Wer war/ist Peter Schilling ? - CDs, Vinyl LPs, DVD und mehr
Peter Schilling
"Völlig losgelöst, von der Erde, schwebt das Raum- schiff, völlig schwerelooooooos", das sind Zeilen, die im Winter 1982/83 aus nahezu jedem Laut- sprecher zu hören waren und die eigentlich jeder Deutsche kennen sollte, der sich ein bißchen mit populärer Musik beschäftigt – sei es aus den 104| Charts im Radio oder aus den Bierzelten der Oldie- Parties in der heutigen Zeit. Dieser Klassiker der NDW wurde von Peter Schilling gesungen, einem Popmusiker aus Stuttgart (*28. 1. 1956), der An- fang der 80er David Bowie zutiefst verehrte. Aber während unzählige New Wave-Musiker in jener Zeit nur versuchten Bowie zu imitieren, ging Schil- ling einen Schritt weiter. 1982 veröffentlichte er die NDW-Pop-Nummer Major Tom (völlig losge- löst), in der er den 69er Bowie-Klassiker Space Od- dity nacherzählte. Das Bowie-Original über den fiktiven Astronauten Major Tom war im Juli 1969 veröffentlicht worden, neun Tage bevor Apollo 11 auf dem Mond landete. Peter Schilling wurde als Pierre Michael Schilling geboren und wuchs unter schwierigsten Umständen auf. "Meinen Vater habe ich nie kennengelernt, meine Mutter gab mich nach der Geburt ins Heim." (Schilling).
Nach einem Selbstmordversuch seiner Mutter sprach das Jugendamt 1970 seiner Großmutter das Sorgerecht zu und er erlebte "den ersten schönen Sommer meines Lebens" (Schilling). Etwa zeitgleich mußte sich Schilling zwischen einer Fußball-Karriere und der Musik entscheiden, denn er hatte als Fünfzehnjähriger einen Vorvertrag des VfB Stuttgart vorliegen. Seine Entscheidung fiel aber nach dem Realschul-Abschluß zugunsten der Musik aus. 1976 veröffentlichte er als Pierre Schilling mit Träume sind mehr als nur Il- lusionen / Sag nie good-bye seine erste selbstkomponierte Single, gefolgt 1979 von Gib her das Ding – und hatte mit der RCA immerhin schon eine "richtige" Plattenfirma. Für die 81er Single Lied an Dich (Ich glaub' an Dich) / Lampenfieber hatte sich Pierre mit dem Produzententeam Wolff-Ekkehardt Stein und Wolfgang Jass zusammengetan. Etwa zeitgleich lernte Schilling im Sommer 1981 den kroatischen Metal-Gitarristen Armin Sabol (ex-Shiva) kennen, um mit ihm eine "ideale Synthese aus Rock und Unterhaltungsmusik zu schaffen"(NDWLexikon).Das erste hörbare Ergebnis dieser Zusammen arbeit war der Titel ...Dann trügt der Schein, ein Vorbote für das im Herbst 1981 veröffentlichte, extrem erfolgreiche Album-Debüt 'Fehler im System', das ganz sicher zu den NDW-Klassikern gezählt werden kann. Neben Sabol waren Curt Cress (dr, ex-Passport) und dessen Snowball-Kollege Günther Gebauer (b) als Gastmusiker zu hören.
Die nächste ausgekoppelte Single Major Tom (völlig losgelöst) entwickelte sich im deutschsprachigen Raum zu einem Top Hit und machte Schilling zu einem Star. Selbst in den USA avancierten sowohl Single als auch Album zu einem kommerziellen Erfolg, dort allerdings in Englisch als Major Tom (Coming Home) (Single) und 'Error In The System' (Album). Schilling erwies sich mit seiner eingängigen Musik und seinen kritischen – teilweise bitterbösen – Texten als guter Be- obachter seiner Umwelt. Er thematisierte Medien, Ökologie und Science Fiction: "Ich mache keine Schlager, sondern gute deutsche Popmusik, mit guten deutschen Texten" (Schilling). Weitere Erfolge kamen mit Die Wüste lebt (Alarmsignal) und Fehler im System (beide 1983). Aber an diese Erfolge konnte er nicht mehr anknüpfen, weder mit den Singles Hitze der Nacht und Terra Titanic (beide 1984), noch mit dem 84er Album '120 Grad'. Aufgrund des fehlenden Erfolges entschied sich das Label WEA, das 86er Album '1000 Augen' erst gar nicht zu veröffentlichen.
Lediglich die Singles Ich vermisse Dich und Alles endet hier kamen noch auf den Markt. Danach litt Schilling am Burn-Out-Syndrom und machte über ein Jahr Pause. Zwar tat er sich Ende der 80er mit Michael Cretu zusammen, veröffentlichte als Schilling erfolgreich die US-Single The Different Story (World Of Lust And Crime) und entschloß sich, einen gleichnamigen Sampler für den US-Markt zu veröffentlichen, zog sich aber immer wieder zurück, "Ich habe Verträge selbst aufgekündigt, bin in die Staaten geflogen und habe gesagt: Freunde, laßt mich aussteigen. Ich kann 106| nicht mehr. Wenn ich das hier nicht beende, wird das Leben das beenden" (Schilling). Mitte der 90er arbeitete er im Projekt Space Pilots mit De La Jana, Julian Feifel und Patrick Magnet recht erfolgreich. Die Single Trip To Orion (1995) bezog sich auf die deutsche Sience-Fiction-TV-Serie 'Raumpatrouille Orion' und enthielt auch Zitate der Original-Stimmen daraus. Seit- dem hält sich Schilling durch leicht esoterisch-angehauchte Bücher, Wiederveröffentlichungen, Sampler und NDW-Revival- Auftritte im Gespräch. Seit 2011 ist er Botschafter des Deutschen Kinderschutzbundes, lebt in München und ist weiter als Musiker und als Buchautor tätig...
Burghard Rausch
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