Teach Me Tiger!
Sündige Songs und liederliche Lieder
Die Älteren unter Ihnen werden sich erinnern: Es gab mal eine Zeit, als die Frau noch Vollweib sein durfte und das Schönheitsideal nicht der 'Hungerhaken' war. Der Sex wurde nach und nach aus der Schmuddelecke befreit und auf der Kinoleinwand und musikalisch per Vinyl-Platte ans noch zart errötende Publikum gebracht. Das war Ende der 50er, Anfang der 60er Jahre, als im Zuge der moralischen Abrüstung die ersten Busen-Titelseiten an Zeitungskiosken auftauchten und Sexbomben wie Jayne Mansfield und Marilyn Monroe, Sophia Loren und Gina Lollobrigida, Anita Ekberg und Ann-Margret, Elke Sommer und Brigitte Bardot den Männern den Atem nahmen. Vielleicht sprach man noch nicht offen über die schönste Freizeitbeschäftigung der Welt, doch besungen wurde sie implizit.
In einer so wohl zuvor noch nie vorgelegten Zusammenstellung präsentiert Bear Family Productions in seiner wunderbaren Sampler-Serie mit „Destination Lust“ 31 Titel erotisch-musikalischer Nostalgie. Es ist, wie oben schon angeschnitten, ein Stelldichein internationaler Sexbomben (Bombshells) unter Mitwirkung von u.a. Jayne Mansfield, Pat Morrissey, Lizabeth Scott, der rothaarigen Schwedin Ann-Margret, dem Fräuleinwunder Elke Sommer und der blondesten aller Blondinen, Mamie van Doren. Bis heute unerreicht ist die unvergleichliche April Stevens, deren lasziv gehauchtes „Teach Me Tiger“ die Manifestation der Lust ist. Man kann zwar getrost behaupten, daß nicht alle der opulenten Damen über Sangeskunst verfügt haben, das Manko aber machten jene mit Kurven und Augenaufschlag wett.
Es ging textlich oft recht unverblümt zur Sache, die „Sache“ wurde schon im Song-Titel beim Namen genannt. Denken wir nur an „I Want A Lip“, „Love Potion No. 9“, „Topless“, „Hall of Shame“, „Separate The Men From The Boys“, „Long-Playing Daddy“ oder „I´m Your Slave“. Dank Jayne Mansfields Cover-Version von Marilyn Monroes „Let´s Do It” wissen wir nun endlich auch, woher Ingrid Steeger, die deutsche Sexbombe der 70er Jahre ihre Inspiration bekommen hat. Unter den ausgewählten Lust-Liedern findet sich auch die Geschichte der „Christine“ auf zwei Songs, von Miss X und ihrer italienischen Antwort Andrea Tosi.
Dazu kommen bekannte Instrumentals, die zurück in die Strip-Clubs und Burlesque-Shows jener ungehemmten Zeit führen, allen voran die legendäre Striptease-Hymne „The Stripper“ von David Rose, dazu Cozy Coles „Bad“ und die wunderbar heiße „Fever“-Version von Richard Marino & His Orchestra.
Es ist eine wirklich pikante und äußerst vergnügliche Zusammenstellung von Songs und Instrumentals um Sex, Sex und noch mal Sex geworden. Song für Song in den Liner Notes des angemessen erotisch und üppig bebilderten farbigen 28-seitigen Booklets von Bill Dahl erläutert und kommentiert. Dafür unser Prädikat, den Musenkuß!