In diesem Sommer 2018 durften wir euch bereits das Debütalbum A Deeper Blue der aus dem hessischen Schrecksbach stammenden Beat Combo The Petards vorstellen. Das Label Bear Family Records hat nun mit der Aufarbeitung des vorhandenen Materials der bereits 1972 wieder aufgelösten Band weitergemacht. Nachdem das oben genannte Debüt auf einem sehr kleinen Label erschienen war, wechselte das Quartett anschließend zu Liberty Records, wo zunächst die gleichnamige zweite Scheibe erschien. Für die Theater-Saison 1969 nahmen The Petardsdazu einen Job bei Bremer Theater als Band für das Stück "Tut was ihr wollt" an, das ihnen zwar großen Spaß machte, leider aber nicht sehr erfolgreich war. Da man auf einem Bein bekanntlich nicht stehen kann, schrieb und arbeitete der Vierer allerdings nach wie vor an neuen Songs. Im September 1969 meldete sich dann Sigi Loch, der Stammproduzent der Hessen, um sie ins Studio zur Einspielung eines neuen Albums zu bestellen. Innerhalb von gerade mal fünf Tagen wurde dann nicht nur die neue Scheibe "Hitshock" eingespielt, sondern zusätzlich noch genügend Material für vier Singles. Respekt!
Der Opener "Take Me, Shake Me" fängt zwar mit dem von der ersten Scheibe gewohnten Beat an, jedoch ändert sich die musikalische Ausrichtung bereits sehr schnell und weist schon im zweiten Teil dieses ersten Tracks deutlich psychedelische Züge auf. Für die Kompositionen waren nach wie vor die Brüder Horst und Klaus Ebert zuständig, die aber auch hier keine Schwäche erkennen lassen. "Blue Fire Light" ist eine weitere kleine Perle der psychedelischen Pop/Rock-Musik mit einer sehr dominanten Orgel. Leider sind keine Angaben zu finden, von dem diese (wie ebenso die zusätzlichen auf der Platte zu hörenden Flöten, Synthesizer, Mellotron usw.) zusätzlichen Instrumente gespielt wurden. Fakt ist aber, dass sie den Sound der Petards nicht nur deutlich erweiterten, sondern diesem auch verdammt gut taten.
"Special Sunset For A Lady" klingt wie ein von bewusstseinserweiternden Mitteln hervor gerufener Traum an einem Tag im Park. Das ist bzw. war sehr stark gemacht und damit brauchten sich die Hessen auch beileibe nicht vor den damals großen Namen zu verstecken. Mehrstimmiger Gesang bringt zusätzliche Abwechslung und stellt einen weiteren Pluspunkt heraus. Zu Beginn der zweiten Seite wird es mit "Keep On" dann wieder deutlich rockiger, während der psychedelische Sound während der zweiten Hälfte der Platte insgesamt etwas zurückgefahren wurde. Was so geglückten Titeln wie "Sunshine Rainshine" oder "My World" jedoch nichts von ihrer Klasse nehmen konnte und kann. Vielmehr kann man eigentlich nur staunen, denn auch die weiteren Stücke weisen keinerlei Schwachpunkte auf (sehr stark: "Stone By Now" sowie das locker-flockig rockende "Roaver On The Roam"), sondern halten das hohe Qualitäts-Level scheinbar spielend.
Nicht nur der Sound dieser auf 180g-Vinyl gepressten Platte ist super, auch die Hüllen-Gestaltung im aufklappbaren Gatefold Cover (inklusive des auch der Original-Veröffentlichung von 1970 beiliegenden DinA-3 Posters) ist hervorragend gelungen. Addiert man dazu die wirklich starken Songs, dann bleiben kaum noch Wünsche offen. "Hitshock" wird allgemein als das ausgereifteste und stärkste Werk der Petards bewertet, was ich aufgrund meiner Unkenntnis hinsichtlich der Platten Nr. zwei und vier zwar (noch) nicht bestätigen kann, gegenüber dem ohnehin schon starken "A Deeper Blue" war es jedoch zweifelsfrei ein deutlicher Schritt nach vorne. Ende 1970 wurde noch ein letztes (Doppel-) Album ("Pet Arts", erschienen 1971) aufgenommen, bevor Klaus Ebert die Band verließ und einen Job als Label-Manager bei Metronome annahm. Leider war dies auch der Anfang vom Ende der Petards, die sich schließlich 1972 auflösten.
Dennoch ist "Hitshock" ein dicker Tipp für die Freunde der psychedelischen Rock-Musik (nicht nur) aus Deutschland und der Zeit um 1970.