Wer war/ist The Boots ? - CDs, Vinyl LPs, DVD und mehr
The Boots
Fällt hierzulande der Begriff "The Boots", denkt niemand an Beatstiefel oder Nancy Sinatra. Alle schnalzen vielmehr mit der Zunge, denn der Name ist synonym für die beste Band der Beat-Ära aus diesen Breiten. Auch international genießen sie höchstes Ansehen. Ihre erste LP steht als Denkmal fest wie der Arminius bei Detmold. Diese Langspielplatte ist von einer bestechenden stilistischen Kongruenz. Ihr Sound ist exzellent – trotz der Kritik der Band, daß die Toningenieure ihnen die Verzerrungen verboten haben. Hier war eine Truppe in Aktion, die ihr Handwerk verstand. Verglichen mit ihren härtesten heimischen R&B-Konkurrenten – The Hound Dogs –, schwebte über den Boots immer der Geist des Intellektuellen.
The Boots als Name klingt ein wenig lau, doch stammt er aus einer Zeit, in der noch weitaus weniger geistreiche Namensfindungen nicht unüblich waren. Die Boots repräsentierten die subversive Seite des Rock 'n' Roll, sie reichten saftigste Stücke schweißtriefender musikalischer Schaffe – wie mit dem Beil gehauen. Immer roch es nach Feuer und Brand. Wenn die Boots But You Never Do It Babe spielten, dann war das wie ein Molotov-Cocktail durch die Fenster der Altvorderen in den Plattenfirmen.
Jörg 'Jockel' Schulte-Eckel hält nichts von 'ihrer LP'. Die Wahl des Ausdrucks überrascht, denn in der Tat haben die Boots zwei LPs hinterlassen. Doch 'Beat With The Boots' konnte 'Here Are The Boots' nicht das Wasser reichen, waren sie doch zu musikalischen Kompromissen gezwungen worden, die ihnen schlecht zu Gesicht standen. Auch ist Jörg Schulte-Eckel auf 'Beat With The Boots' gar nicht zu hören – einmal mehr hatte er es nicht aus dem Bett geschafft und damit seine notorische Unzuverlässigkeit bewiesen. Die Rest-Boots reagierten: Sie holten Ingo Cramer von den Odd Persons (BCD 15463) als Sessiongitarristen. Als Jörg Schulte-Eckel schließlich vor der Studiotür stand, zeigten sie ihm die kalte Schulter, ließen ihn abblitzen.
Es ist müßig, ein entsprechendes Szenario zu entwickeln, doch ich vermute, mit Jörg Schulte-Eckel hätte 'Beat With The Boots' anders geklungen, denn er war der kompromißloseste unter seinen Mitstreitern. Schon früh hatte er begonnen, die Gitarre für Exkursionen jenseits der gängigen Klischees zu benutzen. Und die mit ihm betriebenen nächtlichen Jam Sessions nach getaner Arbeit sind legendär. Unbestritten ist, daß die Boots live um Klassen besser waren, als ihre Studioaufnahmen es dokumentieren. Das galt aber für die meisten Bands, denn welcher staatlich geprüfte Tonmeister wußte schon einzufangen, was ihm da beatakustisch vorgetragen wurde?! Trotz allem bleibt 'Here Are The Boots' ein Meisterwerk: voll im Klang, hart und pikant in der Performance, wenn auch das meiste an Verzerrungen und Feedback von den Toningenieuren unterdrückt oder schlichtweg verbannt wurde. Titelauswahl, Titelfolge, Sound - hier stimmt alles.
Jörg Schulte-Eckel: "Mit 16 war ich in der Industriekaufmannslehre bei einer Buchdruckerei am Moritzplatz, Elsell, Milde und Co. Nebenbei besuchte ich die Abendschule, weil meine Eltern mir gesagt hatten: 'Du mußt unbedingt das Abi nachmachen.' Dann bin ich anschließend immer noch in die Hajo Bar oder in die Eierschale gegangen, oder in die Badewanne, und dann gab's auch noch so eine Bar bei uns auf dem Wedding, in der Nähe vom Virchow-Krankenhaus. Das war meine Stammkneipe, da spielte der Blacky [Armando Lindinger - Anm.d.Verf.] als Alleinunterhalter. In diesen Kneipen wurden zu dieser Zeit Sängerwettstreite veranstaltet. Und da hab ich überall teilgenommen und ganz gut abgeschnitten, weil ich eine Gitarre hatte, die ich spielen konnte - fast nur Chuck Berry.. Es gab in Berlin auch einen Jazz-Laden, New Orleans, das war eine Dixieland-Kneipe, wo man getanzt hat, so mit Rühren."
Auszug aus dem Booklet Bcd16468 - BOOTS The Boots
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