Bluesnews January - March 2009 Circulation: 12.000 -- Musicrnag
Bear Family Rocks Again! The Cadlllacs Rock (Bear Family, 78:52) Shirley & Lee Rock (Bear Family, 73:06) Lloyd Price Lloyd Rocks (Bear Family, 78:56) In der letzten Ausgabe war es Screamin' Jay Hawkins, der auf Bear Family rockte, heuer sind es gleich drei CDs aus der ,,Rock(s)"-Serie, die in das Feld des klassischen schwarzen R&B fallen. Die Cadillacs waren eine der namhaftesten, vielseitigsten und musikalisch hochwertigsten Vokalgruppen innerhalb einer riesigen Szene, die von gospelig-bluesig über fetzig bis hin zu Novelty und Schmalz reichte. Was so ein richtiger . Vokalgruppen-Fan ist, der liebt seine Balladen -und tatsächlich sind es zumeist die „Tearjerker", die bei den wahren Aficionados des Stils am höchsten im Kurs stehen. Doch der weniger sentimentale R&B-Fan bevorzugt halt zumeist die weniger schmalzigen Harmoniegesangsnummern, und da kommt diese Serie genau richtig, denn Bear Family verzichtet hier ja bewusst auf die lahmen Enten des Repertoires der jeweiligen Künstler. Zum Glück haben die Cadillacs von 1954 bis 1959 für das New Yorker Josie-Label genug flotte Titel eingespielt, um diese CD bis an den Rand zu füllen. Dazu gehört natürlich der große Hit der
Gruppe, ,,Speedoo", und auch das Follow-up „Speedoo Is Back" fehlt nicht. „Zoom'', „Holy Smoke Baby", „Great Googly Moo" - ein Fetzer oder Groover folgt dem anderen und zu allem gibt's exzellente anonyme Begleitcombos (wobei die tollen Saxsoli wohl meistens von Jesse Powell stammen). Gegen Ende der CD (bzw. der 50er Jahre) macht sich der Einfluss der Coasters bemerkbar und die Cadillacs erzählen kleine lustige Geschichten in ihren Songs -auch dies auf hohem Niveau. 34-mal hintereinander Cadillacs ist vielleicht nicht der optimale Einstieg in den Vocal Group R&B, aber wer das Genre mag und auf die Schmachtfetzen gut verzichten kann, für den ist diese Compilation gemacht. Von Shirley & Lee gibt es ebenso wie von den Cadillacs bereits jeweils eine 4-CD-Box auf Bear Family mit ihren komplettenAufnahmen, aus denen diese CDs ausgekoppelt sind. Bei den Cadillacs macht das Sinn, aber im Falle von Shirley & Lee muss man schon ein großer Fan der beiden sein, um sich 31 Titel am Stück anzuhören - und wer schon bereit ist, so weit zu gehen, der sollte sich gleich die kompletten Werke zulegen. Denn für die „Sweethearts of the Blues' muss man schon ein besonderes Faible haben - und das liegt an Shirley Goodmans Gesang, der so ziemlich das schrillste und piepsigste ist, was man im klassischen R&B finden kann. Ihr Partner Leonard Lee singt vergleichsweise gewöhnlich - sehr gut, aber unspektakulär.
Allerdings wurde der Großteil der Aufnahmen dieser CD (1952-63) in New Orleans in den Cosimo-Studios mit der Creme der örtlichen R&Bler aufgenommen -das heißt unwiderstehlicher Backbeat von Earl Palmer, heiße Saxsoli von Lee Allen und Herb Hardesty und kluge Arrangements von Dave Bartholomew. Trotzdem was für Spezialisten, die weit mehr von den beiden haben wollen als ihren Klassiker ,,Let The Good Times Roll". Der ist hier wohl auch das Haupt-Verkaufsargument, denn musikalisch hätte eine Auskoppelung aus der Smiley Lewis Box oder eine schöne Dave Bartholomew Compilation meiner Meinung nach mehr Spaß gemacht. Von Letzterem hätte ich mir ebenso wie von Lloyd Price eine schöne Bear Family Komplettbox gewünscht ... Nun ja, wenigstens gibt's jetzt diese definitive Zusammenstellung, die alle bisherigen Price-Sampler in den Schatten stellt und sicher auf dem CD-Markt gute Chancen hat, denn die Bootlegger - äh, 'tschuldigung, die Out-of-Copyright-arbeitenden Labels-können frühestens 2011 eine solch labelübergreifende Werkschau des R&B-Sängers anbieten. Mit „Lawdy Miss Clawdy" hatte Price seinen ersten Hit, das rockt zwar nicht wirklich, ist aber zum Glück hier mit drauf, und machte bis 1956 weiter Aufnahmen für Specialty (zumeist in New Orleans bei Cosimo Matassa, siehe oben), von denen 13 hier ver-treten sind. 1957 gründete Price sein eigenes Label, KRC, von dem hier 8 Titel (Feb. 57-Mitte 58) lizenziert wurden, die zum Teil noch nie offiziell wiederveröffentlicht wurden, darunter der Hit „Just Because", das Tee-Nah-Nah-ende „Georg ianne und der fantastische Boogie-Swinger ,,The Chicken And The Bop". 1958 ging Lloyd Price zum Major-Label ABC, wo sein Sound poppiger, aber auch erfolgreicher denn je wurde: „Stagger Lee", ,,Where Were You On Our Wedding Day" und „Personality" rocken zwar eher gefällig, waren aber große Hits. Mit seinen Coverversionen von ,Ain't That Just Like A Woman" (Louis Jordan) und ,,The Hoochie • Coochie Coo" (Hank Ballard) zeigte Price aber auch noch 1961 seine erdigen Wurzeln. Dies ist ein 100%ig willkommener Sampler, der 34 der besten Aufnahmen von Price versammelt und in keiner R&B-Sammlung fehlen darf. Lloyd Price ist heute noch aktiv, nicht nur musikalisch, sondern auch weiterhin als Geschäftsmann, z. B. mit seinen „Lawdy Miss Clawdy" Food-Produkten. (kk)