Wer war/ist Abacus ? - CDs, Vinyl LPs, DVD und mehr
Abacus (HAMM)Capuccino // 4.04 // (Charly Schade)
vom Album 'Abacus' (1971 • POLYDOR 2371 215)
Chris Williams (voc) k Chris Barutzky (key) k Charly Schade (g, sit) k Klaus Kohlhase (b) k Felix Hans (dr)
Gegründet wurden Abacus Anfang 1971. Die Gruppe war aus der Kölner/Düsseldorfer Band Fashion her- vorgegangen, die im Laufe ihrer Karriere im Vorprogramm von britischen Progressive-Bands aufgetreten war.
Beeinflußt von der Musik ihrer Hauptbands und mit dem englischen Sänger Williams (ex-Grail), be- nannten sie sich nach dem griechisch/römischen Brettspiel Abakus um. Da der Abacus-Keyboarder ein Sohn des damaligen Hammer Superintendenten Barutzky war, probte die Band anfangs oft in der Teestube des Lutherzentrums an der Martin-Luther-Str. in Hamm – später in einer ausgedienten Sakristei. Die mu- sikalische Bandbreite erstreckte sich von "klassischer Musik, über Jazz-Rock und Psychedelic-Blues-Rock bis hin zum Folkrock in der 70er Tradition von George Harrison und Eric Clapton" (COSMIC DREAMS).
Nach einem Vierteljahr des Komponierens und Arrangierens, absolvierte das Quintett seinen Debütauftritt bei einem Popfestival im niedersächsischen Langelsheim und erhielt ein Angebot des Labels POLYDOR. Be- reits im Spätsommer 1971 erschien dort das vielversprechende, selbstbetitelte Debütalbum, das in den Hamburger Windrose Studios aufgenommen worden war. Darauf waren Titel mit Hamm-Bezug zu finden, wie z.B. der Radbod Blues und Capuccino – dem damaligen Namen des späteren Queens-Pubs in der Hammer Südstraße.Nach diversen Auftritten (u.a. auch im TV), veröffentlichte die Band 1972 mit 'Just A Day's Journey Away' die zweite LP, die in München in Giorgio Moro- ders Musicland-Studios entstan- den war. Auch hier gab es wieder einen Song mit Bezug zur Band-Heimatstadt: Hamm Spring '71. Das Album, bei dem das Sitar-Spiel des Gitarristen Charly Schade immer mehr in den Mittelpunkt rückte, hatte eine "relaxte Atmosphäre und klang manchmal wie eine Mischung aus Blind Faith und The Band" (COS- MIC DREAMS).
Abacus waren in der Lage, auf der Bühne einen ebenso dichten Sound wie im Studio abzulie- fern. Nach den eher progressi- ven, Folk- und Klassik-Einflüssen des Debüts wandte sich die Band auf späteren Alben einem ge- radlinigerem Mainstream zu, ging bis "an die Grenzen des Pop-Sounds – mit Ele- menten der Bonzo Dog Doo Dah Band, The Move und des Blues-Rock, mit 60er Jahre Beat-Anklängen und psychedelischen Ausflügen – verrückt und sonder- bar " (COSMIC EGG).
Legendär war ein Abacus Konzert 1972 auf einem Schüler ball in der Aula des Freiher- vom-Stein-Gymnasiums. Im Laufe des Konzertes stieg die Lautstärke immer weiter an, sodaß es dem damaligen Oberstudiendirektor Christians zu viel wurde und er kurzerhand
den gesamten Strom in der Aula abstellen ließ. Nach längerer Diskussion durften Abacus dann mit verminderter Laustärke weiterspielen. Ebenso legendär war ein Auftritt beim 2nd British Rock Meeting im rheinland- pfälzischen Germersheim, wo Abacus vor über 300 000 Besuchern spielte – vor Pink Floyd, San- tana, Faces, Kinks, Humble Pie, Frumpy, The Doors, Savoy Brown, Rory Gallagher, Amon Düül und Family – allerdings waren sie auf dem Kon- zert-Plakat nicht aufgeführt.
Für das dritte 72er Album 'Everything You Need' gab es mit Konstantin Bommarius eine prominente Um- besetzung am Schlagzeug. Abacus klangen jetzt "konsequenter und verstanden es, die verschiedenen Elemente, wie Moog-Synthesizer, Bläser, akustische und elektrische Gitarren, geschickt zu einem einheitlichen Ganzen zu- sammenzufügen" (SOUNDS), schwankten aber auch zwischen "skurrilen und geschmacklosen Einfällen, mit ge- legentlichen innovativen Momenten" (COSMIC DREAMS) und waren nahe am Mainstream-Song-orientierten Rock.
Beim 74er Album 'Midway' hatte der englische Trommler Allan Warren (ex-Harakiri) den Sitz hinter dem Schlagzeug eingenommen. Beide Alben waren auf dem damaligen POLYDOR Unterlabel ZEBRA erschienen. Abacus waren in der Lage "musikalisch zu überraschen und konnten sehr kreativ sein, klangen aber manchmal zu unfokussiert und punktuell schizophren" (COSMIC EGG).
1976 ging die Band aufgrund musikalischer Differenzen über künftige Plattenproduktionen auseinander. Bassist Kohlhase kehrte drei Jahre später mit neuen Mitmusikern (Jürgen Wimpelberg u.a.) zurück, die ge- meinsam mit ihm den Sound von Abacus weiterentwickelten, und unterschrieb bei EMI. Obwohl das Label gerne ein Album herausgebracht hätte, reichte es nur zur Single Caribbean Sun, mit der B-Seite Believe In Music.
2001 veröffentlichte das französische Prog-Rock-Label MUSEA das Studioalbum 'Fire Behind Bars', das 1997 entstanden war – in der Besetzung Wimpelberg (key, voc, g, programming), Manfred Heilmann (voc, g), Rainer Niklowitz (dr, perc), Reinhard Schulte (b), Robert Valet (g), Peter Terhoeven (g) und Pattrick Pelzer (voc). Einige Mitglieder der neuen Abacus-Besetzung hatten vorher in der Neo-Symphonic-Band Solar Project gespielt. Einige Jahre später folgte 'Destiny' (2010) in der Trio-Besetzung Wimpelberg, Valet und Terhoeven. Beide Alben hatten nur noch sehr wenig mit der Musik der Originalbesetzung zu tun.
Abacus existiert bis heute.
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Burghard Rausch
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