Wer war/ist Octopus ? - CDs, Vinyl LPs, DVD und mehr
Octopus
Der Plan von Bassist Claus-Dieter Kniemeyer und Giarrist Pit Hensel, sich mit einer eigenen Gruppe selbständig zu machen, reifte Mitte 1973. Als Sänge- rin wurde Jennifer Hensel überzeugt mitzumachen, die eine "sehr durchsetzungsfähige Stimme vorweisen konnte." (PROGARCHIVES). Zusätzlich wurden Schlag- zeuger Dieter Becke und Organist Werner Littau an- geworben. "Musikalisch folgten sie der Tradition von Bands wie Frumpy, den Norwegern Ruphus oder den Niederländern Earth & Fire" (PROGARCHIVES). Im Sommer 1975 gingen Octopus dann ins Studio, um das erste Album aufzunehmen – allein, es blieb bei dem Plan, denn dem Produzenten ging das Geld aus. Ein Jahr später nahm das Quintett – nun auf eigene Rechnung und mit einem Plattenvertrag des SKY- Labels in Aussicht – 'The Boat Of Thoughts' auf; da war die Stelle des Schlagzeuger bereits mit Frank Eule (dr) neu besetzt.
Texter Kniemeyer verpackte Träumereien und Realitäten in seine Lyrics, die von melodiösen und auch hart rockenden Klängen getragen wurden. "Wir singen englisch, weil wir auch im Ausland ein paar Platten verkaufen wollen" (KNIEMEYER). "Bei aller Vielschichtigkeit der Arrangements waren es die melodiösen, Camel'schen Strukturen, die eine wohltuende Atmosphäre schufen. Dazu Jennifer Hensels Stimme, die von Charakter und Power fraglos in die Nähe einer Inga Rumpf gerückt werden konnte. Bassist Kniemeyers Texte waren genau am Puls der rebellischen 70er Jahre und rundeten den absolut authentischen Gesamteindruck ab" (MUSIKREVIEWS). Drummer Joseph 'Seppl' Niemeyer (ex-Highdelberg, -Bullfrog) gab der Band-Rhythmik die nötige Stabilität.
'AnOceanofRocks'bot"solidenMainstreamprogmitweiblicherBluesröhre.DieLPhinterließeinenfrischen, rockigen Eindruck. Und das lag nicht zuletzt am z.T. aggressiven Gesang von Jennifer Hensel" (BABYBLAUE SEITEN). Im Herbst 1978 löste der Gitarrist Winfried Kowallik (ex-Streetmark) den Mitgründer Pit Hensel ab. Im Sommer 1979 spielten Octopus vor ca. 60.000 Besu- chern beim zweitägigen 'Rock gegen Rechts-Festival' in Frankfurt/M. Dieses Festival war eine Antwort auf ein 'Deutschlandtreffen' der rechtsextremen NPD, das an diesem Tag in Frankfurt stattfinden sollte. Anfang 1980 erschien dann das dritte Octopus- Album 'Rubber Angel', das "im Vergleich zu den eher inhaltsschwangeren Frühwerken direkter, kompakter und bewußt kommerzieller gehalten war" (ROCK IN DEUTSCH- LAND).
Beim Erscheinen von 'Rubber Angel' war der Ausstieg des Gitarristen Kowallik und der langjähri- gen Sängerin Jennifer Hensel längst beschlossen. Das vom Hessischen Rundfunk in seinem Dritten Fernsehprogramm ausgestrahlte, 30-minütige Octopus- Feature bekam so beinah die Qualität eines Nachrufes. 89 Octopus spielten Anfang 1981 im Spygel Studio in Kirchheim das vierte Album 'Hart am Rand' ein. Die Band "wechselte vom symphonischen Prog der ersten beiden Alben, hin zu eher geradlinigem Rock" (BABYBLAUE SEITEN). Ende 1981 wechselte Trommler Niemeyer zur Frankfurter Gruppe Flatsch!. Octopus fanden zu- nächst keinen konstanten Schlagzeuger und spielten stattdessen mit Gastmusi- kern, u.a. auch mit Ringo Funk (ex- Jeronimo, -Atlantis). Mit dem letzten Auftritt in einer Reihe von Konzerten im Mai 1983 lösten sich Octopus dann auf.
Als Abschied gab es 1983 noch die Octopus-Single Land in Sicht. Kniemeyer und Stein riefen danach das Projekt Katzen- gold ins Leben, das aber über eine selbstbetitelte 10"-EP (1983) mit sechs Titeln nicht hinauskam. Littau hatte erst die Band Hubert Kah verstärkt, und war nach dem Ende der NDW gemeinsam mit dem Münchner Ulrich Werdin, 1984 Mitgründer des Duos Dresden China. Die ausgestiegenen Kowallik (jetzt als Win Kowa) und Jennifer Hensel (jetzt als Jennifer Capell = Nachname ihrer englischen Mutter) begannen eigene musikalische Ideen zu verwirklichen. Das Duo veröffentlichte unter verschiedenen Projektnamen (The Radio, Kowa) und als Solisten diverse Alben – zuletzt 2019 das Singer/Songwriter-Album 'Slow Down' von Jennifer Kowa. Octopus-Mitgründer Claus-Dieter Kniemeyer starb 2001 im Alter von 50 Jahren.
KRAUT! ist ein feiner Krautrock-Querschnitt in vier Aus- gaben, nach Regionen sortiert – Norden, Mitte, Süden und Berlin, mit den größten Hits, viel längst vergessener Musik und den wichtigsten Songs.
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