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Various - 1000 Nadelstiche Vol.08, 1970er - Amerikaner & Briten singen deutsch

Vol.08, 1970er - Amerikaner & Briten singen deutsch
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1-CD mit 55-seitigem Booklet, 24 Einzeltitel. Spieldauer ca. 77 Minuten. 1000 Nadelstiche,... mehr

Various - 1000 Nadelstiche: Vol.08, 1970er - Amerikaner & Briten singen deutsch

1-CD mit 55-seitigem Booklet, 24 Einzeltitel. Spieldauer ca. 77 Minuten.

1000 Nadelstiche, Folge 8 (1970s)

Die sechziger Jahre waren in der Geschichte der sogenannten U-Musik die Dekade, die bis heute am eindrucksvollsten nachwirkt. Immer wieder erscheinen aufgepeppte, den Stilen und Moden des neuen Jahrtausends angepaßte Cover-Versionen von Klassikern aus den 60s – und sie wachsen sich nicht selten zu Chart-Erfolgen aus.

Jene Sechziger waren auch die Hoch-Zeit unseres Betrachtungsfeldes. Zwischen 1963 und 1968 wurden permanent anglo-amerikanische Interpreten dazu verdonnert, (auch) mit Songs in deutscher Sprache anzutreten. Die bislang erschienenen CDs der Reihe '1000 Nadelstiche' sind Beleg dafür, daß Künstler aus allen Schubladen heran- bzw. herausgezogen wurden: Twist, Hully Gully, Beat, R&B, Soul, Country, Gecroontes – vor keiner Richtung stoppte dieser Trend.

Nachhaltig spürbar war aber auch: Je mehr sich die 60s dem Ende entgegen neigten, desto spärlicher wurden die Songs der Briten und Amerikaner in deutscher Sprache. Der Grund waren die stilistischen Veränderungen in der Musik außerhalb unserer Landesgrenzen. In Großbritannien setzte um 1968 ein Blues-Revival ein, anschließend drängelte sich der Progressive Rock mit endlosen Gitarren- und Schlagzeug-Soli in die erste Reihe – beides wahrlich keine Äcker, auf denen mit Cover-Versionen etwas zu ernten war; die Sounds eigneten sich kaum noch, um deutsche Versionen der (häufig abgedrehten) Kompositionen und Konstruktionen herzustellen. Auch der Bombast-Rock der frühen siebziger Jahre änderte daran nichts. Die herkömmliche 'Liedform' hatte nahezu ausgedient und: Die Langspielplatte kam den neuen, ausufernden Klängen zwangsläufig entgegen – ausgekoppelte Singles traten mehr und mehr in den Hintergrund.

Dennoch: Nicht allen Musik-Fans sagten die neuen Entwicklungen zu; es gab auch weiterhin eine erwartungsfrohe Klientel, die konservativeren Tönen zugeneigt blieb. So öffneten sich immer wieder Lücken, in die hineingestoßen wurde – mit herkömmlichem Gebrauchs-Pop. Und der bot sich nach wie vor an, in übersetzter Form von den Original-Interpreten eingespielt zu werden.

Der Erfolg am Verkaufstresen hielt sich – wie schon in den sechziger Jahren – allerdings erneut in Grenzen. Zumal, wenn es die eingedeutschten Fassungen zuvor schon in englischer Sprache relativ weit in den hiesigen Charts gebracht hatten. Die deutschen Versionen wollte danach kaum noch jemand haben. So schaffte von den auf der vorliegenden CD angebotenen 25 Songs lediglich ein einziger (!) den Sprung in die nationale Hitparade, Zeit macht nur vor dem Teufel halt, gesungen von Barry Ryan (hier blieb das Original mit dem Titel Today bedeutungslos).

Andere Ausführende aus Britannien oder Übersee konnten sich wenigstens mit den Originalen auch bei uns plazieren. Wie z. B. der Engländer Daniel Boone (eigentlich: Peter Lee Stirling), dessen (im Titel identische) Single Beautiful Sunday 1972 sogar auf Rang 1 vorstieß und sich 23 Wochen in den Charts hielt. Im selben Jahr zog auch Olivia Newton-John mit Banks Of The Ohio in die deutsche Hitparade ein, die übersetzte Ausgabe Unten am Fluß, der Ohio heißt hingegen floppte beim Publikum (ist aber inzwischen eine gesuchte Single, für die Interessten schon einige Zehner – auch in Euro – hinblättern müssen).

Auf den Durchbruch ihrer deutschgesungenen Versionen warteten auch die New Seekers, Paul da Vinci und Terry Jacks vergebens. Die Multi-Kulti-Combo kletterte mit Beg, Steal Or Borrow bis auf Position 5, da Vincis Your Baby Ain’t Your Baby Anymore landete auf Platz 31 und Terry Jacks‘ Seasons In The Sun, geschrieben vom Chanson-Großmeister Jacques Brel, geriet sogar zum Nr.-1-Treffer – für die Nachzieher Oh, ich will betteln, ich will stehlen und Das Leben fängt erst eben für dich an sowie In den Gärten der Zeit mochte sich dennoch niemand erwärmen. Ebenso lief es für das UK-Duo Shepstone & Dibbens: Ihre Shady Lady belegte Charts-Rang 45, der nachgeschobenen deutschen Ausgabe tat womöglich der dümmliche Macho-Titel Man kann Frauen selten trauen (Texter: leider nicht zu ermitteln) weniger gut.

