Oldie Markt 05/03 23
Rockabilly & Pop
Obwohl Johnny Burnette einige der besten Rockabilly-Aufnahmen überhaupt vorlegte, wurde er als Solist erst mit poppigen Titeln bekannt.
Es ist ebenso bedauerlich wie wahr, dass die Qualität der Musik nicht gleichbedeutend mit ihrem Erfolg ist. Dafür ist die Karriere von Johnny Burnette, wie man sie dank der 9 CD-Box The Train Kept A-Rollin'-Memphis To Hollywood (Bear Family BCD 16438 IL) von den ersten Aufnahmen der Burnett Rhythm Rangers 1955 bis zu seinen letzten Sessions kaum ein anderes Trio gab, dass den neuen Sound so wild und so gekonnt interpretierte wie das Johnny Burnette Trio. Doch genau die Aufnahmen, die die drei berühmt gemacht haben, waren vom kommerziellen Standpunkt aus gesehen derartige Flops, dass Johnny bei dem ersten Treffen mit Ricky Nelson dem, als er ihm zu Train Kept A-Rollin' gratulierte 1964 in Hollywood nachvollziehen kann, ein ausgezeichnetes Beispiel.
Denn tatsächlich foppten die Platten, die seinen Namen bis heute zu einer Legende gemacht haben, total, doch die Produktionen, die seine Fans eher elend hinnehmen, ermöglichten ihm das Überleben jenseits seiner Fähigkeiten als Songschreiber, die ihm seine größten Erfolge einbrachten. Doch von Anfang an: Die beiden Burnette-Brüder Johnny und Dorsey wuchsen im Norden von Memphis auf und fingen schon als Teenager mit der Musik an, nachdem ihre sportlichen Ambitionen gescheitert waren. Von Anfang an besaßen sie zwei Eigenschaften: Enthusiasmus und die Fähigkeit, so ziemlich jeden Streit zu finden, der im Umkreis von 100 Metern stattfand. Deswegen waren sie zuerst in den Musikerkreisen von Memphis weit mehr berüchtigt als berühmt, doch als sie Country für Rockabilly verließen, und mit Paul Burlison als Gitarristen zu arbeiten anfingen, wurde sehr schnell deutlich, dass es erwiderte: „Du meinst, du hast eine von den wenigen Platten gekauft, die davon über den Tisch gingen?"
Tatsächlich war das Trio aufgrund des mangelnden Absatzes gezwungen, fast ständig zu touren und diesen Druck hielten Dorsey Burnette und nach ihm Paul Burlison nicht stand, so dass Johnny 1957 alleine da stand und ohne eine echte Perspektive war, außer der des Songschreibers. Nachdem er sich mit seinem Bruder wieder vertrug — die Streitkultur der beiden war legendär — fuhren die beiden nach Kalifornien und hatten Erfolg: Ricky Nelson war von ihren Songs bei dem oben beschriebenen Treffen schnell überzeugt und nahm gleich zwei Lieder von ihnen auf, von denen sowohl Waitin' In School als auch Believe What You Sav charteten. Unter dem eigenen Namen klappte es zunächst nicht — ob als Duo oder alleine.
Erst als Dorsey 1960 mit Tall Oak Tree chartete, schien der Fluch gebrochen und auch Johnny schaffte mit Dreanün' einen Nr.-11-Hit in den USA. Was allerdings für einen so fruchtbaren und guten Songschreiber seltsam und sicherlich auch frustrierend war: Mit seinen eigenen Liedern gelang ihm kein Hit, das schienen nur andere zu schaffen. Immerhin erreichte er noch einige andere kleiner Treffer, doch 1963 war seine Solo-Karriere schon wieder go gut wie vorbei .
Die letzte Session fand im März 1964 statt — produziert von David Gates — kurz darauf starb er bei einem Bootsunfall. Die Box und das tolle Buch erweisen ihm die Reverenz, die ihm zukommt.