Zwar ist er auf dem Cover dieser weiteren hervorragenden und lehrreichen Kollektion von Bear Family Records abgebildet, der im Rock’n’Roll stilprägende Bill Haley mit seinen Comets, doch gibt es auf dieser CD kein Stück von ihm und der Band.
Denn hier geht es einzig und allein darum, welche Musik ihn selbst damals beeinflusste und welche Coverversionen seiner Klassiker später vorgelegt wurden. Somit erstreckt sich der Zeitraum der vorgestellten Veröffentlichungen von 1938 bis 1961. Und sogar bis hin zum Jazz reicht die musikalische Vielfalt, denn 1938 war es, dass Count Basie mit seinem Orchester und Jimmy Rushing als Sänger den Titel "Stop Beatin' Around The Mulberry Bush" vorstellte.
Chris Gardner wünscht in seiner Einleitung im üppigen einundfünfzig-seitigen Booklet ein »Happy Listening«. Alle Interpreten der neunundzwanzig Titel werden einzeln detailliert vorgestellt in Verbindung mit dem interpretierten Song. Dahinter stecken eine Menge Arbeit und Recherche, aber für die interessierte Hörerschar ist das ein herrliches Lesevergnügen, zu dem man dann auch die Musik laufen lassen kann, um so bestens in der Stimmung zu sein für diese wichtige Entwicklungsphase der populären Musik.
"Rock Around The Clock", ein Signature-Song für Haley, diese Kollektion startet mit der früheren Version von Sonny Dae And His Knights; meines Erachtens besser, weil es hier immens swingt. Und so geht es mir ebenfalls mit anderen Titeln, die Haley im Programm hatte, "Rock The Joint" aus 1949 ist enorm treibender Rhythm & Blues der Spitzenklasse, und auch hier konnte Haley mit dem emotionalen Ausdruck nicht standhalten. Sein Vorteil war letztlich, dass von ihm im Grunde genommen 'farbige' Musik für das bleichgesichtige Publikum salonfähig gemacht wurde, auf Haley’s Art sicherlich auch sehr gut gemacht. Als Jazzfan stehe ich natürlich auch auf Count Basie, und sein oben bereits erwähnter Beitrag swingt dazu wie der Teufel. Man kann eindeutig feststellen, dass auch hier bereits die Weichen für den Rock’n’Roll gestellt waren.
Andere Songs, wie zum Beispiel "Dance With A Dolly", hier in der Version von Damita Joe (released 1961) war von der Sängerin ganz anders und sehr eigenständig, mit klarer Hinwendung zur Popular-/Unterhaltungsmusik ausgerichtet. Interessant wäre es nun gewesen, Standards, die Haley bekannt machte, wie hier zum Beispiel "Shake, Rattle And Roll", nicht nur in der vorgestellten Coverversion von Artie Malvin & The Brigadiers darzustellen, sondern auch das Original, das Haley wiederum gecovert hatte, dem gegenüber zu vergleichen. Dann hätte man die Entwicklung einzelner Songs noch besser nachvollziehen können.
Aber man sollte es andererseits einfach dabei belassen, sich an der fröhlich und positiv ausgerichteten Musik dieser Kollektion zu erfreuen, denn es reiht sich in der Tat ein Highlight neben das andere. Einige persönliche Favoriten gibt es natürlich auch, neben Basie sind es Little Richard mit "Rip It Up", Big Joe Turner mit dem rhythmisch federndem "Corrine, Corrina" oder Louis Jordan, die R & B-Koryphäe mit seinem "Choo Choo Ch’Boogie". Einige Kuriositäten gibt es auch mit einer Liveaufnahme der Teenies The Belew Twins oder die gar nicht an eine Schweizer Band erinnernden The Hula Hawaiians, die sich mit ihrem Sound vollends an The Comets orientierten. Bei einigen Titeln gefallen mir die Versionen von Haley selbst besser, beispielsweise kann mich "See You Later, Alligator" von The Canadians nicht so sehr überzeugen. Herrlich ist es jedoch, dieser auf kleinem Raum genreübergreifenden Mischung aus Pop, Rock’n’Roll, Rhythm & Blues zu lauschen.
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http://www.wp.rocktimes.de/v-a-the-bill-haley-connection-29-roots-and-covers-of-bill-haley-his-comets-cd-review/