Stereo, Oktober 2010, Circulation: 44.800, HiFi-Music mag
Robert Mitchum CALYPSO IS LIKE SO ... Bear Family, www.bear-family.de
In der Rolle des mörderischen Predigers in „The Night of the Hunter" oder als mordlüsterner Ex-Knacki in „Cape Fear" dürfte Robert Mitchum weithin bekannter sein denn als Komponist, Drehbuchautor und Sänger. Doch schon „Thunder Road" war— lange Jahre vor Springsteens gleichnamigem Song auf „Born To Run" — ein kleiner Hit, den Mitchum 1958 neben dem Drehbuch für einen Film Noir geschrieben hat-te. Mit „Little Old Wine Drinker Me" hatte er 1967 dann einen so großen Country-Hit, dass Kollege Dean Martin den wenige Monate später auch aufnahm.
Zu dem Zeitpunkt war Mitchums zehn Jahre vorher während der Dreharbeiten auf Trinidad inspirier-te LP „Calypso Is Like So ..." längst so etwas wie Kult geworden — poli-tisch absolut inkorrekt, alles ande-re als gediegen ä la Harry Belafon-te vorgetragen, mehr dem Stil von Originalen wie Mighty Sparrow oder Growling Tiger verpflichtet (auch wenn er da ebenfalls „Mama, Loo-ka Boo Boo" und „Matilda, Matilda" nicht außen vor lassen wollte) und für heutige Verhältnisse bei man-chen Songs schon unglaublich se-xistisch! Dass die Preise für Prosti-tuierte ständig steigen, beklagt „Jean and Dinah" (Autor besagter The Mighty Sparrow), während „From A Logical Point Of View" Rat-schläge gibt wie den, dass man sich niemals eine Schönheit, sondern besser eine hässliche Frau zum Wei-be nehmen sollte, weil die nie „things in a funny way" tut, sondern ihren Mann immer glücklich machen würde. „Take Me Down To Lover's Row" über ein reiches Mädchen, das entjungfert werden möchte, war ebenfalls kein traditionelles Liedgut, das ein Harry Belafonte sei-nem internationalen Publikum zu-gemutet hätte. Das politisch entschieden unver-fänglichere „Not Me" (ein King-Ra-dio-Song mit der Botschaft: Frauen sind heute viel smarter als Männer) war da allemal konsensfähiger wie auch „Beauty Is Only Skin Deep" (mit der Erkenntnis, dass sie aber Frauen nun mal wunderbar stehe). Mitchum machte sich den Spaß, das im Zweifelsfall auch im Dialekt-Eng-lisch der Einheimischen zu singen. Dabei war er so souverän, bisweilen
(wie im Übrigen auch auf dem Co-ver) das eigene Macho-Image ein wenig zu persiflieren. Als Interpret war er dabei weit talentierter als der Kollege Lee Marvin, der „Wandirin' Star" mehr brummelnd denn sin-gend zum Nr. 1-Hit machte. Die Überspielung hier wahrt — im Pegel nicht ängstlich — die ganze Original-Dynamik der (Mono)Pro-duktion. Die Pressqualität geht voll in Ordnung. Franz Schöler
Stereo, Oktober 2010, Circulation: 44.800, HiFi-Music mag