Wer war/ist The Poor Things ? - CDs, Vinyl LPs, DVD und mehr
THE POOR THINGS
"Wir haben die Lords natürlich nicht gespielt. Das war die andere Baustelle," sagt Norbert Henss von den Poor Things, die gleichsam über Nacht von 0 auf 100 katapultiert wurden. Die CBS, deren Darlings sie waren, hatte ihnen den Namen verpaßt, vorher hießen sie the Tremolos, und das war die Band von Walter Braun (Baß), Otto Sedlatschek (Saxophon), Winfried Schleppy (Schlagzeug), Norbert Jertz (Gesang), Marika Batschmecki (Gesang, Rhythmusgitarre) und Bill Hofmann (Leadgitarre). Hofmann war als Soldat in Deutschland und ehemals Mitglied der Ventures, jener US-Instrumentalband, die ohne ihn den Hit Walk Don't Run (u. v. a.) hatte. The Tremolos, das hieß Rock 'n' Roll, und so klapperten sie die einschlägigen Clubs im Raum Rüsselsheim ab, EM- und NCO-Clubs in den amerikanischen Kasernen eingeschlossen.
Otto Sedlatschek hatte dreieinhalb Jahre das Akkordeonspielen erlernt - beim Deutschen Meister an diesem Instrument, Meister Humpfer. Dann suchte die Bigband seines Rüsselsheimer Gymnasiums, in dem auch Norbert Henss seine ersten musikalischen Sporen verdiente, einen Saxophonspieler. "Du kannst doch Blockflöte, dann kannste auch Saxophon" wurde Otto gesagt, und 14 Tage später stand er mit seinem frisch erworbenen Altsaxophon zum ersten Mal bei einer Probe auf der Bühne. Währenddessen trieb Heiko Henss sein Unwesen mit den Comets, und als Bruder Norbert dann Otto zu deren Proben schleppte, war für beide klar: "Das wollen wir auch machen!" Also gab es von 1963 bis 1965 in Rüsselsheim die Dominos, mit Otto Sedlatschek (Saxophon á la Georgie Fame), Norbert Henss (Orgel, Gesang), Walter Braun (Baß; später ersetzt durch einen Kurt), Bernd Frisch (Leadgitarre), und Roland Hainer (Schlagzeug). Die Dominos spielten einhundertdreiundzwanzig (123!) Fats-Domino-Titel - aber auch Ray Charles und Dusty Springfield. Beim ersten Weinbergschneckenmahl in ihrem Leben beschlossen die Dominos: "Wenn bei uns einer aussteigt, dann lösen wir die Dominos auf." Da war Walter Braun aber schon von Bord gegangen und hatte seine eigene Band gegründet: The Tremolos. Und die warben Otto Sedlatschek ab. Folgerichtig lösten sich die Dominos auf.
Norbert Henss ging erst mal zur Band seines Bruders, Heiko Henss & The Comets. Dort holte er sich das Rüstzeug für die spätere Bill-Haley-Tournee. Bei den Tremolos standen mittlerweile Veränderungen an. Marika stieg für immer von der Bühne, und als Jertz zur Bundeswehr einberufen wurde, holten sie sich als Ersatz den gerade von seinen Echolettes getrennten Mike Warner als Leadsänger. Mike Warner (ex-Echolettes, ex-Fenders, ex-Shatters, ex-New Stars): "Wie das so war, damals. Da war noch ein alter Kamerad aus alter Seilschaft, der suchte eine Band. So wurde ich wieder gefeuert, und Karl-Heinz Bender bekam meinen Platz."
Karl-Heinz Bender hatte in der Tat gerade seinen Platz bei den Mainzer Pages für Peter Reese räumen müssen. Otto Sedlatschek: "Mike Warner mochte unsere Lieder nicht, er wollte seine eigenen Vorstellungen durchbringen. Und das gefiel uns nicht." Währenddessen war auch Bill Hofmann ausgeschieden. Seinen Platz bekam ein Pianist und Organist - Norbert Henss. Henss hatte sein Rock 'n' Roll-Initiationserlebnis auf einer Party gehabt: Georgia On My Mind lag dort auf dem Plattenteller. "Die habe ich mir gekauft, und 'Blueberry Hill' von Fats Domino. Die habe ich Rille für Rille abgehört - meine Mutter ist fast krank geworden. Mein Vater war total dagegen, daß ich Musik machte. 'Hör auf mit der Negermusik', hat er gesagt. Bis ich zu den Tremolos stieß, war ich ja bei den Comets gewesen. Davor hatte ich meine eigene Band gehabt, The Dominos. Aber irgendwann kam Otto Sedlatschek auf mich zu, sagte mir, daß Karl-Heinz Bender gern ein paar Songs mit mir schreiben würde, und ich hatte ja schon einiges komponiert."
Bei Henss im Haus stand ein Klavier, und davor saßen unsere beiden Protagonisten - von der Muse geküßt und in die Schöpfung musikalischer Werke vertieft. Ein Dutzend Titel wurde so erarbeitet. Anschließend übte man das Zeug ein, brachte das Uher-Tonband in Gang und erstellte auf guter 18cm-Spule ein Demoband. Damit sprachen die Tremolos bei CBS vor. Bingo! Norbert Henss: "Was dann folgte, war ein Schnellschuß - Plattenvertrag und nach drei Wochen waren wir im Studio." Und Henss in der Band, weil er einen anderen Sound mitbrachte.
Auszug aus BCD16459 - POOR THINGS Poor Things
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