Oldie Markt July 2016
The Knoxville Sessions
Nach Bristol und Johnson City war Knoxville in Tennessee die dritte Stadt, die an der Wiege der modernen Countrymusik stand, wie eine 4 CD-Box zeigt.
Nein, ein Zufall war es sicher nicht, dass die drei Städte, die Geburtshilfe für die Countrymusik, wie wir sie kennen, leisteten, nicht nur im Süden der Vereinigten Staaten lagen, sondern sogar alle im Osten des Staates Tennessee. Dabei war die dritte Stadt eigentlich dafür prädestiniert, hatte doch dort in der Stadthalle 1896 der erste FiddlerWettbewerb in den Vereinigten Staaten von Amerika überhaupt stattgefunden, der vielen Menschen erstmals zu Bewusstsein brachte, dass es nicht nur die Musiker von nebenan gab, sondern jede Menge im Süden der USA. Man sollte nicht vergessen, dass die Niederlage im Bürgerkrieg nach wie vor eine große Rolle im Bewusstsein der Menschen spielte. Das spiegelte sich nicht nur im brutalen Rassismus wieder, der dort herrschte, sondern auch im weit verbreiteten Minderwertigkeitsgefühl, dass irgendwelche Kanäle finden musste, um wenigstens einigermaßen die Schmach aushalten zu können, vom industrialisierten Osten und Norden besiegt worden zu sein.
Einer davon war sicher die Musik, die den Menschen dort nicht nur ihre Andersartigkeit, sondern vor allem ihren Vorsprung auf einem Feld vorspiegelte. Deswegen war es auch eine ganz normale Reaktion der noch nicht sehr großen Musikindustrie, ihr Glück einmal dort zu versuchen, wo der Klang der Hinterwäldler herkam. Und da war Knoxville natürlich eines der Zentren, auch wegen des oben angesprochenen Fiddler-Wettbewerbs. Vor allem jedoch auch deswegen, weil sich der Möbel-Laden der Sterchi Brothers früh auf die Produkte von Brunswick und Vocalion gestützt hatte. So war es angesichts der sehr aktiven Musikszene der Stadt eigentlich nur logisch, dass die Firma aus Chicago zwei ihrer Männer in die Stadt schickte, um das Potenzial auszuschöpfen. Das waren Richard Voynow und Bill Brown, wobei ersterer für die Künstler verantwortlich zeichnete und letzterer die Aufnahmen technisch überwachte. Die Sessions fanden 1929 und 1930 im St. James Hotel in Knoxville statt und brachten im Gegensatz zu den beiden vorangegangenen Boxen eine deutlich größere Stilvielfalt. Das lag vor allem daran, dass im Gegensatz zu Bristol und Johnson City hier auch ein kräftiger Anteil an schwarzen Musikern existierte, an dem Voynow durchaus interessiert