Wer war/ist Epitaph ? - CDs, Vinyl LPs, DVD und mehr

Epitaph

Als begehrter Live-Act auf vielen Festivals der 70er war Epitaph fast vier Jahrzehnte eine feste Größe im Rockgeschäft. Auch heute noch stellen sie unter Beweis, daß sie über die Jahre wenig von ihrer Magie, ihrer Vitalität und ihrer Klasse eingebüßt haben.
Epitaph begannen im Winter 1969/1970 als Fagin's Epitaph im Keller des angesagten Dortmunder Clubs Fantasia. Das ehemalige Mitglied der englischen Army, der Brite Cliff Jackson, sein schottischer Lands- mann James McGillivray und der Dortmunder Bernd Kolbe probten, arbeiteten an ihrem Programm und bereiteten erste Auftritte vor, während über ihren Köpfen Größen wie Black Sabbath, Rory Gallagher, Yes, Colosseum und Argent auftraten. Die große Chance kam, als Champion Jack Dupree seinen Auf- tritt im Fantasio absagte und der damals bekannte Bluespianist Günter Boas mit Epitaph als Backing Group einsprang. Das Konzert wurde ein voller Erfolg. Ein Produzent lud Boas und Fagin's Epitaph nach Hamburgein. Dort wurde das Günter Boas-Album 'Happy Piano-Blues-Party' eingespielt.


Im Frühjahr 1970 siedelte die Gruppe nach Hannover um, verkürzte den Namen auf Epitaph und wechselte den Manager. Die Aufnahmen zum Debüt-Album began- nen Mitte 1971 im Londoner Wessex-Studio. Noch wäh- rend der Aufnahmen zu ihrem selbstbetielten Debüt, das unter der Leitung von Gerhard Müller eingespielt wurde, verstärkte sich die Band mit dem Gitarristen Klaus Walz. "Im Wessex-Studio klappte das alles nicht so, wie wir das woll- ten. LSD war wohl auch mit Schuld daran. Es war halt eine komische Zeit damals. Dann hat so eine Art Lehrling unser Material abgemischt. Das war's dann. So gingen wir nach Hamburg ins Windrose-Studio" (CLIFF JACKSON).
Das Debüt-Album erschien dann im Herbst 1971, hatte zwar "einen kraftlosen Klang und einen Produzenten, der von nichts 'ne Ahnung zu haben schien" (SOUNDS), ent- hielt aber auch "die langen, sehr feingliedrigen Stücke, die nuanciert und an stärkeren Stellen sehr durchsichtig klangen. Epitaph spielte anspruchsvollen, vielschichtigen Rock" (POP).

Bereits im April des folgenden Jahres stand die Gruppe im Berliner Audioton Studio, um mit dem Produzenten Stan Regal das zweite Album 'Stop, Look And Listen' einzuspielen. Die LP bot "eingängigen, teilweise verspielten, aber nie langweiligen Gi- tarren-Krautrock" (TIP). Ende 1972 verließ Trommler McGillivray die Gruppe, um mit Toto Blanke (Associa- tion P.C.) und Joachim Kühn zu arbeiten. Für ihn kam der Dortmunder Achim Wielert (dr), der mit seinem kraftvollen Stil die Band in eine rockigere Richtung lenkte. 1973 absolvierten Epitaph Tourneen als Support für Chuck Berry, Curved Air, Golden Earring, Rory Gallagher, Status Quo und Manfred Mann's Earth Band. Nach einem Auftritt bei einem Rockfestival in der Berliner Waldbühne (u.a. mit Karthago und den Scorpions), erhielten Epitaph das Angebot des US-La- bels BILLINGSGATE RECORDS, auf US-Tournee zu gehen.

Da die Musiker jedoch keinerlei Aufenthaltsgenehmigungen besaßen, mußten sich die Verantwortlichen etwas einfallen lassen. "Wir hatten quasi den Status von Touristen. Das, was wir machten, war also illegale Arbeit. Unser Management mußte ziemlich geschickt mit der dortigen Gewerkschaft verhandeln" (CLIFF JACKSON). Unter der Leitung des BILLINGSGATE-Chefs Gary Pollack produzierten Epitaph im Omega Studio in Chicago 'Outside The Law', das "den frühen Alben von Wishbone Ash qualitätsmäßig in nichts nachstand" (KRAUTROCK MUSIKZIRKUS).


Die langen USA-Aufenthalte forderten allerdings innerhalb der Band auch ihren Tribut. Wielert verließ im Sommer 1974 die Gruppe und wurde von Norbert 'Panzer' Lehmann ersetzt, der nach nur zwei Tagen Probe gleich mit auf eine weitere USA-Tour ging. Durch hohe Transportkosten bei langen Anfahrtswegen verdiente die Band kein Geld und kehrte nahezu mittellos nach Deutschland zurück. Eine ausgedehnte weitere Tournee durch die USA war schon fest geplant, als BILLINGSGATE RECORDS Konkurs anmeldete. Um nicht für die Schulden der in Konkurs gegangenen Plattenfirma einstehen zu müssen, löste sich die Gruppe Anfang 1975 offiziell auf. Der Plattenvertrag endete am 8. 8. 1975, und so gab es ab Mitte August Epitaph wieder. Mit Jackson, Walz, Kolbe und dem zurückgekehrten McGillivray tourten Epitaph ausgiebig durch Deutschland. Mit der neuen Quintett-Besetzung spielte Epitaph ihr viertes Album 'Return To Reality' ein, das im April 1979 erschien. Allerdings "verwässerte die Band durch den stark keyboard-betonten Sound ihren soliden Hardrock" (POP). Nach einer weiteren 'Rockpalast'-Aufzeichnung zog die Band in das Frankfurter Hot Line-Studio, um die 80er LP 'See You In Alaska' einzuspielen. Kurz vorher hatte Keyboarder Karch die Band wieder verlassen. "Ohne Keyboards zeigte sich Epitaph wieder schnörkellos, kraftvoll und erdverbunden" (HAMBURGER MORGENPOST).

Genauso präsentierten sich Epitaph auf ihrem 81er Livealbum, das während der 'See You in Alaska'-Tour mitgeschnitten worden war, das allerdings "nur eine simpel gestrickte Hardrock-Live- Platte war" (KRAUTROCK MUSIKZIRKUS).

Ab Herbst 1981 wechselte Jackson alle Mitspieler aus und rief die 70er-Besetzung (Klaus Walz, Bernd Kolbe, Norbert Lehmann) wieder zusammen. Für das Label ROCKPORT produzierte Epitaph das "belanglose Album" (MUSIK EXPRESS) 'Danger Man'. Kurz darauf löste Jackson seine Formation auf – in der Dortmunder Westfalenhalle war ihnen die komplette Anlage geklaut worden.
2001 startete Epitaph ein Comeback mit Konzerten und neuen Platten, wie z.B. 'Resurrection“' (2001), 'Live At Rockpalast' (2007), 'The Acoustic Sessions' (2014) und 'Long Ago Tomorrow' (2019). Bassist Luitjen 'Harvey' Jansen verstarb 2008.

 

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Burghard Rausch

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