Wer war/ist Peter Kraus ? - CDs, Vinyl LPs, DVD und mehr
Peter Kraus
Wenn Peter Kraus sich den Ruf eines Rock 'n' Roll-Sängers erworben hat, dann geht das besonders auf die Jahre 1957 und 1958 zurück. Als Elvis Presley sich gerade aus dem Showbusiness ausklinkte, um in Deutschland Panzer zu fahren, plünderte Polydor-Produzent Gerhard Mendelson den Presley-Katalog, um seinen Zögling Kraus – und später auch Ted Herold – damit im Schlagermarkt zu etablieren. Der Berliner Gerhard 'Mosche' Mendelson (1913 - 14. März 1976) hatte sich jetzt in seinem Wiener Studio neben der Betreuung österreichischer Schlagersänger die Lancierung jugendlicher Stars zur Aufgabe gemacht. Die aktuellen US-Charts boten ein hervorragendes Gebiet für hiesige Produzenten, die in fremden Revieren wildern wollten. Neben Presley hatten auch Gene Vincent, Jackie Wilson, Buddy Knox, Paul Anka und andere reichlich Vorlagen dafür geliefert. Es gab einen Markt für diese Schallplatten mit Kopien amerikanischer Titel. Beispiel Peter Kraus: Liebelei (Butterfly), Teddybär (Teddy Bear), Mach' dich schön (Treat Me Nice), Hafen-Rock (Jailhouse Rock), So wie damals (Since I Met You Baby), Rosmarie (Reet Petite), Hula Baby (Hula Love). Am nächsten stand Peter Kraus eigentlich der kanadische Kinderstar Paul Anka, dessen Diana er auch nachsang.
Anka war genauso wenig Rock 'n' Roll-Sänger wie Kraus, in dessen Interpretation alles immer zum Schlager wurde. Immerhin: Die Pop-Kultur erreichte durch ihn die bisher immun gebliebenen Schichten der deutschen Gesellschaft, wenn auch mit gebremster Dynamik. "Rock 'n' Roll in homöopathischer Verdünnung", amüsierte sich der WDR in einer Rückblick-Fernsehsendung über diese Musik, die allerdings dazu führte, daß Rock 'n' Roll in der Bundesrepublik allmählich nicht mehr als Schimpfwort gebraucht wurde. Man deutschte den Begriff sogar ein: "Peter Kraus beim Rockrollern". Und man zeigte Verständnis für die von Peter Kraus repräsentierte Jugend. Das 'Neue Blatt': "Er ist modern wie seine ganze Generation, die in Nietenhosen aufwuchs statt in den Uniformen der Luftwaffenhelfer". Die Mode spielte in der Pop-Kultur von vornherein eine wichtige Rolle. Lederjacken und Jeans waren nicht nur Kleidung, sondern Symbole, mit denen man sich schon äußerlich als unangepaßt zeigen konnte. Den Rock 'n' Roll jetzt aber nur als Mode abzutun, wie das in den Medien der Bundesrepublik geschah, entsprach dem Wunsch, das unverstandene Phänomen in den Griff zu bekommen.
Dazu gehörte es, in Zeitschriften Tanzschritte zum Rock 'n' Roll abzubilden. Und dazu gehörte eine schnell zusammengeschneiderte Teenager-Mode. Vorbildfunktion übernahmen Filmschauspieler wie Marlon Brando und James Dean, die das T-Shirt salonfähig machten. Brando hatte es schon in 'Endstation Sehnsucht' zur Schau getragen. In 'Der Wilde' erhob er es zum Symbol des Rebellen. Und in '... denn sie wissen nicht, was sie tun' tat James Dean es ihm gleich, indem er lässig eine Lederjacke über dem weißen Shirt trug. Das hatte Folgen: In 'Bravo' wurde eine James-Dean-Jacke beworben ("Am liebsten trug er die kombinierte Lederstrickjacke im Hollywoodschnitt. Er tauchte sie auch manchmal in Cognac."), und ein Pullover mit dem Namen 'Peter-Kraus-Coll' wurde für Schlagerfans nachgeschoben. Der Rock 'n' Roll schien schon deshalb ein Schritt in die richtige Richtung für Peter Kraus, weil er sich zwei Jahre zuvor auf diesem Terrain profiliert hatte. Mit seinen zu Hause einstudierten Elvis- und Bill-Haley-Liedern war er 1956 vor einer vollbesetzten Halle in einem Wettbewerb der Münchner 'Abendzeitung' aufgetreten. Vorab hatte er schon mit Hugo Strasser, dessen Orchester ihn an dem Abend begleitete, für den Auftritt geübt. So war das Ergebnis programmiert. Peter Kraus gab auf der Bühne den Rock 'n' Roll-Star. Und die Menge tobte. Dreimal mußte er den Rock-A-Beatin'-Boogie wiederholen. Das Ganze war als Jazz-Konzert im Deutschen Museum angekündigt worden – und so wurde er auch zunächst als Jazzer in den Medien verkauft. Das 'Neue Blatt' schrieb schon bald: "Seine Karriere als deutscher Jazz-Sänger ist ohnegleichen." Zu seinem Image gehörte, daß er im selben Artikel als "sympathischer Junge" bezeichnet wurde. Das kam an. Peter Kraus hatte aber bestimmt nichts dagegen, daß die 'Frankfurter Abendpost' ihn den "Rock 'n' Roll-Sänger Nr. " nannte und ihn als "deutschen Presley" auslobte. Da lag es nahe, den Presley-Erfolgstitel Treat Me Nice (aus dem Film 'Jailhouse Rock') im Original-Arrangement mit Peter-Kraus-O-Ton aufzunehmen.
