Magazin: Audio Erscheinungsdatum: Mai 2015 Auflage: 32.472
"V.A.: Aus grauer Städte Mauern: Die Neue Deutsche Welle 1977-85, Teilt" Artikel-Nr.: BCD17371 Pricecode: BS EAN: 539710273714
OLDIE-CD DES MONATS Diverse Interpreten
Aus grauer Städte Mauern: Die Neue Deutsche Welle 1977-1985; Folge 1
Bear Family (2 CDs + 144-Seiten-Booklet; drei weitere Augaben mit je 2 CDs folgen)
Sie war kein Genre, sondern eine Ara: Knapp zehn Jahre flutete die Neue Deutsche Welle die deutsche Szene nicht mit eitern speziellen Stil, sondern mit immens vielfältigen Sounds von Punk über Avantgarde und Synthiepop bis Schlager und Nonsensmusik. Heute haben die drei Buchstaben NDW einen überwiegend schalen Beigeschmack erfolg-reich hatte eine geldgierige Plattenindustrie sie nach anfänglicher Igno-ranz dann umso schneller totgeritten und mit Acts wie Fräulein Menke (,;Tretboot in Seenot") oder Ixi („Knutschfleck") die Geschmacksgrenzen ins Bodenlose geöffnet. Glanz und Elend eines Phänomens dokumen-tieren jetzt die Oldie-Experten von Bear Family in einer vierteiligen, insgesamt acht CDs starken Serie unter dem Titel „Aus grauer Städte Mauern': Und schon die Spielzeiten der ersten beiden Discs — 88:02 und 88:15 — signalisieren: Man musste an Kapazitätsgrenzen gehen, um auch nur annähernd zu dokumentieren, was sich in dieser kurzen Zeitspanne alles tat.
Da fast alle Labels von Indiefirma bis Major ihre Archive öffneten, ergab sich ein Kaleidoskop an Songs, das quasi alle Facetten der NDW umfasst und klar macht: Was sich von 1977 bis 1985 tat, gehört ungeachtet seiner negativen Auswüchse zum spannendsten, was die deutsche Musikszene je hervorbrachte. Das Spektrum umfasst von DAF undTrio bis Nena und Fehlfarben alle wichtigen Künstler mit ihren großen Hits, bringt von A wie Atlantikschwimmer bis Z wie Zeit-geist aber auch jede Menge Künstler, die selbst Zeitzeugen seinerzeit verpasst haben. Dazu stellt ein 144-seitiges Booklet jeden Act/Track vor. Bereits auf Folge 1 (die Ausgaben 2-4 erscheinen in den kommenden Wochen) ergibt sich so ein 50-Track-Reigen, dessen Atemlosigkeit und überbordende Kreativität den Hörer förmlich anspringt: Musik, geboren aus dem Moment, mal Eintagsfliege, mal Evergreen. Und mag die NDW auch um 1985 recht würdelos verstorben sein: Sie bereitete späteren deutschen Erfolgsprodukten wie HipHop,Techno oder Hamburger Schu-le den Weg und klingt sowohl in ihrer Entschiedenheit wie auch in ihrer Unbekümmertheit bis heute nach. Eine gelungene Ehrenrettung für ein bemerkenswert vitales Kapitel deutscher Musikgeschichte. Christof Hammer
zum Hören: .Fehlfarben, Trio, Nena. Zum Lesen: Jürgen Topel : Verschwende Deine Jugend (Suhrkamp) M.O.C. Döpfner, Thomas Germs: Neue dattsche Welle — Kunst oder Mode? (Ullstein)
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