Presse - The LIN & KLIFF Story

Kleine Firmen - großer Erfolg

Die Geschichte der beiden kleinen Plattefirmen Lin und Kliff könnte exemplarisch für die vieler ähnlicher unabhängiger Label in den frühen 50er Jahren stehen, als es die Independents waren, die neue Trends kreierten und Erfolge feierten. In der Geschichre der populären Musik war die Zeit nach dem zweiten Weltkrieg die, in der jeder zu glauben schien. Er könne eine Plattenfirma aufziehen und damit Erfolg haben. Wie vielleicht nur während der Punk-Revolution ah 1976 gab es fast jeden Tag irgendwo ein neues Label, das den nach dem Krieg entstandenen Bedarf nach Un-terhaltung und Musik decken wollte. Doch nur wenige konnten sich längerfristig halten. Das harte oft damit zu tun, daß ein großer Erfolg auch gefährlich sein kann- Man muß wesentlich mehr Platten pressen.

Die Kosten vervielfachen sich und plötzlich. wenn der Erfolg ausbleibt. hat man dic Kosten, abcr keine Ennahmen. Das war nicht das Problem für Joe Leonard, den Gründer der beiden Label Lin und Kliff, die von 1953 bis 1968 operierten und deren Geschichte die 4 CD-Box The Litt & Kliff Story Bear Family BCD 15950 DI) nachzeichnet Im Fall dr, beiden Firmen war es eigentlich die ideale Verbindung von Zeitung - der Vater von Leonard hatte eine kleine Zeitung zum blühenden Gainesville Daily Register gemacht - eine Radiostation - Leonard jr. hatte mit seinem Freund Louis Pitchford 1947 KGAF gegründet - und einem Ohr für Musik, die 1953 zum Start von Lin - Joe Ieonard: "Das c sah einfach nicht gut aus" - führte. Anfangs - dies hört man auf der ersten CD deutlich - beherrschten Country. Und Countryswing die Szenerie. angefangen von Lut 1000, A Cr, Mind Plus A Foolish fleart /Somebody's Girl von Wayne Jetta den Leonard von Radiokonzerten für KGAF her kannte und der keinen Deal bei einer großen Firma bekommen konnte bis zu Sire i Somebodys Mathervon Woody Mitthell 1954. Das ganz große Ding war die Single zwar nicht, aber Leonard verlor auch kein Geld und - viel wichtiger - er hatte mit item seriösen Big State Vertrieb aus Houston einen Partner gefunden, dem cr vertrauen konnte. Der bewegte ihn auch letztlich weiterzumachen. nachdem Leonard von den Verkäufen seiner ersten Veröffentlichung enttäuscht war. Neue Künstler zu finden war aus zwei verschiedenen Grunden kein Problem: Zum einen war the Grenzregion zwischen Texas und Oklahoma, wo Gainesville liegt, schon immer musikalisch ein fruchtbares Gebiet. Und zum zweiten war die Botschalt, daß es da ein neues Label gab, das Country und Countryswing veröffentlichte, nicht an den betroffenen Musikern vorbeigegangen. So kamen immer wieder Bands und Solisten zu Leonard, die bei ihm Platten auf-nclunen wollten und da Gainesville in Texas und damit im Süden liegt, begannen sehr früh auch die Typen aufzutauchen, die den Country mit der neuen Musik verbanden und waschechten Rockabilly herstellten.

Von 1955 ging es richtig ab bei Lin: Von da an beherrschten Rockabilly, Rock.n.Roll und Pop die Szene, was sich auch auf der zweiten CD deutlich zeigt, auf der man vom beinharten Rockabilly bis zum sollen Pop alles findet, inklusive einer an Surfmusik erin-nernden Aufnahme von Ray Ruff. Vor allem aber baute sich Leonard nach und nach einen Künst-lerstamm auf, der aus den Mim, Strikes, Ray Ruff, Buck Griffit, David Ray, Jerry. Fuller und Ken Copcland mit einigen anderen bestand und fand mit Mitch Torok - der Anfang der 5t/er mit Caribbean einen Hit gelandet und den ersten großen Erfolg von Jim Reeves, »siean Joe, geschrieben hatte - einentlausproduzenten, der zu-dem zusammen mit seiner Frau Ramona Redd auch noch für Songmaterial sorgte. Sie schrieb Pledge Of Lore für Ken Copeland, der damit 1957 einen N,.-I 7-IIit in den USA landete. Im März 1958 gründete Leonard dann Kliff, vor allem, um stilistisch mehr Freiheiten zu haben, da Lin inzwischen ziemlich auf den Rock'n'Roll-und Pop-Sound festgelegt war. Dies zeigt sich auf CD Nr. 3, auf der neben einigen Singles, die von Jerry Lee Lewis oder Buddy Holly eingespielt zu sein scheinen - David Ray und Ray Ruff hatten sich deren Sound kongenial angeeignet - auch purer Pop, Doo-Wop und Instrumentals auf-tauchen und die vorher relativ einheitliche Musik erheblich auflockern. Letztlich war es aber der Pop, der in den letzten Jahren den Ausstoß der beiden Label bestimmen sollte. Nach dem Ende der Rock'n'Roll- Ära zog sich Leonard vornehmlich auf den Pop zurück und in diesem Feld hegen auch die letzten Veröffentlichungen, die 1967 und 1968 von Honee Welch gesungen wurden. Doch mittlerweile war die große Zeit der kleinen Firmen vorbei, die Großen hatten den Markt unter sich aufgeteilt und so zog sich Leonard, nach-dem er auch die Radiostation verkauft hafte, dar-auf zurück, in den Markt der Radio- und Fernseh-stationen einzusteigen, wobei er als Berater beim Kaufund Verkauf fungierte. Doch die Musik ließ ihn nicht ganz los. Zum einen behielt er seine Songverlage und zum anderen produzierte er noch 1993 nue Aufnahmen von David Ray und erst vor kurzem solche von David Tanner. Wer immer sich für Countrysvzing. Country, Roch-billy und Rock.n.Roll interessiert oder wissen will, wie der Rock'n'Roll oder der Rockabilly sich ganz zu Anfang anhörte, der wird hier fündig und das wie üblich gut recherchierte und ausführlich bebilderte Booklet läßt keine Fragen of-fen.

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