Da muss ich doch leider gleich böse werden: Raues Gekrächze macht noch lange keine Wanda Jackson! Denn an diese Künstlerin muss man assoziativ denken, wenn man die ersten Strophen der Sängerin Sandy Wild hört. Sorry, das ist etwas zu stark aufgetragen, wo bleibt da das eigene Profil? Denn inmitten der Imitationsversuche bleibt die Stimme zu oft einfach stecken, kann sich nicht entfalten und ist limitiert auf das arge Strapazieren der Stimmbänder. Hier empfiehlt sich, nach einem eigenen Ausdruck zu suchen, denn die Grundlagen sind durchaus vorhanden. ("Miss Your Face", "Honky Tonk Heartache" zum Beispiel)
Hier nun wird das zweite Album von Sandy And The Wild Wombats, die 2014 gegründet wurden, vorgelegt. Man hat offensichtlich versucht, den Stil des Rockabilly der Fünfziger in die Neuzeit zu transportieren und ihm dabei einen modernen Anstrich zu verpassen. Weitestgehend hat das auch sehr gut geklappt, der Bassmann slapt druckvoll und der Gitarrist bringt flüssige und druckvolle Soli und glänzt auch sonst durch flexibles und professionelles Spiel. Nur der Schlagzeuger drischt mir oft zu sehr anstatt etwas lockerer zu swingen, dabei hat er mit dem Bass doch einen guten passenden Mitstreiter.
Ja, Bands wie die Stray Cats beispielsweise kommen eben nicht alle Tage vor, ich denke jedoch, dass Sandy And The Wild Wombats bei Livekonzerten eine feste Bank für gute Stimmung sein dürften. Denn mitreißend sind sie allemal, die Rhythmen – und nach ein paar Bierchen läuft ohnehin vieles besser. Ein paar Songs schälen sich positiv aus der Masse heraus, das an eine dem Rockabilly verfallenen ZZ Top erinnernde "Cure Your Ill" ist meines Erachtens einer der besten Songs des Albums, denn dieser Schuss Blues-Rock tut der Band recht gut, hier scheinen die Musiker besser geerdet zu sein als in originär swingendem Rockabilly.
Ach ja, und ganz am Ende, als Teil von "Rockabilly Man", hält sich noch ein Bonus-Track versteckt, "Honky Tonk Heartache", und startet gleich nach nur sechs Sekunden Pause. Und ich muss gestehen, dieser Honky Tonk–Stil steht der ganzen Band sehr gut, das wäre doch einmal ein ordentlicher An- und Vorsatz für eine neue Platte, oder?