Wer war/ist Bully Buhlan ? - CDs, Vinyl LPs, DVD und mehr
Bully Buhlan
BULLY BUHLAN UND BERLIN...
... das ist wohl ein unerschöpfliches Thema. Natürlich spielt die Tatsache, daß er am 3. Februar 1924 in Berlin geboren wurde, eine große Rolle. Nicht so sehr entscheidend mag der Umstand sein, daß er in dem von kräftigem Grün durchzogenen Stadtteil Lichterfelde aufgewachsen ist. Murmeln - wenn sie besonders groß sind, nennt man sie auch Bucker - kann man überall spielen. Hans-Joachim, wie ihn damals noch seine Lehrer nannten, war auch beim Spielen immer etwas pfiffiger als seine Mitspieler.Und er zeigte mit einem gewissen Stolz seine ganz großen Bucker: "Kiek ma', jewonnen!". Also, der Berliner Zungenschlag macht bekanntlich vor Bezirksgrenzen nicht halt. Und so wurde ‘Bully’ zu einem typischen Berliner Jungen, optimistisch, manchmal kess, freundlich und gelegentlich sogar, bei besonders hübschen Mädchen, ein wenig schüchtern. Und so wirkte er auch später - auf alle Fälle in den Filmen, die er in den fünfziger Jahren drehte. Da war genau dieser Typ gefragt, mit den lustigen Liedern, die ihm Heino Gaze, Fritz Schulz-Reichel, Hans Carste, Michael Jary oder Lotar Olias schrieben. Und auch bei seinen Bühnenauftritten merkte man ihm nicht den Star an, der er ja zweifelsohne war. Mit einem Wort: er war sympathisch - unser Bully! Der Erfolg stieg ihm nicht zu Kopf. Und er freute sich mit, wenn das Publikum seine Lieder toll fand, und entsprechend klatschte.
Sein eigentlicher Berufswunsch war ja eine vermeintlich ganz trockene Beschäftigung, die mit Paragraphen und Verordnungen verbunden ist. Aber die Juristerei wurde nach einer gewissen Zeit erst einmal ‘beiseitegelegt’, denn inzwischen war der begabte Hobbymusiker, der sich mit seinem Klavierspielen neben dem Studium eigentlich nur den Alltag finanzieren wollte, schon fast so etwas wie ein Profi geworden. Und als ihn kurz nach Kriegsende Michael Jary an das RBT-Orchester in das Berliner Funkhaus in der Masurenallee holte, war die Entscheidung für den Swing wohl ganz eindeutig. Und Jary entdeckte auch die sympathische Stimme seines Pianisten, den er dann bei den Orchesteraufnahmen nur noch vor das Gesangsmikrophon stellte. Und damit wurde endgültig der junge Herr Stud. jur. zum Schlagerstar, obwohl damals diesen Begriff noch niemand kannte. Und außerdem entsprach Buhlan genau dem Typ des jungen Mannes, der die Nachkriegszeit repräsentierte. Seine entsprechende Partnerin war Rita Paul. Es waren neue Gesichter, keine Stars von gestern, sie entsprachen der neuen Generation, die mit Optimismus und guter Laune an den gewiß nicht leichten Wiederaufbau der Trümmerfelder ging, die ihnen ihre Eltern hinterlassen hatten.
Buhlan lernte mitten im Krieg den Swing kennen, nicht nur die musikalischen Formen, sondern auch das von einem starken Optimismus getragene Lebensgefühl dieser Musik. In den beiden Berliner ‘Hochburgen’ des Swing erlebte er bei seinen Auftritten als Pianist, wie elektrisierend diese Musik auf das Publikum wirkte. Er spielte im legendären ‘Groschenkeller’ in der Kantstraße 126 - einer ehemaligen Künstlerkneipe, die sich zu einem Treffpunkt der Swingfans entwickelte. Der Jazz-Gitarrist Coco Schumann war dort, Ilja Glusgal setzte sich dort manchmal ans Schlagzeug, und auch Helmut Zacharias kam nach seinen Klassik-Aufnahmen mit dem Kammerorchester Ernst von Benda im Funkhaus in der Masurenallee in den ‘Groschenkeller’, packte seine Geige aus und swingte, "was das Zeug hielt". Und mittendrin - Bully Buhlan. Das war noch Musik-"auf Teilung" - von den Abendeinnahmen bekamen die Musiker - säuberlich aufgeteilt zwischen dem Gastronomen und der jeweiligen Anzahl der Musiker - ein paar Mark. Viel war es ja nicht, aber dort spielen zu können machte die spärlichen Einkünfte mehr als wett. Eine richtige Gage bekam Buhlan dann erst ab Juni 1944. Er unterzeichnete einen Vertrag mit dem Café Leon am Kurfürstendamm für das damals wirklich nicht schlechte Monatsgehalt von 850 Reichsmark - bei täglich 4 Stunden - von 19.00 bis 23.00 Uhr - "Dienst" am Piano, einer Pause von 21.00 bis 21.15 Uhr, und freie Tage am jeweils 2. und 4. Montag im Monat. Und er spielte bei Hans Werner Kleve, einem Kapellenleiter, der sich ungeachtet der strengen Auflagen der Reichsmusikkammer nicht scheute, seinem Publikum mitten in schwerster Zeit unverfälschten Swing zu bieten.
Kleve, der am 26. Juli 1997 in strahlender Munterkeit seinen 90. Geburtstag feierte, wird immer noch auf diese Zeiten angesprochen von den damals jungen Menschen, die im Café Leon den Swing kennenlernten und den heute jungen, die wissen wollen, "wie es denn damals so war?". Bully Buhlan also am Piano. Übrigens fanden alle, die ihn damals hörten, daß sein Stil dem von Count Basie ähnlich sei, den man ja von Platten her kannte. Und dann kamen spät abends noch Musiker vorbei, die einfach mit ‘einstiegen’: der Trompeter Macky Kasper, der später bei Werner Müller seine sensationellen Chorusse blies, der Schlagzeuger Joe Glaser, nach dem Krieg bei den Rediskes, der Swinggitarrist Eddie Rothé, später einer der ‘Drei Travellers’ oder Baldo Maestri, der unvergleichliche Klarinettist jener Jahre. Trotz allem - Bullys Arbeitsvertrag hielt nicht lange. Bereits Ende August 1944 wurde das Café Leon, wie andere, ähnliche Lokale auch, endgültig geschlossen. Und bereits einen Monat danach wurde der Volkssturm aufgestellt. Menschen, unter und weit über das wehrpflichtige Alter, wurden in nur wenigen Stunden ausgebildet und dann mit erbeuteten Gewehren, ohne genügend Munition und einer Panzerfaust bedenkenlos in den Tod geschickt. Bully Buhlan gehörte, als im Mai 1945 endlich die Waffen schwiegen, zu denen, die überlebt hatten und nie wieder Krieg wollten. Sie wollten ab jetzt ihr Schicksal selbst bestimmen.
Aber erst einmal mußten die Trümmer beiseite geräumt und aufgeräumt werden. Als ihn Michael Jary ausfindig machte und an das neugegründete RBT-Orchester holte, war er sofort dabei. Denn Musik war gerade in diesen schweren Zeiten ein wunderbares Mittel durchzuhalten und nicht den Mut zu verlieren.
GOETZ KRONBURGER
Berlin im November 1997
aus BCD16188 Bully Buhlan Die Lichter von Berlin
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