Was dabei verlorenging, war nicht nur die Dynamik der RCA-Aufnahme. Texter Peter Mösser ließ auch vom Sinn des Songs nichts übrig. Statt die Geliebte aufzufordern, ihn nett zu behandeln und ihm treu zu bleiben, geht es jetzt wie so oft im Schlager der Zeit wieder ums gemeinsame Tanzengehen. Und um die Teenagermode – Mach dich schön: "Nimm das blaue Kleid, denn das steht Dir so gut, und dazu den süßen kleinen frechen gelben Hut." Der Damenhut gehörte ja tatsächlich zum – ältlichen – Outfit, auch bei Rosemarie Nitribit, aber als Garderobentip für junge Mädchen hat sich Texter Peter Mösser (Jahrgang 1915) schon damals gründlich vergriffen. Das süddeutsche Hausautoren-Team Scharfenberger-Busch des Wiener Produzenten Mendelson hat sich gar nicht erst die Mühe gemacht, die Lebenswelt der Teenager zu beschreiben. Unterstützt vom filmerfahrenen Aldo von Pinelli versammelten sie für Sugar Baby ein paar Klischees ("sei doch lieb zu mir, dann bleib ich bei dir"), und fertig war ein Stück für den Kinohit 'Wenn die Conny mit dem Peter …'. Musikalisch orientierten sie sich eher an deutschen Country-Imitaten als am Rock. Und Peter Kraus scheiterte kläglich an der englischen Aussprache, wenn er ein Mädchen namens "Tscheen" (Jane) erwähnte oder ähnlich auch beim Liedtitel: Schucker-Beebi.
Der Name Schluckauf-Sänger war wohlverdient. Und bei Live-Auftritten ergänzte er seinen Gesang auch noch mit Hampelmann-Sprüngen. Gut, daß Elvis das nie gesehen hat. Doch das kam an – den Teenagern gefiel es: Mit Sugar Baby übertraf er noch den Erfolg von Mach dich schön, und Hula Baby (nach Hula Love von Buddy Knox) brachte ihn sogar an die Spitze der Hitparade. Den merkwürdigen Text ("Hula-Liebe schenke ich dir heut nacht, wenn der Wind uns bewacht") verfaßte Hans Bradtke (21. Juli 1920 - 12. Mai 1997), der schon Susi-Rock für ihn geschrieben hatte ("Einen Susi-Rock findet jeder nett, wenn die Susi tanzt auf dem Tanz-Parkett."). Wieder setzt Kraus seinen Schluckauf ein, der das Südsee-Stück den jugendlichen Plattenkäufern näher bringen soll. Den Effekt übertreibt er bei Paul Ankas I love you, Baby so stark, daß die Titelzeile fast klingt, als müsse er sich übergeben. Keine Spur von "charmant", wie er im Lied behauptet. Anglizismen allein reichten aber schon damals nicht aus: Der Abklatsch von Paul Anka blieb hinter den anderen Kraus-Titeln zurück. Dafür war das Filmliedchen Mit siebzehn (aus 'Immer diese Radfahrer') von Werner Scharfenberger und Fini Busch wieder genau richtig für die Zielgruppe – und auch die ältere Generation konnte bei der harmlosen Melodie fröhlich mitpfeifen. Schließlich war der Film mit den Altstars Waltraud Haas, Inge Meysel, Heinz Erhardt und Hans-Joachim Kulenkampff für das etablierte Bürgertum konzipiert.
