Wer war/ist The Roadrunners ? - CDs, Vinyl LPs, DVD und mehr
THE ROADRUNNERS
Die Roadrunners gingen 1961 aus den Tenabeats hervor. Sie spielten in den üblichen Liverpooler Clubs. Sehr oft auch im Cavern, wo sie nicht selten gemeinsam mit den Beatles auftraten. Ihr Repertoire unterschied sich erheblich von dem der meisten Liverpool-Groups. Es ging stark in Richtung Rhythm & Blues und fand besonders grossen Anklang in (Kunst-) Studenten-Kreisen.
Im kostenlosen Werbeexemplar der Star-Club News vom 1. September 1964 ist folgendes über R&B im Allgemeinen und über die Roadrunners im Besonderen zu lesen:
"Ein hierzulande neuer, erfolgversprechender Musikstil ist der Rhythm and Blues, in der Fachwelt unter R&B bekannt. Mit dem Aufstieg der Rolling Stones hat diese Musik auch hier in Deutschland schnell ihre Liebhaber gefunden. Wahrscheinlich hat sie , von den Beteiligten selbst nicht bemerkt, schon immer ihre Liebhaber gehabt. Denn als die ersten Interpreten dieses Stils gelten Chuck Berry und Bo Diddley, wobei letzterer wohl den R&B ausgeprägter in seinen Darbietungen vertritt. Noch im letzten Jahr, als Bo Diddley mit seiner Schwester Duchess(e) und seinem Bruder Jerome, die beide in seiner Show mitwirken, in Hamburg gastierte, fand seine Musik wenig Verständnis. Die alte Volksweisheit: 'Wat de Buer nich kennt, dat frett he nich', fand erneut Bestätigung. Inzwischen hat sich das Blatt gewendet. Nicht nur in USA und England, auch hier in Deutschland kommt der farbige, lebhafte R&B-Stil immer mehr zum Durchbruch. Die bekanntesten Interpreten der jüngeren Vergangenheit sind neben den Rolling Stones die Animals, momentan Spitzenreiter der US-Hitparade, die Nashville Teens, die vor kurzer Zeit noch Jerry Lee Lewis auf seiner deutschen LP (Philips) begleiteten und inzwischen mit 'Tobacco Road' ebenfalls die englische Hitparade erreicht haben, sowie die Roadrunners.
Die Roadrunners sind von den oben genannten Bands die einzigen Liverpooler. Sie wurden dort bei einer Kapellenauswahl des Star-Club im vergangenen Jahr aus etwa zwanzig sich bewerbenden Bands als einzige Sensation herausgepickt. Leider studiert der Bandleader Mike Hart noch Architektur, so dass die Band nur jeweils in den Semesterferien einen Monat hier gastieren kann. Bei dem ersten Gastspiel der Roadrunners im Dezember 1963 wurde eine Stunde vor Rückreise der Band nach England eine LP im Star-Club live aufgenommen, die erst im vergangenen Monat zum Verkauf kam (Ariola 71224-JT). Die Qualität dieser Platte ist nach den anfänglichen technischen Unzulänglichkeiten der Live-Mitschnitte hervorragend. Jeder Liebhaber des R&B sollte sich diese Aufnahme anhören. Es wird wenige geben, die ohne Kauf das Schallplattengeschäft verlassen.
Schon oft hatte der Star-Club unbekannte Bands auf der Bühne, die später berühmt wurden. Wir wagten das nie vorauszusagen. Hier möchten wir unser altes System verletzen und schon jetzt behaupten, The Roadrunners sind eine der Bands von morgen, von denen wir noch einiges hören werden."
Die oben erwähnte LP wurde nicht vor Publikum aufgenommen. Nach einem Auftritt in Kiel kam die Gruppe um 3 Uhr morgens in den Star-Club und nahm die Titel auf. Das einzige 'Publikum' war der Tontechniker. Die Gruppe dachte, die Aufnahmen seien sehr schlecht, und wollte sie noch einmal einspielen. Als sie das mit dem Tontechniker besprechen wollten, war der bereits mit dem Masterband unter dem Arm auf dem Weg nach Haus.
Nicht nur Manfred Weissleder war vom zukünftigen Erfolg seiner Neu-Entdeckung überzeugt. George Harrison zum Beispiel äusserte sich einmal dahingehend über die Rolling Stones, dass sie beinahe so gut seien wie die Roadrunners.
Als sich Mitte 1964 zwei Saxophonisten zu den Roadrunners gesellten, bekam deren Sound einen eher souligen Touch. Besonders der junge Amerikaner John Phillips, den der Erfolg der Beatles nach Liverpool gezogen hatte, war eine echte Bereicherung für die Band. An sein sensationelles Querflötenspiel erinnern sich noch heute viele Star-Club-Veteranen. Als Phillips sich in Hamburg den Eyes anschloss, konnte er sein Improvisationstalent vollends entfalten und wurde von vielen Musikern bewundert.
Leider stellte sich der erhoffte Erfolg für die Roadrunners nicht ein. Mitte 1965 verliess Bandleader Hart die Gruppe und schloss sich The Liverpool Scene an. 1969 erschien seine einzige Solo-LP, die von John Peel produziert wurde.
Mit verändertem Line-up existierten die Roadrunners bis Anfang 1966. Sie traten auch weiterhin in Deutschland auf, zum Beispiel in Köln. Im Star-Club gastierten sie jedoch nicht mehr. Höhepunkte ihrer Karriere waren sicher die Teilnahme am First R&B Festival in der Birmingham Town Hall, an dem am 28. Februar 1964 ausserdem The Spencer Davis Rhythm & Blues Quartet, Steampacket und die Yardbirds mit Sonny Boy Williamson teilnahmen, sowie die Tatsache, dass sie die erste Gruppe waren, die in der Radio-Luxemburg-Sendung 'Sunday Night at the Cavern' auftrat. Mike Byrne, der Mike Hart als Sänger ersetzte, gründete übrigens Ende der achtziger Jahre das Beatles-Museum 'Beatles Story' in Liverpool.
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Weitere Informationen zu The Roadrunners auf de.Wikipedia.org
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