Wer war/ist Illo Schieder ? - CDs, Vinyl LPs, DVD und mehr
"Illo Schieder ist eine Frau, die man nicht übersieht. Sie ist aber in erster Linie eine Sängerin, die man nicht überhört", wirbt die Plattenfirma Polydor 1954 für ihren neuen Star - für Illo Schieder, die mit dem Lied Sieben einsame Tage einen Senkrechtstart in der deutschen Schlagerszene schafft. "Das Lied war für mich wie ein warmer Regen", erinnert sich die Sängerin, die Zeit ihrer Karriere mit ihren 'molligen Pfunden' kokettiert hat, über 40 Jahre später an ihren ersten Hit
Allgemein gilt das Lied als erste Schallplatte der Sängerin. Tatsächlich war Illo Schieder bereits am 10. Juli 1954 für Polydor im Studio. Und zwar in Berlin, wo sie vom RIAS-Tanzorchester unter der Leitung von Werner Müller begleitet wird. Sigrid Volkmann sitzt auf dem Produzentensessel, als Illo Schieder die Titel Junge Männer sind zum Küssen da und Wie kann man nur so lügen? aufnimmt. Sieben einsame Tage wurde aber erst am 4. Oktober 1954 im Münchener Bavaria-Studio aufgenommen. Begleitet wurde der neue Polydor-Star von Max Greger und seinen Solisten. Dies wird in späteren Pressemitteilungen verschwiegen.
Die füllige Illo erblickte als Ilse-Lotte Dissmann am 18. Dezember 1922 in Essen das Licht der Welt. Als 18jährige schockt sie ihre Eltern, den Essener Fabrikbesitzer Friedrich Dissmann und dessen Ehefrau Else, mit der Ankündigung: "Ich werde Opernsängerin". Die sind entsetzt, doch Ilse-Lotte, die damals schon 'Illo' gerufen wird, meint es ernst. Mit 19 Jahren kehrt sie dem gutsituierten Elternhaus den Rücken, fährt nach Salzburg und besteht am Salzburger Mozarteum die Aufnahmeprüfung.
Ihr Ziel ist es, in der 'Met' in New York oder in der weltberühmten 'Scala' in Mailand auf der Bühne zu stehen und mit ihrem Koloratursopran die Opernfreunde zu begeistern. Doch der Krieg macht einen Strich durch die Jungmädchenträume der jungen Essenerin, als die Salzburger Musikhochschule schliessen muss.
Sie kehrt zu ihren Eltern, mit denen sie sich inzwischen ausgesöhnt hat, zurück. Sie lernt ihren Ehemann Ernst Schieder kennen, den sie 1946 heiratet. Die Ehe hält ganze zwei Jahre. "Aber wir sind ein Leben lang Freunde geblieben", versichert Illo Schieder im Juni 1997. 1950 fesselt sie ein schwerer Sportunfall 18 Monate ans Krankenbett. Als sie aus der Spezialklinik in Bad Tölz entlassen wird, zieht sie in eine kleine Wohnung in Münchens Altstadt Schwabing.
Ab sofort spielt die Musik wieder die Hauptrolle im Leben der lebenslustigen jungen Frau. Schwabinger Kneipen sind ihre Bühnen, auf denen sie ihre Zuhörer begeistert. Ohne Gage, von Oper ist längst nicht mehr die Rede, Jazz und Schlager sind angesagt. Bald schon hat sie einige junge Musiker um sich geschart, hat also praktisch eine eigene Band.
Mutig und selbstbewusst meldet sie sich beim Bayerischen Rundfunk mit ihren Jungs zu einer Mikrofonprobe. Sie wird auch eingeladen und darf spät nachts eine Kostprobe ihrer Sangeskunst geben. Die Rundfunkleute schütteln die Köpfe und wünschen ihr viel Glück ausserhalb des öffentlich-rechtlichen Radios. Sie halten von Illos Gesang nichts.
Die indes lässt sich nicht entmutigen, tourt weiter durch die Schwabinger Kneipen und bekommt bald sogar Gage. 40 Mark für jeden Auftritt. "Bei vier Auftritten pro Abend waren das immerhin 160 Mark, für damals ganz schön", rechnet die Sängerin 1997 nach. Neben dem Szene-Treff 'Bei Gisela', wo nicht nur die Chefin Gisela Jonas auf der kleinen Bühne singt, ist bald auch das 'P 1' neben anderen Kneipen Illos Stammbühne.
Und hier hört sie Anfang 1954 jemand, der den Münchener Bandleader Herbert Beckh auf sie aufmerksam macht. Der hört sich Illo Schieder an, und bestellt sie zu Probeaufnahmen in dasselbe Funkhaus, in dem sie ein Jahr zuvor 'durchgefallen' ist.
Das Ergebnis gefällt so gut, dass sofort zwei Titel mit dem Beckhschen Orchester produziert werden. Einer davon ist Sailors Boogie, der bald darauf mehrmals täglich aus den bayerischen Radios in die Wohnungen der Schlagerfans kommt. Das Lied wird ein richtiger kleiner Hit für die junge Sängerin.
HORST-DIETER CZEMBOR
Schwerte, im Juni 1997
Auszug aus BCD16135 - Illo Schieder Sieben einsame Tage
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