Wer war/ist Die Mustangs ? - CDs, Vinyl LPs, DVD und mehr
DIE MUSTANGS
Als Udo Lindenberg zum ersten Mal sein Moped aufsattelte, da ritt er schon den Schlagzeugsitz bei den Mustangs, doch die Sache mit dem 50-cm³-Hengst hatte dennoch so ihre Tücken. Nun muß man wissen, daß sich Udo, gerade mal knappe 17 Lenze jung, abends gern einen auf die Lampe goß - in Münster, in seiner Stammkneipe. Und der Heimweg nach Hiltrup mit dem Taxi kostete ihn immer ein kleines Sümmchen. Also gedachte unser Geisterreiter, sich etwas billiger zu stellen, und erwarb eben jenen fahrbaren Untersatz. Ordnungsgemäß parkte er ihn vor der Kneipe, begoß das Lämpchen und verließ die Tränke, um sich auf den Heimweg zu machen. "Nee, in dem Zustand mit dem Moped, das machsse nich", sagte sich Udo dann doch, ging zurück in die Kneipe, rief nach einem letzten Jägermeister und dem Taxi. Am nächsten Tag, frisch wie ein Turnschuh, raus aus dem Haus: "Ach du je! Das Moped steht ja vor der Kneipe. Taxi!" Spätestens jetzt wußte Udo, daß er so kein Geld sparen konnte - es sei denn, er verzichtete auf den Jägermeister, aber ein bißchen was wollte man sich ja doch gönnen. Wie aber hatte es Udo überhaupt zu den Mustangs verschlagen? Das ist eine lange Geschichte, und die beginnt bekanntlich vorn.
Der Zuchthengst der Mustangs war ein Studiosus in Münster - Gerd Geerken. Er hatte seine Zeit vor den Mustangs in studentischen Tanzkapellen verbracht, die ihn bis nach Süddeutschland und Frankreich trugen. Als '62 Gitarren-Instrumentalbands wie die Shadows und Ventures über die Bundesrepublik kamen, da witterte Gerd die Marktlücke - vor allem, weil er als erstklassiger Gitarrist diesen Gruppen durchaus Paroli bieten konnte. Einer seiner Gitarrenschüler, Steffi Stephan, rekrutierte der fast zehn Jahre ältere Gerd vom Fleck weg. In Anbetracht des Mangels an (lokalen) Bassgitarristen wurde Charlie Brüggemann überredet, einen Höfner-Bass zu erwerben. Zu dritt wurde man - ohne Schlagzeug - als Gitarrenband aktiv. Name: The Guitarmen. Bühnendebüt: 23. Juni 1963 im katholischen Pfarrheim zu Münster.
In Münster war damals musikalisch der Hund begraben, alles ganz gesittet; so, wie es sich für eine konservative Beamtenstadt, schwarz wie Steinkohle noch dazu, gehört. Gegenüber dem Bahnhof jedoch, da gab es die Oase, eine kleine Kneipe. Deren Wirt hatte von den Guitarmen Wind bekommen und bot ihnen ein Engagement an. Steffi wurde von seiner alleinerziehenden Mutter stehenden Fußes wieder aussortiert, weil er noch keine 18 war. Sie befürchtete Ärger mit dem Jugendamt, wenn sie ihrem minderjährigen Filius solch frivoles Tun erlaube. Also suchten sich die Guitarmen einen neuen Rhythmusgitarristen, Thorsten Ehmke. Und einmal wöchentlich zierten sie, mit ewig wechselnden Schlagzeugern, als reine Instrumentalband die Oase.
Für die damalige Zeit waren die Guitarmen exquisit ausgestattet, mit Fender Stratocaster und Fender Jazzmaster. Zu den beiden Gitarren war Geerken in Frankreich gekommen, damals, noch zur Tanzkapellenzeit. Die Stratocaster hatte er bei einem amerikanischen GI gegen einen Höfner-Bass (plus einer Höfner-Gitarre als Zugabe) eingetauscht, die Jazzmaster von einem anderen GI für $250 gekauft.
Student Gerd Geerken wohnte im Kreuzviertel, unmittelbar gegenüber dem Gemüseladen Hagedorn. Der Sohn des Inhabers hatte einen guten Riecher für Geschäfte. Er war gerade 19, als er einen Großhandel aufzog: Er kaufte auf dem Großmarkt ein und belieferte mit den Waren die Einzelhändler. Dann entdeckte er auch die Musik als potentielle Geldquelle, und da arbeiteten ja schließlich die Musiker, er selbst brauchte sich nur zurückzulehnen und die Kasse zu bewachen. In Emsdetten mietete er eine pleite gegangene Kneipe an, taufte sie Insel-Tanzcafé und buchte die Guitarmen. Nun stand einmal die Woche Emsdetten in deren Terminkalender. Dann wurde Hagedorn in Münster fündig, und ein zweites Insel-Tanzcafé entstand. Auch hier wurde für die Guitarmen ein regelmäßiger Termin gemacht.
Auszug aus BCD16461 - Die Mustangs The Mustangs
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