Wer war/ist Dieter Thomas Heck ? - CDs, Vinyl LPs, DVD und mehr

 Dieter Thomas Heck

 Dieter Thomas Heck

 Seine TV-Karriere begann 1969 mit der `ZDF-Hitparade', die ihm den Titel `Deutschlands Schnellsprecher Nr. 1' einbrachte. Heute wird er als 'der letzte Show-Dinosaurier des deutschen Fernsehens' gefeiert.

Anläßlich Hecks 30-jährigen Bildschirm-Jubiläums im Jahr 1999 formulierte der damalige ZDF-Intendant Prof. Dieter Stolte in seiner Laudatio: "Dieter Thomas Heck gehört fair mich zu den ganz großen Entertainern und Unterhaltungs-Präsentatoren. Die Programmgeschichte des ZDF ist ohne ihn nicht zu denken."

Fakt ist, daß der beliebte TV-Unterhalter die Entwicklung unserer Fernsehkultur maßgeblich beeinflusst hat. Doch lange bevor er zu einem der populärsten Fernsehmoderatoren, -Showmaster und —Gastgeber aufstieg, hatte sich Heck auch als Schlagersänger versucht. Da er jedoch mit seiner Sangeskunst nicht weiter auffiel, wechselte er als Sprecher zum Hörfunk und machte sich Mitte der 60er Jahre als Discjockey bei Radio Luxemburg einen Namen.

Carl Dieter Heckscher stammt aus dem deutschen Norden. Er kommt am 29. Dezember 1937 in Flensburg zur Welt, wächst aber in Hamburg auf Der Vater ist Kaufmann, die Mutter Hausfrau.

Als während des Krieges im April 1943 alliierte Flieger Hamburg bombardieren, wird sein Elternhaus getroffen. Der damals Fünfjährige ist zwei Tage und Nächte in den Trümmern eines Kellers verschüttet. Nach diesem traumatischen Erlebnis stottert er. Sein Vater schafft ein Tonbandgerät an, mit dem er Sprachaufnahmen machen kann. Diese Übungen bewirken im Lauf der Zeit kleine Fortschritte.

Da der junge Mann Opernsänger werden möchte, beginnt er eine klassische Gesangsausbildung, und durch das Erlernen der richtigen Atemtechnik wird er auch sein Sprachproblem los. Nach mittlerer Reife und Kaufmannslehre arbeitet er aber zunächst vier Jahre lang als Autoverkäufer.

Ende der 50er Jahre tritt der Anfänger in Peter Frankenfelds TV-Sendung `Toi, toi, toi' auf, eine Art Vorläufer der heutigen Casting-Shows. Dort singt er den Peter-Alexander-Hit Ein bisschen mehr und kommt damit so gut an, daß die Plattenindustrie auf ihn aufmerksam wird.

Klassik und Unterhaltung waren damals noch strikt voneinander getrennt, und die Gesangspädagogin des aufstrebenden Künstlers ist entsetzt über seinen Wechsel zur leichten Muse. "Weifen Sie doch nicht die Perlen vor die Seine!", versucht sie ihn umzustimmen.

 

Vergeblich, denn bereits Anfang 1959 nimmt Carl Dieter Heckscher unter dem Namen Dieter Heck seine erste Single Rh- die Plattenfirma Ariola auf Hippe di hopp, mein Mädchen heißt der Debütschlager, der kein Hit wird. Für die nachfolgende Produktion stellt man ihm mit der Interpretin Eva May eine Duett Partnerin zur Seite. Doch Interesse der Plattenkäufer kann man auch damit nicht wecken. Heck muß sich nach einer neuen Firma umsehen und veröffentlicht seine nächsten Aufnahmen bei Fontana. Es sind allenfalls Achtungserfolge, meistens nicht mal das.

Das Jahr 1961 beginnt für den Newcomer schon verheißungsvoller. Er nimmt an der nationalen Vorentscheidung zum Grand Prix teil, die am 25. Februar 1961 unter dem Titel 'Schlagerparade' vom Fernsehen aus dem Kurtheater in Bad Homburg übertragen wird. Stars wie Fred Bertelmann, Lale Andersen, Friedel Hensch, Christa Williams oder Detlef Engel sind mit dabei im Wettbewerb um die Fahrkarte zum Eurovisionsfestival in Cannes. "Ich war zum ersten Mal in einer so großen Sendung und weiß nur noch, dass ich damals furchtbares Lampenfieber hatte'", erinnert sich Heck.

