Er führte ein Leben auf der Überholspur – und hatte wortwörtlich und rundum den Blues.
Das aber forderte seinen Tribut.
Erst brach er, völlig verfettet und vom Alkohol gezeichnet, in Indianapolis auf der Bühne zusammen.
Fresco in Kalifornien sollte sein endgültig letzter Auftritt werden. Am 2. November 1996 starb er, der zu dem Zeitpunkt bereits 27 Kilo abgenommen und den Alkohol zu meiden versuchte, an einem blutigen Magengeschwür nach dem Konzert.
Sein Alter: 45.
Sein Ruf: Ausnahmekünstler der Blues-Welt; bester Harmonika-Spieler aller Zeiten; hervorragender Songwriter und Sänger.
Sein Name: WILLIAM CLARKE.
23 Jahre nach seinem Tod veröffentlichen Bear Family Productions eine streng auf 1.000 Exemplare limitierte LP auf 180 Gramm Vinyl und im Klappcover: „Heavy Hittin‘ West Coast Harp“.
Bereits vom ersten Ton der LP-A-Seite dieser ersten Vinyl-Retrospektive an stellt Clarke klar, welche fette Dynamik und voluminösen Klänge er seiner Mundharmonika entlocken kann. Seine Karriere war zwar kurz, aber diese Hinterlassenschaft beeindruckt. Auch weil die Aufnahmen, welche bisher nur kurze Zeit posthum als CD-Version bei dem kleinen Watch-Dog-Label erschienen, kaum noch zugänglich waren. Und auf Vinyl schon gar nicht.
Nun aber liegen sie dank der Musik-Bären-Familie – sogar samt einer bislang unveröffentlichten Aufnahme mit LUKE `Long Gone` MILES – auf dieser fein aufgemachten und liebevoll durch Tom Meyer gemasterten LP, die vom Produzenten und ebenfalls Harmonika-Spieler Bob Corritore vollendet wurden, der gleich auch die Linernotes zu dieser Veröffentlichung verfasste, vor.
In den englischsprachigen Infos im Inneren des Gatefold-Covers heißt es unter anderm: „Mit ‚Heavy Hittin’ West Coast Harp’ zollen wir einem der ganz großen Harmonika-Stilisten Respekt und Tribut. Als Instrumentalist war WILLIAM CLARKE stark von George ‚Harmonica’ Smith beeinflusst, einem Chicagoer Kollegen von Little Walter oder Walter Horton. Smith kam 1956 zu einer Aufnahmesession nach Los Angeles und ließ sich an der Westküste nieder. Ähnlich wie sein Idol Smith, von dem er in ungezählten gemeinsamen Auftritten eine Menge Tricks lernte, war Clarke gleichermaßen auf der kleinen Harmonika wie auf der Chromatischen zuhause. Die Kombination aus Chicago-style-Harmonika und dem coolen Groove und Swing der Westküste traf weltweit auf offene Ohren der Blues-Fans. Auf seinem ersten Album 'Hittin’ Heavy' wird er von Hollywood Fats an der Gitarre begleitet, bei späteren Aufnahme-Sessions wirken u.a. Ronnie Earl, Junior Watson, Rick Holmstrom oder Alex Schultz mit. Wir möchten mit dieser Veröffentlichung einen der großartigsten Blues-Leute der Westküste würdigen, der 1996 viel zu früh seine Instrumente aus der Hand legen musste.“
Auf dem letzten Stück dieser LP würdigt Clarke dann auch sein unangefochtenes Vorbild mit dem fast achtminütigen „Tribute To George Smith“.
Auch spürt und hört man sehr deutlich auf dieser LP, dass Clarke, inspiriert durch die ROLLING STONES, stärker den Rock in seinen Blues integrierte, worin sich auch seine harte, recht rockige Spielweise, die aber auch mal ins Jazzige abrutschen und rein improvisatorischen Charakter haben konnte, begründet.
FAZIT: Blues-, Rock- und Mundharmonika-Freunde – auch des ROLLING STONES-Umfelds – aufgepasst! Mit dieser erstmals überhaupt auf Vinyl veröffentlichten Zusammenstellung „Heavy Hittin‘ West Coast Harp“ eines der besten, bluesigsten und rockigsten Mundharmonika-Spieler, der noch dazu eine echt raue Blues-Röhre besitzt, gibt es einen echten 180g-Vinyl-Leckerbissen aus dem Hause Bear Family Productions zu erwerben. Der viel zu früh mit 45 Jahren verstorbene WILLIAM CLARKE ist auf dieser streng auf 1.000 Exemplare limitierten LP eine echte Entdeckung wert.
Thoralf Koß - Chefredakteur (Info)