Joy Unlimited Reflections (CD)

Joy Unlimited

Fünf Studenten riefen 1965 in Mannheim die Band Hit Kids ins Leben – Roland Heck, Albin Metz, Hans Herkenne, Dieter Kindl und Klaus Nagel. Das Quin- tett wollte damit eigentlich nur die eigenen Finanzen aufbessern, aber mit der stimmgewaltigen Joy (Erna Raad, geboren am 15. 11. 1944 in Rockenhausen!) wurde die Bandsache etwas ernsthafter und das Sextett taufte sich in Joy & The Hit Kids um. Die Pop- und Beat-Band stand des öfteren vor den TV-Kameras und erhielt für die kraftvollen Live-Auftritte gute Kritiken, was nicht zuletzt am Auftreten von Joy lag, die, "wenn sie gefordert wurde, ohne Mühe jegliche weib- liche Konkurrenz an die Wand singen konnte" (MUNZINGER). Erna hatte bereits als Teenager ausgiebig – vorzugsweise deutsche Schlager – gesungen und stand schon im Alter von 16 Jahren gemeinsam mit ihrer 51 Schwester in den Bars und Kneipen für die in Mann- heim stationierten US-Soldaten auf der Bühne.

Joy & TheHitKids konntensichmitihrercleverenMischung aus Beat, Soul und Blues bald auch außerhalb der US- Clubs einen Namen machen. 1967 erschien mit Sunshine / All The Days die Debüt- Single; es folgten 1968 und 1969 weitere Veröffent- lichungen, darunter Feelin' (erstmalig zusätzlich unter dem Namen Joy Unlimited), und Take MeTo The Pilot (ein Elton John-Cover). Umbenannt in Joy Unlimited belegte die Gruppe 1970 beim Band-Festival 'Barbarella de Conjuntos' in Palma de Mallorca den vierten Platz und veröffentlichte im gleichen Jahr mit 'Overground' ihr Debüt. Die "Qualität der Musik war exzellent. Hervorragender Gesang von Joy Fleming, gutes subtiles und hervorragendes Spiel. Stilistisch zwischen Soul-infiziertem Beat bis zu psychedelischem Pop mit geschmackvoller Orchestrierung" (BERLINER MORGENPOST). Kurz nach der Veröffentlichung kam der Saxophonist und Flötist Gerd Köthe (ex-Moonlights) hinzu, der sich neben Roland Heck zum zweiten musikalischen Kopf der Band entwickeln sollte.

Er ersetzte Klaus Nagel, der sich danach um Management, Produktion und Konzert- planung kümmerte. 52 Als neuer Schritt in der künstlerischen Band-Entwicklung, wurde 1971 die Ballettmusik 'Schmetterlinge' im Stadttheater in Bonn uraufge- führt. Teile daraus wurden u.a. in einer TV-Sendung eingesetzt, die um Joy Unlimited und den Sänger und Choreographen Lester Wilson (von der Ur-Hair-Besetzung) gedreht wurde. Als der Plattenvertrag mit POLYDOR auslief, unterschrieben Joy Unlimited beim neugegründeten BASF-Label. Dort kam das zweite Album 'Schmetter- linge' (1971) allerdings nicht heraus, sondern auf dem neugründeten Unter- label PILZ von Rolf-Ulrich Kaiser. Die Musik war eine kühne Mischung aus Ballettmusik, progressiven Klängen, Blues und Jazz. Inhaltlich ging es dabei um die Verwandlung von der Raupe zum Schmetterling in drei Abschnitten ("Contacts", "Manifestations", "Emoti- ons") die auch als Symbol für die Ent- wicklung des Menschen stand. Aufgrund der wachsenden Popularität von Joy Unlimited wagte Joy Fleming den Schritt in die Solokarriere.

"Allerdings schienen weder sie, noch die Berater der Plattenfirma zu wissen, wo es musikalisch langgehen sollte. Lediglich ihr 74er Live-Album ließ erahnen, was aus ihr hätte werden 53 können" (MUNZINGER). Im Sommer 1971 entstand dann beim Süd- deutschen Rundfunk die Urfassung des Neckarbrücken-Blues, ihrem größten Single-Erfolg (1972) neben Halbblut (1974), dem deutschen Eurovisions-Beitrag Ein Lied kann eine Brücke sein 1975) und Bridge Of Love (englische Version).

KRAUT! ist ein feiner Krautrock-Querschnitt in vier Aus- gaben, nach Regionen sortiert – Norden, Mitte, Süden und Berlin, mit den größten Hits, viel längst vergessener Musik und den wichtigsten Songs.

Burghard Rausch im Juni 2020

© Bear Family Records®
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Various - Kraut! BCD17623
Teil 3 - KRAUT! - Die innovativen Jahre des Krautrock 1968-1979