Wer war/ist Dean Reed ? - CDs, Vinyl LPs, DVD und mehr
Der singende Rebell - Die seltsame Geschichte von Dean Reed
Am 17. Juni 1986 entdeckten Agenten des ehemaligen DDR-Staatssicherheitsdienstes ('Stasi') im Zeuthener See am Rande von Ost-Berlin die Leiche des sozialistischen Superstars Dean Reed aus Colorado. Die Nachricht von seinem Tod verbreitete sich sofort um die halbe Welt, aber an einen Selbstmord glaubte man im ehemaligen Ostblock so wenig wie an einen Unfall.
Die Stasi war verantwortlich, wurde geflüstert: Sie habe verhindern wollen, daß Dean Reed in die USA zurückkehrte. Der Sozialismus wäre in Erklärungsnot geraten, hieß es. Andere vermuteten ein Komplott der Geheimdienste CIA, Mossad oder KGB und ließen den Verdacht aufkommen, Dean Reed wäre nicht einfach nur ein naiver Sänger zwischen den Fronten des Kalten Krieges gewesen. Die letzte Wahrheit wird man vermutlich nie erfahren
Dean Reed war zweifellos eine Ausnahme unter den Popstars des 20. Jahrhundert, ein junger Amerikaner, der Anfang der Siebziger hinter den Eisernen Vorhang zog. Im Westen blieb er völlig unbekannt, aber im Osten avancierte er zum größten Popstar, den der Sozialismus hervorgebracht hat.
Dean Cyril Reed wurde am 22. September 1938 auf einer Hühnerfarm in Colorado geboren. Nach der High School arbeitete er auf einer Touristenranch am Stadtrand von Denver. Er führte Cowboykunststücke vor, spielte für die Gäste Balladen am Lagerfeuer, tingelte durch die Bars der Umgebung und wurde im Radio als 'Denver Kid' bekannt. Cowboy war der einzige Beruf, den er je erlernte. Im Sommer 1958 landete er in Hollywood, wo er bei Capitol Records einen Vertrag mit einer Laufzeit von sieben Jahren unterschrieb. Capitol veröffentlichte sieben Dean-Reed-Singles. Eine weitere erschien 1961 bei Imperial, aber zu diesem Zeitpunkt suchte der Künstler sein Glück bereits in Südamerika. Die Sessions für Capitol Records galten bisher mehr oder minder als verschollen. Mit dieser CD wird die Lücke endlich geschlossen. Neben Liedern bekannter Texter und Komponisten wie Don Robertson, Boudleaux & Felice Bryant und Dave Burgess sind auch drei von Dean Reed komponierte Songs zu hören: The Search, Don't Let Her Go und Our Summer Romance. The Search hielt sich eine Woche auf Platz 96 in den US-'Billboard'-Charts, doch der große Erfolg blieb aus.
Ein Mann namens Leroy Eberharder, der sich unter dem Namen Roy Eberhard erfolglos als Sänger versucht hatte, arbeitete für kurze Zeit als sein Manager. Dean Reed feuerte ihn relativ bald und arbeitete nie wieder mit einem Manager. Nach einer Reihe von Flops gelang Reed mit der Single Our Summer Romance 1960 überraschend ein Hit in Südamerika. Er packte seine Koffer und flog sofort nach Chile, wo er von kreischenden Teenagern empfangen wurde. Auf dem ganzen Kontinent drehte sich Our Summer Romance auf den Plattentellern, und Dean Reed reiste von einem Auftritt zum nächsten. Er nutzte diesen Erfolg später als Legitimation für seinen Status als Weltstar und behauptete immer wieder, Our Summer Romance hätte es in den US-Charts auf Platz 2 geschafft. Dort war der Song zwar nie aufgetaucht, aber die sowjetische Propaganda übernahm die Geschichte und verkündete permanent, Dean Reed hätte in den USA große Erfolge gefeiert und das Land aus Protest gegen den Vietnamkrieg verlassen.
