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Chuck Berry Rock And Roll Music - Any Old Way You Choose It * *1/2 Eine voluminöse, prächtig ausge-stattete Werk-Box mit 16 CDs
Eigentlich wollte Charles Edward Anderson Berry aus St. Louis/Mis-souri, Gitarrist im Trio seines Chefs, Johnnie Johnson, nur ein paar Blues-Songs aufnehmen. Auf einen Tipp von Muddy Waters hin war er im Büro der Chess-Brüder in Chica-go vorstellig geworden. Zufällig hat-te er als Demo auch eine alte Fiedel-Melodie vorbereitet, 1938 unter dem Titel „Ida Red" ein Hit für Bob Wills und seine Texas Playboys, jetzt von Berry clever unter dem Titel „May-bellene" in eine kleine, neumodische Rock'n'Roll-Musik umformatiert. Das gefiel Phil und Leonard weit besser, denn der Song hatte viel mit flotten Autos und der ganzen aktu-ellen Teenagerkultur zu tun. Es wurde der erste von vielen epo-chalen Hits in den kommenden Jah-ren, bevor ein Richter Chuck Berry in den Knast schickte: Er hatte ei-ne Affäre mit einem minderjährigen Teenager angefangen.
Seinen Ruf konnte das nicht zerstören. Brian Wilson machte damals mit neuem Text aus „Sweet Little Sixteen" einen der großen frühen Hits der Beach Boys („Surfin' U.S.A."). In England nahmen von den Beatles und den Rolling Stones bis hin zu Steve Gib-bons und den Faces Generationen nachgeborener Rock'n'Roller seine Klassiker auf. In dieser monumentalen Box fin-det man nicht nur alle sogenannten Final Masters seiner Studioaufnah-men für Chess und Mercury versam-melt, sondern auch viele Stereo-Remixes und die letzte LP von 1979 für Atlantic - allesamt in exzellen-ten Neuüberspielungen. Und unter den Live-Mitschnitten auf den letz-ten fünf CDs die beiden nach dem Knast bei den Comeback-Konzer-ten in Walled Lake bei Detroit auf-gezeichneten, bislang nie veröffent-lichten Auftritte. Komplett auch den vom Toronto Rock'n'Roll Revi-val im September 1969. Wie häufig er zwischendurch den berühmten Blues-Kollegen seiner Plattenfirma und den Idolen seiner Kindheit -T-Bone Walker, Louis Jordan, Mud-dy Waters und Elmore James -nacheiferte, dokumentieren nicht nur viele der Aufnahmen, davon er-zählen auch auf über hundert Seiten die Liner Notes. (Bear Family) FRANZ SCHÖLER