Sharon Lewis And Texas Fire / Grown Ass Woman – CD-Review
The Real Deal aus dem Jahr 2013 war ein Album, bei dem »[…] ein kleines Quäntchen, das mir die Nackenhaare hochstellt, fehlt […]«. So schrieb der Kollege Wolfgang seinerzeit unter anderem zum Album.
Sharon Lewis ist nun mit der Scheibe "Grown Ass Woman" zurück. Neu ist gegenüber dem Vorgänger der Wechsel an der Gitarre. Steve Bramer, von dem noch die Rede sein wird, übernimmt die sechs Saiten seines stromverstärkten Arbeitsgeräts und Andre Howard ist für die dicken Stränge zuständig. Gäste sind unter anderem Joanna Connor und die Harper Sugar Blue sowie Steve Bell. Kenny Anderson ist der Brass-Leader einer dreiköpfigen Bläserabteilung.
Sharon Lewis verdingt sich schwerpunktmäßig dem Chicago Blues. Als Songwriterin taucht ihr Name bei sechs Tracks auf. Einige Nummern schrieb der Gitarrist Steve Bramer. Coversongs gibt es wenige, allerdings werden die Augen beim Titel des Scheiben-Abschlusses schon etwas größer: "Soul Shine" von Warren Haynes.
Fast eine Stunde stellt uns die Künstlerin zusammen mit ihrer überzeugenden Band zur Verfügung, um ein Urteil über die Blues-Qualitäten des Albums zu fällen.
Sharon Lewis ist eine ausgesprochen ausdrucksstarke Sängerin, die mit ihrer Stimme jeden Blues-Fan erreichen wird. Sharon Lewis und Steve Bramer haben Songs geschrieben, die einen klasse Bogen um den Blues als Zentrum spannen. Dabei geht man bei der Reihenfolge der Tracks ziemlich behutsam vor. Stilwechsel innerhalb des Genres gibt es natürlich einige. Diese werden mit Bedacht gewählt. Ein extremes Pendeln oder Stil-Hopping ist nicht festzustellen. Irgendwie ergibt sich die Reihenfolge organisch.
So darf sich der Hörer auf Abwechslung freuen. Soul, Country und Jazz, um nur drei Varianten zu nennen, sind die Würze der insgesamt vierzehn Kompositionen.
Fast möchte man das Statement "Can’t Do It Like We Do" als hochnäsig ansehen. Fakt ist, dass diese Nummer gut shuffelt und groovt, aber so ein Lied aus dem Chicago-Milieu können andere Musiker auch abliefern. Der Harper Sugar Blue steht hier im Fokus und hinterlässt bei diesem Track seinen eindeutigen Fingerabdruck. Ein Top-Mundharmonikaspieler in Topform in einem guten Song. Sharon Lewis steht mit ihrer Stimme außerhalb jeder Kritik.
Was bringen die fast sechs Minuten "Soul Shine" zutage. Auf Sharon Lewis' Stimmbänder scheint der Soul in leuchtenden Farben. Die Sängerin schüttet in jedem Song ihr Herz aus und überzeugt. Das und das Roosevelt Purifoy-Orgelsolo lässen die Komposition auf der Niveau-Leiter höher klettern. Es gibt Versionen, die schwächer, aber auch besser sind.
Einer Vorstellungsrunde gleich, steht die Bläser-Fraktion bei "Hell Yeah!" im Fokus. Trompeter Kenny Anderson, Hank Ford (Tenorsaxofon) und Jerry DiMuzio (Baritonsaxofon) lassen den Funk aus seinem Käfig und verpassen dem Stück einen feurigen Touch. Der Kontrast zum honky Piano passt prächtig. Toll!
Dann ist Joanna Connor an der Reihe. Sie hat für "Chicago Woman" gleich das Bottleneck übergestreift und sorgt für verdammt rockige Action in der Nummer. Die Frau ist richtig gut. Aber ab dem Slide-Feuerwerk von "Chicago Woman" wird das Augenmerk auf ein weiteres Mitwirken der aus Chicago stammenden Künstlerin gelegt. In "Freedom", einer Steve Bramer-Komposition, gastiert sie ein zweites Mal. Sharon Lewis & Co. lassen es rocken und landen mit dieser dynamischen Auslage auch beim Hörer.
Gut ist der Slow Blues "Home Free Blues" und der Titeltrack "Grown Ass Woman" hat den Groove gepachtet. Auch wenn nicht spektakulär, kann diese Nummer für gute Laune sorgen. Steve Bramer hat ein tolles Blues-Feeling und seine Beiträge, wie auch die des Tastenmanns Roosevelt Purifoy sind klasse und hauchen der Scheibe Leben ein.
Mit den Gastmusikern und Sharon Lewis-Bandmitgliedern hat die Künstlerin einen überzeugenden Nachfolger von "The Real Deal" veröffentlicht.
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