Wer war/ist Bobby Parker ? - CDs, Vinyl LPs, DVD und mehr
Bobby Parker
Berry Gordy lieh sich die A-Seite seiner ersten Single aus, gab sie an Marv Johnson und produzierte einen Hit, ohne den Urheber als Autor anzugeben. Die Beatles übernahmen eins seiner toughsten Riffs als Einleitungs-Hookline für zwei ihrer großen Hits. Er ist eine große Inspirationsquelle für Robert Plant und Carlos Santana gewesen, und Jimmy Page versuchte eine LP mit ihm zu produzieren. Dennoch kennen nur Hardcore-Liebhaber des elektrischen Blues den Namen Bobby Parker. Der klein gewachsene Gitarrero aus Washington, D.C. scheut sich nicht, seinen Verstärker bis auf Stufe 11 aufzudrehen, und er singt mit so viel ungezügeltem Soul wie einst Little Willie John.
Bobby wurde am 31. August 1937 in Lafayette, Louisiana, geboren, wuchs in Los Angeles auf und begann früh aufzutreten. "Als ich noch ein Knirps war, gab es in L.A. einen Club namens Club Oasis", sagt Parker. "Ich muss 14 oder 15 Jahre alt gewesen sein, fuhr mit dem Fahrrad rum. Ich kam dort vorbei, es gab eine Talentshow. Ich kannte einen guten Bluessong, das war 'Reconsider Baby' von Lowell Fulson. Ich mochte den wirklich, Mann. Ich hatte aber noch nicht mal eine Gitarre. Pete Lewis war Johnny Otis' Gitarrist. Er reichte mir damals seine Klampfe und sagte: 'Mann, geh da raus und mach’s noch mal!' So gewann ich den Talentwettbewerb sechs oder acht Wochen am Stück, immer und immer wieder. Das inspirierte mich dann einfach."
Als Otis Williams & The Charms, eine Doo-Wop- Gruppe aus Cincinnati, die gerade auf der Erfolgswelle ihres Hits Hearts Of Stone schwamm, einen Gitarrist brauchte, folgte Teenager Bobby ihrem Ruf. "Sie sahen mich in diesem Club", sagt Parker. "Sie brauchten einen Gitarristen, der singen konnte. Sie sahen mich und fragten mich, ob ich weg wollte, auf Tournee gehen, raus aus der Stadt. Meine Eltern konnten sich nicht mit dem Gedanken anfreunden, weil ich ja noch zur Schule ging. Aber L.A. war echt hart, genauso wie heute. Also sagte ich: 'Hey, Mann, das ist eine gute Gelegenheit, hier rauszukommen!'" Bobby schloss sich danach Bo Diddley an und begleitete ihn bei seinem berühmt-berüchtigten Auftritt in Ed Sullivans CBS-TV-Show im November 1955.
"Nach Bo Diddley", sagt Parker. "ging ich zum Baritonsaxofonisten Paul 'Hucklebuck' Williams, dem Leiter der Band, die für jeden spielte, der von New York aus tourte. Paul 'Hucklebuck' kannte die Leute von Vee-Jay. Ewart Abner hatte damals das Sagen. Sie wollten wissen, ob ich ein paar (eigene) Songs hätte, denn ich sang bei Paul 'Hucklebuck' und spielte Gitarre. Also gingen wir dorthin und nahmen 'You Got What It Takes' und 'Blues Get Off My Shoulder' auf." Bobbys Vee-Jay-Debüt wurde im September 1957 eingespielt und ging sang- und klanglos unter, aber Marv Johnson landete 1959 einen großen Hit mit dem von Gordy produzierten You Got What It Takes für United Artists – ohne Parkers Autorenschaft des Songs zu beachten. "Ich war ein kleiner Fisch, der in einem großen Teich schwamm", sagt er. "Es war schwer dagegen anzukämpfen."
Nach seiner Zeit bei 'Hucklebuck' ließ sich Parker in D.C. nieder. "Die Leute waren einfach verrückt nach R&B-Musik, also beschloss ich hierzubleiben", sagt er. Er schrieb das rockende Watch Your Step und nahm es 1961 für Venton 'Buddy' Caldwells V-Tone Label auf. Der treibende Gitarrenlauf des grandiosen Songs hat einen ungewöhnlichen Ursprung.
"Ich mag auch Jazz", erklärt er. "Ich hörte viel Dizzy Gillespie. Es ist etwas an 'Manteca' angelehnt. Ich kam irgendwie auf die Idee und sagte mir, verdammt, ich mag das! Da nehm ich mir doch mal meine Gitarre und schau, ob ich aus dem Ding ein kleines Riff machen kann. Wir haben das dann im Studio gespielt. Und ruck-zuck kam eine Bluesnummer dabei raus. Ich hatte einen Text dazu, und schon hatten wir einen guten Song. Wirklich jeder coverte es dann!" Watch Your Step war später nicht nur bei der Spencer Davis Group und Santana im Repertoire, auch die Beatles mochten es so sehr, dass sie das Basis-Riff in die Hooklines ihrer Songs I Feel Fine und Day Tripper einbauten.
Verpasste Chancen gab es viele in Parkers Karriere. 1968 nahm er eine Single für das Blue-Horizon-Label des britischen Produzenten Mike Vernon auf, It's Hard But It's Fair, aber die beiden verstanden sich nicht besonders und beendeten die Zusammenarbeit. Bobbys Gelegenheit, 1972 eine LP für Jimmy Page aufzunehmen, wurde ebenfalls vertan. Im Jahr 1993 spielte Parker seine exzellente (und längst überfällige) Debüt-CD 'Bent Out Of Shape' für Black Top ein, gefolgt von 'Shine Me Up' 1995 für dasselbe Label. Er ist immer noch der Boss der D.C.-Bluesszene, so ungestüm und laut wie eh und je.
Bill Dahl
Chicago, Illinois
Electric Blues 1939-2005. - The Definitive Collection!
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