CD: Verschiedene Interpreten – Fremde oder Freunde?
Bei der Eindeutschung internationaler Produktionen handelt es sich um eine seit Jahrzehnten geübte Praxis, mit teils überraschenden Erfolgen. „Bist Du einsam heut‘ Nacht“ von Peter Alexander, oder „Jambalaya“ von Gerhard Wendland, mögen hierfür als frühe Beispiele dienen. Aber auch Jux-Lieder wie „Die Wanne ist voll“ von Helga Feddersen & Didi Hallervorden oder „Ein Bett im Kornfeld“ von Jürgen Drews erreichten hierzulande Platzierungen in den Hitparaden, die weit über denen der Originalversionen lagen. Auf ihrer jetzt veröffentlichten CD stellen die Macher von Bear Family zusammen mit der Bremer Oldiebörse eine ansprechende Kollektion von 22 Originalversionen vor, von denen die deutschen Fassungen noch jedem geläufig sein dürften.
Beim „Silver Moon Baby“ von Randolph Rose handelte es sich um den US-Top-Twenty-Hit „Silver Moon“ von Ex-Monkee Michael Nesmith & seiner First National Band. Zu Bill Ramseys „Souvenirs“ gibt es hier die gleichbetitelte, doch wenig bekannte Fassung von Barbara Evans zu hören, die damit in den USA trotz der schmissigen musikalischen Aufmachung nur einen kleinen Erfolg landen konnte. Dass Jürgen Drews bei seiner „Barfuß durch den Sommer“-Wanderung den Klängen von Eddie Rabbitts „Rocky Mountain Music“ folgte, wird manchen überraschen, ebenso das Original zu Cliff Richards Empfehlung „Rote Lippen soll man küssen“: die „Lucky Lips“ sang Cliff zwar 1963 auch erfolgreich in Englisch, das Original nahm aber Ruth Brown auf, deren Rhythm & Blues Fassung bereits 1957 in den Charts landete.
Zu Rudi Carrells Frage „Wann wird es wieder richtig Sommer?“ gab es den recht bekannten Song „City of New Orleans“ von Arlo Guthrie, doch Steve Goodman schrieb und singt hier das Original. Mit Boots Randolphs „Percolator“ hören wir hier eine weitere eher unbekannte Ursprungsaufnahme, wogegen Trude Herrs auf Deutsch gefasster Grundsatz „Ich will keine Schokolade“ noch weithin verbreitet ist. Ebenfalls interessant dürfte das Original des CD-Titels sein: das kalifornische Gesangstrio The Lettermen nahm 1975 „Love Me Like a Stranger“ als B-Seite einer erfolglosen Single auf, womit dann Howard Carpendale mit der wichtigen Entscheidung „Fremde oder Freunde“ im Folgejahr einen Hit in Deutschland landete.
Als Peter Beils Original zu „Ein Zug fährt durch die Nacht“ wird hier die „500 Miles“ des Folktrios The Journeymen präsentiert, obgleich eigentlich Country-Star Don Gibson sowohl Autor und auch Hit-Interpret war. Sowohl Anna-Lena, Cliff Richard, als auch Michael Holm werden hier mit jeweils zwei Originalen ihrer Single-Hits gewürdigt, und unter diesen verfügt das Sir Douglas Quintet mit „Mendocino“ natürlich über den höchsten Bekanntheitsgrad. Alle deutschen Ausgaben werden zwar aufgeführt, doch auf der CD finden sich ausschließlich Originale. Das zwanzigseitige, farbige Booklet stellt jeweils die Singlehüllen der Originalausgaben denen der deutschen Einspielungen gegenüber.
Ulrich K. Baues
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