Wer war/ist Leinemann ? - CDs, Vinyl LPs, DVD und mehr
Leinemann
1969 ging es mit der Beatmusik bergab. Discotheken schossen wie Pilze aus dem Boden. Uli Salm (Bass) und ich verliessen die 'Chicago Sect', mit der wir es immerhin bis in den 'Star–Club' gebracht hatten. Ich ging unfreiwillig, Uli aus Loyalität zu mir freiwillig. Vom Musik–Business enttäuscht, verkaufte ich mein Schlagzeug.
Es dauerte jedoch nicht lange, da hatten wir wieder eine Band, nur so zum Spaß: Jerry Bahrs & his Skiffle Group. Jürgen 'Jerry' Bahrs (Gitarre, Gesang) war bereits Anfang der sechziger Jahre wie wir Mitglied der 'Owl City Washboardmen' in Uelzen gewesen, den Lüneburger Banjospieler Jörn Christoph 'Django' Seelenmeyer hatten wir auf den legendären Hamburger Skiffle– Festivals kennen und schätzen gelernt. Da ich kein Schlagzeug mehr besaß, wurde ich Waschbrettspieler.
Uli und ich gingen oft ins alte 'Onkel Pö' am Mittelweg, wo es nicht selten zu interessanten Sessions mit den unterschiedlichsten Musikern kam. Dort trafen wir Gottfried Böttger. Sein kraftvolles Klavierspiel und sein souveränes Auftreten beeindruckten uns schwer. Als wir uns endlich trauten, ihn zu fragen, ob er bei uns einsteigen wolle, siezten wir ihn.
Mit Gotti hatten wir den King der Pöseldorfer In–Szene in unserer Band. Es ging schlagartig aufwärts. Zuerst war das 'Onkel Pö' ausverkauft, wenn wir auftraten, dann das 'Theater im Zimmer' um die Ecke. Wir beschlossen, eine Schallplatte zu machen. Die Single My Baby Left Me/Can I Get A Witness wurde in einem kleinen Studio in der Nähe von Hildesheim aufgenommen - und zwar live, so wie wir auf der Bühne spielten. Auf der Rückfahrt nach Hamburg entschlossen wir uns, unserer Kapelle zukünftig einen neutralen, nicht auf ein Bandmitglied bezogenen Namen zu geben. Wir entschieden uns für den Namen eines Typen, der absolut nichts mit unserer Musik zu tun hatte: (Helmut) Leinemann.
Das 'Onkel Pö' zog um nach Eppendorf. Wir zogen mit. Leider blieb der Erfolg dort zunächst aus. Aber in Dieter Roloffs Cotton Club im Hochbunker am Poelchaukamp begannen wir, uns eine kleine Fangemeinde zu erspielen. Der Veranstalter Karsten Jahnke setzte uns beim 'Carnival of Jazz' im Winterhuder Fährhaus ein.
Dann platzte endlich der Knoten im neuen 'Onkel Pö', und die Zuschauer kamen zahlreicher. Bald stand eine Menschenschlange vor der Tür, wenn wir auftraten. Und: Die Schallplattenindustrie wurde auf uns aufmerksam. 1971 erschien unsere erste Langspielplatte 'Honky Tonky Skiffle Rock'.
Das Fernsehen stellte sich ein, und das 'Onkel Pö' unter der Leitung von Peter Marxen wurde zum Zentrum der neuen 'Hamburger guten Laune', später von den Medien 'Hamburger Szene' genannt. 1972erschien unserzweites Album 'Piano Skiffle Rock', das - wie schon das erste - nicht unbedingt das Tempo und den Witz unserer Live–Auftritte wiedergab, die das Publikum so begeisterten.
Die Schlangen vor sämtlichen Lokalen, in denen wir auftraten, wurden länger, mittlerweile auch außerhalb Hamburgs. Der 'Stern' schrieb: "Mit einer Mischung aus Ragtime, Rock und Skiffle läutet Leinemann eine neue Ära in der deutschen Pop-Szene ein..."
Auszug aus BCD16698 - LEINEMANN Leinemann
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