pappvorlage pressen ließ und es jeder Flasche des Ge-bräus beilegte. Das sorgte in Chicago und den umliegenden Regionen für einiges Auf-sehen, so dass er den selbst geschriebenen Song noch einmal für das Windy City Label von Frank McGovern aufnehmen durfte. Ein Jahr später nahm er für Academy Rockin Ro-salie auf, das genauso aus den Boxen dröhnte wie sein erster Versuch. Rock'n'Roll Ro-mance und Rockin' Rosalie (Bear Family BLE 012) findet man nun heute auf einer 7'
kam - aber gewiß nicht vom Rock'n'Roll. Denn der im August 1925 geborene Schlag-zeuger, Vibraphonist und Klavierspieler An-thony John Kronenberg war unter seinem Künstlernamen einer der renommiertesten Bandleader der britischen Jazzmusik. Der aus dem Londoner Stadtteile Bishopsgate stamm-ende Mann hatte Duke Ellington auf seiner ersten Tour durch England begleitet und setz-te sich mit seinem Club Eleven in London, wo erstmals Be Bop gespielt wurde, an die Spitze des neuen Stils. Der Erfolg von Bill Haley & His Rockets machte ihn auf das Po-tenzial der neuen Musik aufmerksam und prompt gründete er mit den Rockets die erste Rock'n'Roll-Band in England. Mit Teach You To Rock, das im Oktober 1956 in die englischen Charts einzog, nahm er die erste britische Rock 'n'Roll Single auf und tourte danach auch in Island, wo er als erster den Rock'n'Roll einführte. Das Ganze dauerte bis 1958 - danach kehrte er zum Jazz zurück. Die 10" Rockin'Wlth The Rockets (Bear Family BAF 11015), die 1958 in Neuseeland