Presse - Ric Cartey - Oooh-Eee - The Complete Ric Cartey - ohrenbalsam

Am 20. Oktober 2017 veröffentlichen Bear Family Records die RIC CARTEY CD "Oooh-Eee ! - The Complete Ric Cartey". Diese musikalische Zeitreise mit 32 Tracks macht richtig Laune. Als Ric Cartey 1956 in Atlanta mit Unterstützung des Gitarristen Charlie Broome und dessen Jiv-A-Tones die melodische Ballade für das Newcomer-Label Stars, Inc. aufnahm, konnte niemand ahnen, dass nicht eine, nein: zwei Coverversionen von Young Love, das Ric zusammen mit seiner Freundin Carole Joyner geschrieben hatte, im darauffolgenden Februar bis an die Spitze der nationalen Charts schießen sollten. Whaley Thomas Cartey war einer der jungen musikalischen Hoffnungsträger aus Atlanta, wo er am 18. Januar 1937 geboren wurde.

Schon in jungen Jahren begann die musikalische Partnerschaft zwischen Ric und dem Gitarristen Charlie Broome. Ric and The Jiva-Tones (so buchstabierte Stars, Inc. den Namen auf dem Etikett) nahmen Young Love 1956 auf. Als rockende B-Seite wählte Cartey Oooh-Eeee aus, eine stampfende Nummer, die Chuck Atha bereits Anfang des Jahres aufgenommen hatte und die von Jerry Reed, dem Gitarrenhexer der lokalen Szene, geschrieben wurde. Außerdem steuerte Reed die scharfen Gitarrenlicks für Rics Version bei. Der bei Capitol unter Vertrag stehende Countrysänger Sonny James nahm ebenfalls Young Love auf. Seine Produktion klang knackiger als Carteys Original. Sonnys Version ging ab wie eine Rakete, nicht nur im C&W-Markt sondern auch auf dem Gebiet des Pop. Doch er musste sich gegen eine reine Popfassung des Songs behaupten, die der junge gutaussehende Schauspieler, aber unerfahrene Sänger Tab Hunter für das von Coverversionen begeisterte Label Dot eingespielt hatte.

Als der Rauch abgezogen war, hatten sowohl James als auch Hunter in zwei aufeinanderfolgenden Wochen im Februar 1957 Young Love jeweils bis an die Top-Position der Charts gebracht. Cartey musste sich damit begnügen, einen Nummer-Eins-Hit für zwei andere Sänger geschrieben zu haben, anstatt selbst einen Top-Hit zu landen. Cartey und The Jiv-A-Tones blieben nach dem internationalen Sensationserfolg von Young Love nicht länger zusammen. Die von RCA veröffentlichte Nachfolgesingle erwähnt die Jiv-A-Tones nicht auf dem Etikett. Doch Jerry Reed war dabei und verantwortlich für die umwerfende Leadgitarre auf beiden Seiten, jeweils auf einer akustischen Gitarre gespielt. Er schrieb das übermütig klingende und von einer Vokalgruppe begleitete I Wancha To Know, das durch den besonders wilden Gesang von Cartey besticht. Danach schickte RCA Cartey nach Nashville, um mit dem Produzenten Chet Atkins zusammen zu arbeiten.

Am 29. März 1957 trommelte Atkins Reed und Jack Eubanks als Gitarristen, den Bassisten des A-Teams Bob Moore, Schlagzeuger Jeff Richards und eine männliche Vokalgruppe, The Sunshine Quartet, für Rics erste Music-Row-Session zusammen. RCA hielt die beiden von Cartey für diese Session geschriebenen Songs, Gotta Be Love und die Ballade Crying Goodbye, zurück, besaß allerdings genügend Zuversicht bei den beiden anderen Songs, um sie als Single herstellen zu lassen. Let Me Tell You About Love, ein leichtfüssiger Rocker, war von Joe South geschrieben worden. Die Rückseite von Rics Single, das entschlossen wirkende Born To Love One Woman, war die Coverversion eines damals kurz zuvor erschienenen Songs des Newcomers Don Johnston auf Mercury. Atkins versuchte es am 15. Juli 1957 erneut mit Cartey. Die beiden an jenem Tag eingespielten Songs waren Neufassungen von harten Klassikern des Chicago Blues. Willie Dixons My Babe brachte 1955 Little Walter bis an die Spitze der R&B-Charts. Der Song passte hervorragend ins Rockabilly-Schema. Unterstützt von Jerry Reeds typisch bösartiger Gitarre wurde Cartey My Babe gerecht.

Das ebenfalls von Dixon geschriebene Mellow Down Easy, auch eine Nummer mit Rockabilly-Ansatz, profitiert eindeutig von den wabernd klingenden Gitarrensounds. Die beiden Bluessongs wurde von RCA als Ric Carteys letzte Single für das Label herausgebracht. Ric Cartey unterzeichnete 1958 einen neuen Plattenvertrag mit dem erst kürzlich gegründeten Label NRC. Sein Scratching On My Screen war eine stampfende Abhandlung von Washboard Sams Vorkriegsblues Diggin’ My Potatoes. Offensichtlich war Ric ein großer Bluesfan. Die entspannte Rückseite My Heart Belongs To You bewegte sich vor einem ähnlich mit Echo überladenem, perkussiven Hintergrund. Doch es kam zu keiner weiteren Session bei NRC. Cartey gründete daraufhin sein eigenes El Rico Label. Er schrieb eine süßliche Ballade, To Love, die von der Melodie her entfernt an Young Love erinnerte während Ric seine Botschaft von der Hingabe in alle Ewigkeit ins Mikro schmalzte. You’re My Happiness, eine schnelle bezaubernde Nummer, füllt die andere Seite.

Es gab insgesamt drei Singles auf El Rico. Er nahm u. a. Mellow Down Easy erneut auf und eine neue Originalkomposition, Leave Me Loose, beides harte Rocker. Irgendwie schaffte es Cartey 1963 mit ABC Paramount eine Vereinbarung über die Veröffentlichung einer einzigen Single zu treffen. Poor Me wurde in einem ansteckenden, mittleren Tempo aufgenommen. Something In My Eye hingegen war flott und luftig. Zu einer zweiten Single auf ABC sollte es nicht kommen. Später arbeitete Ric als Touragent. Die kontinierlich eingehenden Tantiemen aus Young Love hatten ihn einst darüber hinweg getröstet, mit dem Song nicht selbst einen Hit gelandet zu haben. Nun sorgten diese Einnahmen über Jahrzehnte dafür, dass Cartey keine Geldsorgen hatte, besonders dann natürlich, wenn andere Künstler mit seiner Schöpfung in die Hitparaden kamen. Connie Smith und Nat Stuckey, Donny Osmond, Ray Stevens, Tommy Steele aus Großbritannien, Frankie Avalon, The Lettermen, Lesley Gore, Mary Hopkin und viele andere versuchten sich an Young Love. Whaley Thomas Cartey starb am 5. August 2009 in Palm Harbor, Florida. Man wird sich an ihn immer erinnern, aufgrund dieses einen Songs. Diese Zusammenstellung belegt allerdings zweifelsfrei, wieviel mehr als nur Young Love in Ric Carteys großartigen Vermächtnis steckt. Eingestellt von Jolly Joker um 07:49

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Tags: Ric Cartey

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