Wer war/ist Willy Berking ? - CDs, Vinyl LPs, DVD und mehr
"Ach, was gibt es denn schon von mir zu berichten? Ich habe den Menschen ein bißchen Freude gemacht, das ist alles.
Gibt es wirklich nicht mehr zu sagen über Willy Berking? Er selber hat dies zumindest oft genug behauptet und damit bescheiden seine musikalischen Erfolge in den Schatten gestellt. Das Publikum aber hat ihn anders in Erinnerung: als Komponisten populärer Schlager wie Barbara, Barbara, komm’ mit mir nach Afrika oder der Kutsche voller Mädels; als fröhlichen Muntermacher beim 'Frankfurter Wecker' und Abwehrstar der Fußballmannschaft des Hessischen Rundfunks; als Multi-Instrumentalisten und schließlich als den 'gemütlichen Dicken', der in den 60er Jahren zusammen mit Hans-Joachim Kulenkampff zum erfolgreichsten Gespann der deutschen Fernsehunterhaltung wurde.
Zwischen der Selbsteinschätzung Berkings und seinem Bild in der Öffentlichkeit liegen Welten. Es sind dies aber musikalische Welten, die weit mehr über den Komponisten, Arrangeur und Orchesterleiter aussagen als man glauben mag. Die Vielfalt und Qualität der auf dieser Edition enthaltenen Titel widerlegen ebenso Berkings eigenes Urteil über seine Musik als auch die oberflächliche Sichtweise, die sein Schaffen auf die bloße, wenn auch beliebte Begleitung von Unterhaltungssendungen beschränkt.
Als Willy Berking 1946 die Leitung des Tanzorchesters des Hessischen Rundfunks - damals noch Radio Frankfurt - übernahm, gehörte er längst zu den Großen in der deutschen Tanz- und Unterhaltungsmusik. Beruflich war das Engagement beim Rundfunk ein Neuanfang, in musikalischer Hinsicht jedoch führte Berking kontinuierlich die Arbeit weiter, die er über 15 Jahre vorher in Berlin begonnen hatte.
Der Startschuß für seine Karriere fällt aber weder an der Spree noch am Main, sondern in Düsseldorf. Hier wird Berking am 22. Juni 1910 geboren und hier beginnt auch sein musikalischer Werdegang. Anstatt die Lichtpausanstalt seiner Eltern zu übernehmen, entschließt sich der Schulabgänger 1924 für das Konservatorium seiner Heimatstadt. Ende der 20er Jahre zieht Berking nach Berlin, um seine Studien in Harmonielehre, Komposition und Klavierspiel fortzusetzen. Wie fast alle aus seiner Generation, die sich für den Beruf des Musikers entscheiden, gehört die solide 'klassische' Ausbildung zur Grundvoraussetzung. Nur in Frankfurt am Main gibt es am Hoch’schen Konservatorium für eine begrenzte Anzahl von Studenten die Möglichkeit, im Jazz unterrichtet zu werden. Alle anderen müssen den traditionellen Weg beschreiten oder sich in Tanzcafés und über Grammophonplatten 'weiterbilden'.
Auf welche Weise Berking seinen Hang zur rhythmischen Tanzmusik entdeckt , ist leider nicht bekannt. Von ihm selber erfährt man darüber nichts. Denkt man jedoch an das Berlin der 20er und 30er Jahre, so fallen einem viele Gründe ein, warum ein junger Musiker den Entschluß faßt, Unterhaltungsmusik zu spielen: Gastspiele internationaler Jazzbands, Rundfunkübertragungen und Tonfilmmusik, Kabarett, Revue, Sportpalast. Spätestens 1930 entschließt sich auch Berking für diese Laufbahn!
Seine Studien in trockener Harmonie- und Kompositionslehre hat er zwar abgeschlossen, vor ihm liegen jedoch einige Jahre in praktischer Ausbildung. Zunächst wechselt er das Instrument und bläst ab jetzt die Posaune. Dann schließt sich Berking verschiedenen Tanzkapellen an und unternimmt mit ihnen Tourneen nach Skandinavien, in die Benelux-Staaten und die Schweiz. Zu seinen Musikerkollegen während dieser Zeit zählen Franz Thon und Adalbert Luczkowski, die wie Berking in der Nachkriegszeit Rundfunkorchester leiten werden. Auch in persönlicher Hinsicht wird dieser Abschnitt seines Lebens zum Erfolg. Während eines Engagements in Zürich verliebt er sich in die Tochter seiner Pensionswirtin, heiratet sie und Hermine weicht von nun an nie mehr von seiner Seite.
Auszug aus dem Booklet BCD16265 - Willy Berking Ein Leben voll Musik
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