In Wirklichkeit war Reed nur seiner Arbeit gefolgt. Ab 1962 lebte er mit seiner ersten Frau Patricia Hobbs in Mexiko, Argentinien und Chile, wo er kleine Filmrollen in Teenie-Komödien bekam, eine eigene TV-Show hatte und sich außerdem zum politischen Agitator entwickelte. Die bittere Realität der Ghettos im Hinterhof der USA hatte ihm die Augen geöffnet, und folglich verstand sich Dean Reed als singender Freiheitskämpfer. Er nutzte gute Kontakte zur Friedensbewegung und Politikern wie Salvador Allende oder Yasser Arafat, wusch blutgetränkte US-Fahnen vor amerikanischen Botschaften, setzte sich gegen Atomwaffentests ein und wurde in mehreren Ländern immer wieder verhaftet. Sein Mut und seine entwaffnende Ehrlichkeit verschafften ihm auf diese Weise in Südamerika ungeahnte Popularität.
1965 forderte Dean Reed die zerstrittenen Teilnehmer der Weltfriedenskonferenz in Helsinki auf, sich an den Händen zu halten und We Shall Overcome zu singen. Bei diesem Auftritt wurden auch die Sowjets auf ihn aufmerksam, und man lud ihn zu einem Konzert nach Moskau ein. Ein Jahr später tourte Dean Reed erstmals durch die ehemalige UdSSR, wo man ihn auf Händen trug. Sein gutes Aussehen und seine Vergangenheit verliehen ihm genügend Authentizität, um im popkulturell ausgehungerten Sozialismus zur Pop-Ikone aufgebaut zu werden. Er war der erste amerikanische Rockstar, den man im Irak, in Bangladesch, Afghanistan, der Mongolei und dem größten Teil des ehemaligen Ostblocks zu sehen bekam. Auch Michail Gorbatschow besuchte Ende der Sechziger seine Konzerte.
In Südamerika bekam Dean Reed jedoch immer größere Probleme. Seine öffentlichen Proteste und seine Freundschaft mit dem legendären russischen Fußballtorwart Lew Jaschin machten die westlichen Geheimdienste schon früh auf ihn aufmerksam. Man verhaftete ihn, verhängte Einreiseverbote und schoß auf sein Haus. Aber Reed blieb standhaft und weigerte sich, seine Agitation zu beenden. Nachdem man ihn aus seiner Wahlheimat Argentinien ausgewiesen hatte, verschlug es ihn 1967 nach Rom. Er wirkte in Spaghetti-Western wie 'Adios Sabata' (1968) mit Yul Brynner oder Klamotten wie 'The Cousins Of Zorro' (1969) und 'Fäuste, Bohnen und Karate' (1973) mit. Seine große Klappe und sein politisches Engagement verhinderten allerdings eine Karriere im Westen. Nach der Geburt seiner Tochter Ramona ließ sich Reed 1968 scheiden. Rastlos tourte er um die Welt und tauchte erneut in Chile auf. Er sang in den Slums und drehte einen Dokumentarfilm über das Linksbündnis Unidad Popular. Ein Jahr lang unterstützte er mit dem chilenischen Protestsänger Victor Jara das Linksbündnis ihres gemeinsamen Freundes Salvador Allende. Im Herbst 1971 reiste Dean Reed erstmals in die DDR, um seinen Film bei der Leipziger Dokumentarfilmwoche zu zeigen. Bei einem Empfang für die Gäste traf er seine zweite Frau Wiebke, die er wenig später heiratete. Man bot ihm spontan die Hauptrolle in dem Kinofilm 'Aus dem Leben eines Taugenichts' an, und Reed willigte ein. Er zog hinter den Eisernen Vorhang, wo man ihn mit offenen Armen empfing.
Der Amerikaner eroberte den Staat im Sturm...
Dean Reed The Red Elvis - The Very Strange Story Of
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