Die Jury entscheidet, Laie Andersen mit Einmal sehen wir uns wieder zum internationalen Song-Contest zu schicken. Dieter Heck, der mit der Charles-Nowa-Komposition Was tut man nicht alles aus Liebe antrat, hat Pech. Sein Titel wird ebenso wie die meisten der beim Vorentscheid vorgetragenen Songs nicht auf Platte veröffentlicht.


Dennoch kann er seine Schlagerlaufbahn fortsetzen. Er wechselt zur Electrola, wo er unter der Leitung des Produzenten Nils Nobach eine Cover-Version des Elvis-Hits Surrender aufnimmt. Dabei läßt er seiner klassischen Gesangsausbildung freien Lauf und bedient hemmungslos die großen melodramatischen Gefühle. Vom Schlagerpublikum wird das allerdings nicht honoriert. Als Nobach die Kölner Firma verläßt und bei der Ariola anheuert, wo er Interpreten wie Billy Sanders, Nora Nova und Laurie London betreut, nimmt er Heck mit. Für eine der nächsten Singles verpaßt er seinem Schützling den wohlklingenden Namen 'Teddy Lombard«, und unter diesem Pseudonym singt Heck so, daß man ihn — bei nur oberflächlichem Hinhören — für Rene Carol halten könnte. Doch letztlich schafft es auch Nobach nicht, den Sänger auf Hitparadenkurs zu bringen
 

1963 arbeitet Heck beim Südwestfunk Baden-Baden als Hörfunk-Moderator, und das Radio-Publikum freundet sich schnell mit seiner unverwechselbaren Stimme und seiner sympathischen, humorvollen Art an. Somit hat er endlich seine wahre Profession gefunden. Parallel veröffentlicht er immer noch Platten, die aber durchweg keine große Beachtung finden. Es gibt inzwischen kaum eine Plattenmarke, für die er noch nicht als Sänger tätig war. Zusätzlich betätigt er sich nun auch als Schlagerautor und kann auf diesem Gebiet 1964 einen respektablen Erfolg verbuchen. Bei den Deutschen Schlagerfestspielen erreicht Dorthe mit dem Titel Junger Mann mit roten Rosen einen guten Rang 5. Komposition und Text des Songs stammen von Dieter Heckscher und Hans Hee. Für die Dänin Dorthe wird es der erste Chart-Erfolg in Deutschland. Sie kann mit der Single bis auf Platz 19 vorstoßen.


Dieter Heck wechselt bald darauf vom Südwestfunk zu Radio Luxemburg, wo er u. a. die 'BRAVO-Musicbox' präsentiert. Weil es jedoch beim Sender bereits einen Kollegen namens Dieter gibt, ruft BRAVO seine Leser dazu auf, einen neuen Namen für den Discjockey zu finden. Aus den eingereichten Vorschlägen wird schließlich 'Thomas' ausgewählt.

Bei Radio Luxemburg kann der Rundfunk-Mann seine Popularität deutlich steigern. Während er für die Hörer jetzt Thomas heißt, versucht er sich als Dieter Heck aber weiterhin auch als Schlagersänger.

Betreut vom Komponisten und Produzenten Joe Menke, singt er nun für die Hamburger Polydor. Auf der A-Seite der ersten Single klingt er fast ein wenig wie Roy Black. Bei einem Auftritt in der ZDF-'Drehscheibe' im Februar 1966 präsentiert er jedoch die etwas flottere Single-B-Seite Ein schönes Mädchen wie du.

Obwohl er bei Radio Luxemburg zu den beliebtesten Sprechern zählt, geht er von dort zur Europawelle Saar des Saarländischen Rundfunks. Da Heck mittlerweile als Thomas bekannt ist, behält er diesen Namen bei und nennt sich jetzt Dieter 'Thomas' Heck.