Daß der 19jährige Peter noch ein bißchen auf jugendlich machte ("für dich und für mich gibt es wirklich kein Problem, und Baby au-hau-ßer-he-dem – mit siebzehn fängt doch erst das Leben an, das uns noch so viel geben kann"), war für den Schlager nur verkaufsfördernd. Die kurze Rock 'n' Roll-Phase seiner außergewöhnlichen Schallplatten-Karriere war bezeichnend für Mißverständnisse, die lange Zeit die falsche Einordnung von Peter Kraus verursachten. Denn der Sohn des österreichischen Regisseurs, Sängers und Kabarettisten Fred Kraus, der am 18. März 1939 in München als Peter Siegfried Krausnecker geboren wurde, war weder Jazz-Sänger noch ein deutscher Elvis. Die gleichaltrigen Kenner des amerikanischen Jazz und Rock 'n' Roll wußten das natürlich ganz genau. Doch dem Wiener Polydor-Produzenten Gerhard Mendelson, der Kraus nach dem Auftritt im Deutschen Museum für sein Label verpflichtet hatte, waren die Peter Kraus angeklebten Etiketten nur recht. Für ihn zählte das Image des Teenagers, der endlich der US-Musik Paroli bieten konnte. Daß sein Kalkül aufging, hatte zum einen damit zu tun, daß die deutschen "Backfische" (so nannte man damals die jungen Mädchen) für Peter Kraus schwärmten. Zum anderen hatte sich mittlerweile etwas ergeben, das der Schriftsteller Jean Améry "die vollkommene Amerikanisierung der deutschen Jugend" nannte. Mendelson setzte mit seiner Neuentdeckung total auf diese veränderte junge Generation. Dabei konnte er all die deutschen Jugendlichen vernachlässigen, die die amerikanischen Originale den Schallplatten von Peter Kraus vorzogen. Kraus selber ordnete seine Produkte im nachhinein so ein: "Eigentlich war das Mädchenmusik mit Rock 'n' Roll-Feeling." Das trifft es wohl besser als seine andere, ziemlich großspurige Aussage über seine Wirkung: "Hallen gehen zu Bruch. Mädchen liegen unangemeldet in meinem Bett. Freddy Quinn haßt mich." Seine Beziehung zu Mädchen personifizierte in den 50er Jahren Conny Froboess, mit der er im Film ('Wenn die Conny mit dem Peter... (Teenager Melodie)' - 1958 und 'Conny und Peter machen Musik' - 1960) gepaart wurde. Die Bekanntschaft reichte Jahre zurück: Ein Foto, das die kleine Cornelia mit dem sie überragenden Peter zeigt, wurde 1951 anläßlich ihrer Pack' die Badehose ein-Tournee gemacht, bei der auch Peters Vater auftrat. Erste Leinwanderfahrung hatte Peter 1954 mit 'Das fliegende Klassenzimmer', einer Erich-Kästner-Verfilmung, gesammelt. 1957 durfte er in 'Die Frühreifen' schon die nächste Generation verkörpern. Kein Wunder, daß sich die 'Bravo' von Anfang an auf ihn stürzte und ihn mit Titelbildern und Star-Schnitt hochjubelte.
Mit Peter Kraus' Erfolg begann das große Geschäft mit den Teenagern. Jeder wollte mitmachen, solange der Rock 'n' Roll im Schwange war. So veranstaltete Radio Luxemburg in Essen ein erstes Schlagerfestival, bei dem Peter Kraus gewann. Auch diesmal blieb wie bei der Münchner Jazz-Veranstaltung von 1956 ein fader Nachgeschmack. Das Ganze wirkte wie ein abgekartetes Spiel, denn schon eine halbe Stunde nach der Preisverleihung tauchten Polydor-Plakate auf mit dem Text: 'Peter Kraus – Goldener Löwe gewonnen'. Die Plattenfirma Electrola, deren Teenager-Star Conny Froboess den Silbernen Löwen abbekam, hatte nichts dergleichen zu bieten. Zu diesem Zeitpunkt hatte Peter Kraus schon längst sein wahres Wesen offenbart. Titel wie Wenn Teenager träumen, Ich möcht' mit dir träumen und Teenager Melodie entsprachen viel mehr seinem Geschmack: "Mit den soften Liedern verkauften wir fünfmal soviel wie vorher." Sein Produzent Mendelson baute parallel dazu Ted Herold als Rock-Sänger auf. Dennoch blieb an Kraus das Etikett des deutschen Rock 'n' Roll-Stars haften. Das wurde unterstützt durch PR-Texte zu seinen Schallplatten ("Für steile Zähne und gesittete Twens neu arrangiert und dufte gespielt"), Platten- und Biographie-Titel wie 'Rock 'n' Roll Is Back', 'Wob-Baba-Lu-Ba' und 'I Love Rock 'n' Roll'. Nach einem durch die Beat-Jahre verursachten Karriereknick brachte ihn die Nostalgiewelle wieder ins Licht der Öffentlichkeit. Seither wird er nicht müde, seine schönste Rolle zu spielen – die des deutschen Rock 'n' Rollers.
Peter Kraus
Peter Kraus * 18. März 1939 In jungen Jahren ist Peter Kraus ein vielversprechender Filmdarsteller (z.B. in "Das fliegende Klassenzimmer"). Er wechselt aber das Fach und avanciert gegen Ende der 50er Jahre zu Deutschlands erstem Rock 'n' Roller und Teenager-Star. Mit dem Song "Tutti Frutti" beginnt seine Sangeskarriere. Es folgen Hitparaden-Spitzenreiter wie "Hula Baby" (1958), "Kitty Cat" (1959), "Va bene" (1960), "Sweety" (1962) u.v.a. Sein größter Konkurrent im Wettbewerb um die Gunst des Publikums ist in jenen Tagen ⇨Ted Herold. Anders als dieser tritt Peter Kraus nicht nur solo, sondern auch mit Conny Froboess, mit Jörg Maria Berg als Duo "Die James Brothers" sowie als Trio mit den Zwillingen Alice und Ellen Kessler in Erscheinung. Aus dem Film "Die Frühreifen" (1957) stammt sein Lied "Ich will nicht wissen", komponiert von ⇨Erwin Halletz (Text: Hans Bratke).
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