Fatboy / Songs Our Mothers Taught Us – CD-Review
Kaum läuft der erste Song, muss man unweigerlich aufmerken. Denn die Musik springt sofort an, man glaubt, das alles einerseits schon einmal gehört zu haben und andererseits klingt es dann doch irgendwie anders. Dieses Album dürfte das vierte der Jungs sein und bietet, um es vorwegzunehmen, eine rasante Mischung recht unterschiedlicher Einflüsse. Grundsätzlich denke ich an die fünfziger Jahre, an die Zeit, als sich Rockabilly etablierte. Doch das trifft nur auf gewisse Grundmuster zu, denn diese Musik swingt weniger und rockt mehr, ganz trocken bisweilen. Ich assoziiere dann schnell Musiker und Bands wie Link Wray, Stray Cats, Roy Orbison oder Chris Isaak und dazu gibt es noch hin und wieder eine fette Prise Punk und hinsichtlich einiger sehr harmonisch wirkender Bestandteile auch noch ein Löffelchen Popmusik dabei. Und fertig ist diese gehaltvolle 'Fatboy-Suppe'.
Diese wird gekocht seit etwa Ende der siebziger Jahre, als sich die einzelnen Bandmitglieder zunächst in anderen Bands versuchten. (Krazy Legs, Shakin' Lee Taylor & The Maniactors) Anlässlich eines Konzerts der Stray Cats, viele Jahre später, fanden sich Thomas Pareigis und Alf Östlundzusammen und beschlossen mit weiteren Musikern, die Band Fatboy ins Leben zu rufen, die Geburtsstunde soll im Jahre 1996 gewesen sein. Doch erst im Jahre 2004 gab es die erste Plattenveröffentlichung mit "Steelhearted".
Das mag sich zwar ansatzweise so anhören, doch es ist nicht dieser typische Retro-Sound, an dem sich einige Bands versuchen, hier spürt man das Eigene, das sich diese Band wahrscheinlich auch vorgestellt hat, ganz deutlich.
Stark, wie sich die Gitarre mit ihrem ganz tief gespielten Sound gleich beim Eröffnungssong ordentlich eingräbt und dazu das Schlagzeug einfach nur locker und lässig treibt, "Way Down Low" ist noch lockerer und swingt mehr, aber auch so richtig schmachtend wird es mit Songs wie "Moment That Counts".
"Busy Bee" wirkt Ska-infiziert, selbst ein wenig Polka schimmert irgendwie durch, "Love Creole" wurde mit einem speziellen Gast eingespielt, und zwar mit Bela B. (Die Ärzte). Mit donnerndem Schlagzeug stampft "Born To Love One Woman", aber dennoch bleibt es locker und swingend, auf der rockigen Basis tummeln sich Rockabilly und auch ein wenig Surfmusik.
Und so wechselt die Stimmung von Song zu Song, insgesamt bereitet das Hören immensen Spaß, und man bemerkt die hohe Qualität und Spielfreude, ja, diese Musik ist von Könnern und Profis eingespielt worden. So manch ein Stück könnte als Soundtrack zu Filmen von Quentin Tarantino herhalten. Ach, ich muss sofort wieder von vorn anfangen, denn "Cruel Love" kann richtiggehend süchtig machen, für mich der kleine Hit der Scheibe, und "Bad News From Pretty Red Lips" ist übrigens recht ähnlich…