Wer war/ist Ina Deter ? - CDs, Vinyl LPs, DVD und mehr
Ina Deter
"Mein Ruf als Emanze ist immer noch ein Grund, meine Lieder nicht zu spielen. Aber: Erfolg stopft alle Münder. Und mit 'Neue Männer' habe ich sie ihnen damals gestopft" (Ina Deter)
Die am 14. Januar 1947 in Berlin geborene Liedermacherin und Rockmusikerin spielte schon als junges Mädchen Gitarre. Anfang der 60er Jahre studierte Ina Deter Graphik und Design und hatte nebenher ihre ersten musikalischen Auftritte mit einer Skiffleband, den Lucky Girls. Nach weiteren musikalischen Erfahrungen in einer Country-&-Western-Gruppe tingelte sie ab 1967 als Folksängerin durch die Westberliner Szene. "Dylan, Donovan und Joan Baez verehrte ich und sang deren Lieder bis zum Erbrechen. Danach war ich so leer und ideenlos wie nie zuvor. Drei Jahre lang gab es keine Musik für mich, die mir Spaß machte, und ich saß untätig und mutlos rum" (zitiert nach Roland Bernd/Götz Hinze in 'Munzinger Pop-Archiv International'). Nach dem Abschluß ihres Studiums zog Deter auf dem Höhepunkt der Studentenbewegung nach Köln, wo sie zunächst als Graphikerin arbeitete und auch erste Kontakte zu dortigen Frauengruppen knüpfte. 1972 nahm Ina Deter eine Single mit dem Titel Ich habe abgetrieben auf. Ausschlaggebend für ihr freimütiges Bekenntnis zu dem damals heftig umstrittenen Thema war "der kurzfristig abgesetzte Abtreibungsbeitrag von Alice Schwarzer in 'Panorama'. Die Motivation war so stark, daß ich alle Hemmungen über Bord warf und mir meine Wut vom Leibe schrieb" (zitiert nach s. o.).
1976 beteiligte sich Ina Deter mit dem hier ausgewählten Titel Wenn du so bist wie dein Lachen am nationalen Vorentscheid für den 'Grand Prix Eurovision de la Chanson'. Die Idee zu dem Lied kam ihr im Sommer 1973 in Spanien. "Ich saß im Bus von Barcelona nach Calpe. Er stieg ein, kam mir im Gang entgegen, sah mich an, lächelte … da war die Zeile geboren: 'Wenn du so bist wie dein Lachen'. Wir haben nie ein Wort miteinander gesprochen." Zwar kam die Musikerin damit nur auf den zehnten Platz, doch sie weckte mit ihrem Text Aufmerksamkeit. Der Titel findet sich auch auf Deters erster Langspielplatte 'Ich sollte eigentlich ein Junge werden', die 1977 erschien. Nach den beiden Folge-LPs 'Heute' (1978) und 'Wenn wir unseren Neid besiegen' kündigte CBS den Vertrag mit Ina Deter. Offizielle Begründung: Ihre Platten würden sich nicht genug verkaufen. Für die Künstlerin selbst war es jedoch die Reaktion auf ihre Ablehnung, eine deutsche Version eines Sally-Oldfield-Hits aufzunehmen, die man von ihr verlangte. Über diese Erfahrung mit einem Musik-Konzern sagte sie 1980 in einem Interview mit dem 'Folk-Magazin': "Es ist einfach verdammte, harte, harte Realität, die du im Laufe der Jahre einfach selber miterlebst, und immer ein Stück Illusionen dann abbaust. Darum habe ich keine Utopien mehr, ich sehe nur noch die Realität. Ich bin, glaube ich, nicht mehr ’ne Träumerin! Es ist wichtig, Zusammenhänge zu begreifen! Und dann mußt du dir auch darüber im klaren sein: Warum hat der Erfolg und warum nicht der? Warum hat der, der so schlecht ist, Erfolg? Weil die Massen immer noch dahin streben, daß sie die Traumwelt gesetzt bekommen, weil der Alltag so beschissen ist!"
Ina Deters Erfolg kam 1982 mit dem Lied Neue Männer braucht das Land von der gleichnamigen LP. Seine Geschichte geht auf ein Erlebnis im Herbst 1981 in der Kölner Südstadt zurück. "Ich fuhr mit meinem Fahrrad am Stollwerck, der ehemaligen Schokoladenfabrik, vorbei. Plötzlich vor mir ein überdimensionales Plakat: 'Welch ein Land, was für Männer.' Mir schoß durch den Kopf: 'Was für Arschlöcher!' Ich fuhr nach Hause, setzte mich an den Schreibtisch und schrieb die Zeile: 'Neue Männer braucht das Land'." Der Saarländische Rundfunk setzte das Lied, das gerne als eine Art 'Nationalhymne der Frauenbewegung' bezeichnet wird, seinerzeit auf den Index, der NDR sah im Graffiti-sympathisierenden Refrain eine Aufforderung zur Sachbeschädigung und reagierte mit einer Strafanzeige. Roland Bernd und Götz Hinze weisen in ihrem Beitrag für das 'Munzinger Pop-Archiv International' den Ina Deter häufig gemachten Vorwurf, eine 'Emanzenzicke' zu sein, zurück: "… dafür sind ihre Songs zu eingängig, zu pointiert – und zu vielseitig. Daß sie sich mit Liedern wie 'Wie viele Finger braucht eine Faust' in einer männerdominierten Branche hat durchsetzen und halten können, macht sie nur noch sympathischer. Sie kann 'Ein neues Gefühl' besingen, daß Hörer und Hörerinnen tatsächlich ergriffen weinen – und wirkt nur ehrlich, nicht schmalzig. Mit ihrer Entschlossenheit, die allenfalls musikalische, aber keine textlichen Experimente zugelassen hat, sind ihr Orientierungskämpfe wie bei Marianne Rosenberg erspart geblieben."
Zu den weiteren Erfolgen der Musikerin gehören Titel wie Du hast ’ne Ladung Dynamit (mit Edo Zanki) und Frauen kommen langsam – aber gewaltig. Mitte der 90er Jahre verlegte sie ihren Wohnsitz nach Aachen, wo sie sich eine Zeitlang aus dem Musikgeschäft zurückzog und eine Stelle als Theaterregieassistentin antrat. Erst Ende 1996 begann Ina Deter wieder Texte zu schreiben. Seitdem sind vier neue CDs erschienen, darunter zuletzt 2004 eine Hommage an Edith Piaf unter dem Titel 'Voilà – Lieder von Édith Piaf in Deutsch'. Seit 2005 lebt Ina Deter wieder in Berlin. Eine neue CD mit eigenen Liedern ist für Ende 2007 angekündigt.
www.inadeter.de
Auszug aus
Various - Liedermacher in Deutschland
Vol.4, Für wen wir singen (3-CD)
/various-liedermacher-in-deutschland-vol.4-fuer-wen-wir-singen-3-cd.html
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