In einer Zeit, in der die deutschen Radiosender immer mehr englischsprachige Titel ins Programm nehmen und der deutsche Schlager zunehmend ins Abseits gedrängt wird, ruft Heck bei der Europawelle Saar die 'Deutsche Schlagerparade' ins Leben und erreicht damit ein großes Publikum. Mit seiner Idee, diese Sendung auch ins Fernsehen zu bringen, stößt er beim ZDF auf Interesse. Dort wurden 1968 auch die von der ARD zu den Akten gelegten 'Deutschen Schlagerfestspiele' wiederbelebt und daraus der 'Deutsche Schlagerwettbewerb' gemacht.

Die erste Ausgabe der ZDF-'Hitparade' flimmert am 18. Januar 1969 über den Bildschirm. Namhafte Interpreten wie Roy Black, Manuela, Karel Gott und Graham Bonney sind dabei. `Mainzelmännchens Lach-Parade!' lästern anschließend die Kritiker. Doch die Fernsehzuschauer sind begeistert! Bald hockt die halbe Nation vor der Mattscheibe, wenn Dieter `Thomas' Heck einmal monatlich am Samstag um 19.30 Uhr das Publikum mit markiger Stimme und den Worten "Hier ist Berlin ...!" zur deutschen Hitparade begüßt. Stars und Sternchen geben sich in der Show die Klinke in die Hand und tanzen nach der Pfeife von Regisseur Truck Branss, der sogar Einfluß darauf nimmt, wie die Interpreten sich kleiden. Gesungen wird live, die Musik kommt vom Band. Als besonders pfiffig erweist sich die Idee, Heck während des Abspanns wenige Sekunden vor Schluß die Namen der an der Sendung beteiligten Mitarbeiter herunterrattern zu lassen - dies bringt ihm den Titel 'Schnellsprecher der Nation' ein. Schlagzeilen wie "Seine Stimme rattert wie ein Maschinengewehr" machen ihn berühmt.

Die 'ZDF-Hitparade' ist bald die populärste Musikshow im deutschen Fernsehen und wird mit der `Goldenen Kamera' ausgezeichnet. Trotz seines neuen TV-Ruhms bleibt Heck aber auch dem Radio treu und setzt seine Sendungen bei der Europawelle Saar fort. Im Deutschen Musikpoll liegt er in der Sparte `Beliebtester Rundfunk-Discjockey' jahrelang unangefochten an erster Stelle. Nach längerer Plattenpause steht er dann auch wieder als Sänger vor dem Mikrofon. Für Decca nimmt er — erstmals als Dieter 'Thomas' Heck — mehrere Singles auf Sie erzielen zwar größere Aufmerksamkeit als seine früheren Platten, doch letztendlich zeigt sich, daß das Publikum ihn lieber in der Rolle des Moderators und Gastgebers sieht.

Nach 183 Ausgaben nimmt Heck am 15. Dezember 1984 Abschied von der 'ZDF-Hitparade' (Nachfolger: Viktor Worms). Schon vorher hatte er andere Musikshows moderiert, war als Quizmaster erfolgreich und absolvierte als Schauspieler ernstzunehmende Rollen in Fernsehfilmen und Serien, z. B. 'Tatort', 'Praxis Bülowbogen' und 'Das Millionenspiel'.

Es folgen Sendungen wie 'Die Goldene Stimmgabel', 'Melodien für Millionen', 'Die Pyramide', 'Made in Germany', 'Musik liegt in der Luft' oder 'Das Sommerhitfestival'. Außerdem moderiert er viele Wohltätigkeits-Galas, beispielsweise für die Welthungerhilfe. Längst gilt der Unterhaltungsfachmann als 'Allzweckwaffe des deutschen Fernsehens'.

So freundlich und herzlich wie er vor den TV-Kameras agiert, ist er auch privat. Mit seiner zweiten Frau Ragnhild (Heirat 1976), zugleich seine Managerin, lebt der Träger des Bundesverdienstkreuzes am Bande (1984) auf Schloß Aubach bei Baden-Baden, dem Firmensitz seiner eigenen Produktionsgesellschaft.

Als 'Show-Lokomotive' wird Dieter 'Thomas' Heck auch weiterhin im Einsatz sein, denn er sagt: "Solange mich das Publikum noch will, denke ich nicht ans Aufhören".

Walter Hilbrecht

 

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