JazzThing, June-August 2016, Circulation: 35.000
THE KNOXVILLE SESSIONS
Ende der 193oer-Jahre suchten die Scouts der Plat-tenfirmen in den Städten Tennessees nach ver-marktbaren Talenten, mieteten für ihre Aufnah-mesessions billige Hotels und machten dabei manche erstaunliche Entdeckung. Bear Family hat inzwischen zwei umfangreiche Boxen veröffentlicht, in denen die legendären Unternehmungen von Bristol bzw. Johnson City dokumentiert sind - und nun kommt mit „The Knoxville Sessions,1929-1930: Knox County Storni:, der in mancher Hinsicht abwechslungsreichste Teil dieser historisch wich-tigen und ziemlich lebendigen Editionen heraus, der kürzlich in der Stadt am Appalachentrail sogar zum Anlass für ein ausgiebiges Festival wurde. Im Unter-schied zu Bristol und Johnson City, wo man in der Hauptsache Vertreter aus Old-Time-Country und Gospel aufgespürt hatte, stießen die Goldsucher in Knoxville auf flotte Stringbands wie die Smoky Mountain Ramblers und smarte Jazzdance-Combos wie die Southern Serenaders von Maynard Baird. Die Tennessee Chocolate Drops des Fiddlers Howard Armstrong, der Jahrzehnte später als Louie Bluie eine zweite Karriere erleben sollte, produzierten scharfen Ragtime für Tanzwütige, Leola Manning sang Blues, Songs vom „Rosewood Cas-ket" oder dem „Wabash Cannonball", die heute im ewigen Repertoire der „Grand Ole Opry" ankern, erlebten frühe Aufführungen. Mit Musikergeschich-ten und Songtexten, vielen unveröffentlichten Fotos und wie immer akribischen diskografischen Details begleitet ein LP-Format-Buch die vier CDs, die einst im St James Hotel entstanden und nun in bestmög-lichem Sound vorliegen. UH Lemke