Wer war/ist Cindy Ellis ? - CDs, Vinyl LPs, DVD und mehr
Cindy Ellis
Wer heute in herkömmlichen Quellen Informationen über die Künstlerin Cindy Ellis finden will, hat ausgesprochen schlechte Karten. Fehlanzeige in Lexika, anderen Fach- und Sachbüchern – bestenfalls ein paar Zeitungsschnipsel aus der Vergangenheit lassen sich noch auftreiben. Die aber kratzen lediglich ein wenig an der Oberfläche.
Um so schöner, wenn ein Zufall auf die Spur der Gesuchten führt - und schon die erste Kontaktaufnahme für eine Überraschung sorgt. Glaubte man Hinweisen aus den kargen Hinweisen aus der Vergangenheit, war das Geburtsjahr von Cindy Ellis 1936. Doch wie so oft in der Unterhaltungsbranche üblich, wurde an diesem Datum Ende der fünfziger Jahre 'herumgefummelt'. Speziell Schallplattenfirmen – Motto: 'Jugendwahn', absolut keine neue Unart – meinten schon damals, ihre Künstler partout jünger machen zu müssen, als diese wirklich waren; in dem letztlich nur peinlichen, aber zugleich verächtlichen Irrglauben, Leistung und Können hätten auch nur das Geringste mit Lebensalter zu tun. Und so ist das erste, was von Cindy Ellis richtiggestellt bzw. ergänzt wird, dieses Datum: "Schön wär's, aber ich bin volle zehn Jahre älter! Ich wurde am 14. Juli 1926 in London geboren."
Und Cindy Ellis, man durfte dies vermuten, war und ist auch nicht ihr eigentlicher Name – der lautet Evelyn Fredericks. Wie es zu dem Pseudonym kam, davon wird noch die Rede sein. Ihr Vater war Engländer, die Mutter Deutsche, die nach dem Tod ihres erheblich älteren Mannes mit Tochter Evelyn (damals zwei Jahre alt) nach Frankfurt/Main übersiedelte. Bereits vier Jahre später zeichnete sich das musische Talent des Kindes ab, das Geige- und Klavierspielen erlernte. Fähigkeiten, die an der Musikhochschule Frankfurt intensiviert werden sollten. Eigentlich stand ihr der Sinn aber mehr nach einer Gesangsausbildung, dafür jedoch war sie noch zu jung: "Bis zu meinem 18. Lebensjahr habe ich mich auf die Harfe konzentriert."
Schon zuvor ging es auf große dreimonatige Auslandstournee mit einer Gruppe Hochschüler. Nur ihren guten Leistungen war es zu verdanken, daß die noch Minderjährige mitreisen durfte: "Es war Krieg, und überall fehlten Männer, so auch ein Geiger für ein Haydn-Quartett. Per Sondergenehmigung hat man dann mich mitgenommen. Wir spielten unter anderem in Paris, Biarritz, Besancon, San Sebastian."
Für gute Leistungen mit einem Begabten-Stipendium belohnt, wechselte sie dann als Evelyn Mayer ins Gesangsfach.
Der Zweite Weltkrieg war zu Ende, menschliche und auch materielle Not allerorten, das war in Frankfurt nicht anders. Und so verdiente sich die 'Sängerin in Ausbildung' wann und wo immer es möglich gewesen ist, ein paar Groschen hinzu – genau wie viele andere Student(inn)en. An einer dieser willkommenen Auftrittsgelegenheiten erinnert sie sich noch heute gern: "Es gab im ehemaligen Olympia-Kino eine Veranstaltungsreihe unter dem Titel 'Broadway in Frankfurt – Wir laden Sie ein'. Das war weder Musical noch Varieté, eher so eine Art Revue – mit Artisten, Sängern, Tänzerinnen aus dem Berliner Metropol, eine ganz bunte Mischung. Es stand sogar eine Big Band auf der Bühne. Regie führte damals Heinz Gietz [Jazz-Pianist, Schlagerautor, Arrangeur und Produzent sowie 1966 Gründer des Cornet-Plattenlabels in Forsbach; d. Autor]. Vier Wochen lang bin ich dabei gewesen, jeden Tag gab es eine Nachmittags-Show in deutscher Sprache und abends eine zweite in Englisch. Ich habe unter anderem Lieder wie 'Winter Wonderland' und 'White Christmas' gesungen und mir auf diese Weise manche Mark verdient. Das war unglaublich wertvoll in der damaligen Zeit."
Daß das Studium trotz der lebenserhaltenden Nebentätigkeiten nicht zu kurz kam, zeigte sich bereits zwei Jahre später: 1948 hatte die Künstlerin die Reifeprüfung im Opernfach in der Tasche. Durch die Extra-Aktivitäten ergaben sich erste Verbindungen zu vielen Musikern der lokalen, allmählich aufblühenden Jazz-Szene, die den beschränkt-verquasten nationalsozialistischen 'Kultur'-Mief der Vergangenheit in Grund und Boden spielte. Hier lernte die Sängerin auch ihren Ehemann kennen, einen engagierten Hobby-Pianisten, der eigentlich aus der Textil- und Werbebranche stammte. Das Paar heiratete 1950, und so wurde aus Evelyn Fredericks schließlich (das bis heute gültige) Evelyn Asal.
Jetzt war es an der Zeit, auch die beruflichen Weichen zu stellen: "Ich erhielt ein Angebot auf Festanstellung von der Hessischen Oper Wiesbaden. Deren Gehaltsvorstellung waren monatlich 250 Mark. Das war zwar damals besser als gar nichts, aber auf diese Summe kam ich auch mit meinen Tingelauftritten – manchmal allerdings pro Abend. Außerdem begeisterte mich der Gedanke an tägliches Pendeln zwischen Frankfurt und Wiesbaden wenig." Damit war die klassische Gesangskarriere der Evelyn Asal ein für allemal beendet, bevor sie überhaupt begonnen hatte. Anderslautende Informationen aus alten Pressemeldungen sind nicht korrekt, sie hat zu keinem Zeitpunkt an der Oper gearbeitet.
Und eine weitere Verdienstquelle erschloß sich in den fünfziger Jahren: Werbeaufnahmen – neudeutsch "Jingles" – mit Gesang, entweder ausschließlich für den gekürzten Band-Einsatz im Hörfunk oder auch, voll ausgespielt, auf Schallplatten oder –folien ('Flexis') gefertigt: "Ich habe alles mögliche gemacht, von 'Velveta'-Streichkäse bis zur Reklame für Rasierapparate. Diese Einspielungen fanden zum Teil unter recht primitiven Bedingungen in einem umfunktionierten Kinosaal in Frankfurt-Praunheim statt."
Das Gros der Nummern ist heute nicht mehr verfügbar, drei Beispiele jedoch wurden eigens für diese CD-Premiere restauriert. So entstanden unter anderem Musiken für die Firma Remington: Sie pries ihre elektrischen Stoppel-Entferner mit dem Rollectric Song (basierend auf Domenico Modugnos 1958er Welt-Hit Volare, korrekter Titel: Nel blu di pinto di blu) und mit dem Rollamatic Song an. Wenn bereits eine deutsche Textversion existierte, wurde dieser dem neuen Nutzen angepaßt – zum Beispiel hieß es dann statt 'Vo-la-re' zweckgebunden 'Rol-lec-tric', und auch inhaltlich wurden die Originale rasiert. Die stolze Summe von 1500 Mark ("...damals ein kleines Vermögen") gab es pro Job.
Cindy Ellis Fieber
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