Presse - Duane Eddy - Twangin' From Phoenix To L.A. - zeitzeichen Mai 2012

zeitzeichen Mai 2012 Circ.: 13.800
Mann im Hall - Der Gitarrist Duane Eddy
Duanc Eddy: Twangin. From Phoenix To L.A. — The Jamie Ycars. (5 CDs-Box im LP-Format. mit Hardcoverbuch/ Bear Family aoia)
Nicht geheimnisvoll, aber doch be-rnerkenswert: Etwa alle fünf Jahre erwähnt zeitzeichen den 1938 gebore-nen US-Gitarristen Duane Eddy — bis-lang immer im Zusammenhang mit Lee Hazelwood. Erstmals im Kontext der Wiederentdeckung von dessen Songs (zz ii/zoo2), dann aus Anlass von Hazel-woods letztem Album (zz 3/zoo7). Denn als Produzent war er zentral an Eddys wesentlichem Beitrag zur Popgeschich-te beteiligt, dem „Twang". Ein satter, aus der Tradition der Country- und Wes-terngitarre herkommender Sound mit vibrierendem Echo und viel Hall, zu dem er das Songleitmotiv auf den Basssaiten spielte.

Der Duane-Eddy-Stil, für den ihn Saitenkollege John Fogerty (Leadgitarstst von Creedence Clearmlater Revival) zum „allerersten Rock'n'Roll-Gitarren-gott" erklärte. Hazelwoods Beitrag zu Eddys Werk bestand neben Ermutigung zum Röhren im Einsatz eines alten guss-eisernen Getreidesilos als Echokammer, durch den er eine höhlenartige Anmutung erzielte. Eddy selbst findet übrigens, sein größtes Verdienst sei es, nie gesungen zu haben. Bis heute verkaufte er über Zig Millionen Schallplatten und CDs, was für einen reinen Instru-mentalmusiker erstaunlich und gewiss nicht durch seinen Einfluss auf ande-re Gitarristen erklärlich ist. Es hat mit dem von ihm geprägten Stil zu tun, der sich nun extensiv mit der CD-Box „The Jamie Years" erkunden lässt. Sie enthält neben einem mit Fotos, Diskografie und Essay ausgestatteten Hardcoverband 140 Aufnahmen, die er 1958 bis 1962 für das Jamie-Label in Philadelphia machte — darunter neben vielen Hits zahlreiche Versionen davon mit Overdubs wie zu-sätzlichen Saxophonspuren oder „vocal whoops" und Seltenheiten. Während Spätere, wie der magische Virtuose Jimi Hendrix oder der druckvolle Turbo-Blueser Rory Gallagher, eine individuell ausgeprägte Handschrift entwickelten, ist es bei Eddy sozusagen vor allem die Farbe der Tinte, die das Geheimnis zu enthalten scheint. Sehnsuchtsvoll, aber nie spektakulär, voller Andeutungen, doch dabei gezähmt, verhalten. Mar-kant gerade in dem, was sie nicht expli-zit ausdrückt, aber so eben Platz für das schafft, was wir Zuhörer dringend unter-zubringen haben. Obwohl das aus heu-tiger Warte manchmal seltsam und gar kirmeskomisch klingt, Stücke, die in den frühen 7oem als Reitturnier-Pausenmusik oder auch in unterfrequentierten Eislauf-hallen laufen mochten, berührt der Klang immer noch. Es sind offenbar tiefere Schichten betroffen. Diese „Farbe" ver-fängt ähnlich wie Romane des vor Zoo Jahren verstorbenen Karl May, bei denen wir als Erwachsene zwar längst fremdeln, aber immer noch den Reiz der naiv ge-radlinigen Wunscherfüllung verspüren. Der Reiz des Duane-Eddy-Sounds sind die Sehnsuchtsräume, die er zugänglich macht. Heiter bis wolkig. Präzise Leer-stellen für das Seelenseufzen der Kreatur. UDO FEIST

Tags: Duane Eddy

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