Die singenden Versuchskaninchen aus der ersten Hälfte der siebziger Jahre kamen aus allen Popularitätsklassen. Donny Osmond wurde in den USA gefeiert, auch wenn sich in deutscher Sprache niemand um ihn riß. Ein Mann wie Chris Montez hatte dagegen seine beste Zeit längst hinter sich, als er ein Comeback versuchte. Let’s Dance von 1962 bleibt als Klassiker ewig in aller Ohren, mit Nur du jedoch wollte es 12 Jahre später partout nicht funktionieren.

Auch bei Interpreten, die sich zumindest vorübergehend auf deutschem Boden aufhielten, klemmte die Erfolgsmaschinerie. Die von München aus operierende Love Generation etwa, ein exzellenter Chor mit wechselnden anglo-amerikanischen Vor-Sängern und Wegbereiter für die Les Humphries Singers, veröffentlichte fuderweise Singles und LPs in zwei Sprachen – ein Chart-Hit war nicht darunter, in diesem konkreten Fall weder für die englische noch die hier präsentierte deutsche Version von Israel. Auch Sheila McKinlay (Basislager: Hamburg), mit ihrer Schwester Jeannette Gallagher auch als McKinlay Sisters bzw. McKinlays als Backing-Sängerinnen sehr gefragt, konnte sich mit ihrer Solo-Scheibe nicht etablieren; da half es auch nicht, daß das Original von Ich geh' mit dir aus der Feder von Bob Dylan stammte. Jimmy Patrick, Jon Simon (für ihn spitzte Gunter Gabriel den Autoren-Griffel) und Candyfloss (produziert vom Ex-City-Preacher John O’Brien-Docker) erging es kaum besser. Der ehemalige GI Lee Patterson hatte bereits in den sechziger Jahren unter dem Pseudonym Toni/Tony Cavana(ugh) Platten eingespielt und sich später als Leiter eines Gospel-Ensembles im Stil der Edwin Hawkins Singers versucht – vergeblich, und auch seine deutsche Cover-Version des McGuinness Flint-Hits When I’m Dead And Gone konnte ihn nicht ganz nach oben bugsieren.


Wie schon im Fall von Chris Montez halfen auch einem weiteren Hit-Star frühere Meriten nicht unbedingt beim Start auf der hiesigen Piste. Eine Hälfte des Duos Bill & Buster hatte 1967 einen Coup gelandet: Die halbe Welt pfiff damals I Was Kaiser Bill’s Batman und feierte den Flöter (der allerdings live nur mimte) Whistling Jack Smith. Sein richtiger Name war Billy Moeller – einige Jahre später der Bill vom Buster. Auch der Ire Joe Dolan hatte bereits einige UK-Hits im Gepäck (z. B. Make Me An Island, You’re Such A Good Lookin‘ Woman und Teresa ), als er Tina in deutscher Sprache aufnahm – die Fans mochten ihn lieber im Original. Genau wie Richard Barnes: In England 1970 mit Take To The Mountains und Go North erfolgreich, wurde er bei uns sogar doppelt abgelehnt. Heute sind es keine Träume erschien sowohl auf Philips (1971) wie auf Ariola (1973), gebracht haben ihm beide Versuche nicht viel. Zurückstecken war ebenfalls bei Anthony Eyers angesagt: Unter diesem Namen schrieb er Hits, zum Beispiel den internationalen Disco-Abräumer I’m On Fire für die Retorten-Combo 5000 Volts, mit der er auch zum Playback auf den Bühnen stand. Als Tony Jayson erging es ihm in Deutschland weniger gut. Zwar konnte seine sehr appetitliche Ballade Wer weiß, wohin uns der Sturm weht eine Menge Hörfunkeinsätze verbuchen, doch der letzte Kick zum Angriff auf die offiziellen Charts wollte sich nicht einstellen (woran auch ein Auswechseln des Single-Covers nichts zu korrigieren vermochte).

Große Hoffnungen setzten die Macher in Tina alias Philomena Veronica Quinn. Sie war für Irland beim Grand Prix Eurovision 1974 in Brighton mit Cross Your Heart zwar lediglich auf Rang 7 gelandet, doch die deutsche Fassung Hand aufs Herz sollte es hierzulande bringen – zu hoch gepokert. Auch die LP 'Cross Your Heart' (Polydor 2383 285) konnte ihre Interpretin nicht wesentlich bekannter machen. Kollegin Dana aus Nordirland hatte den European Song Contest zwar 1970 mit All Kinds Of Everything gewonnen, ein Freibrief für die deutsche Scholle war allerdings auch das nicht. Der Grand-Prix-Titel half ihr fünf Jahre später kaum, um Kannst du denn nicht verzeihn beim Publikum durchzudrücken. Es blieb ihr letzter von insgesamt acht Songs 'in auswärts'.

Für diese Ausgabe unserer CD-Reihe '1000 Nadelstiche' könnten sich womöglich auch Hardcore-Fans der Musik von Alan Parsons interessieren, insbesondere für den Song Roter Mann. Wie das? (Lenny) Zakatek, Interpret der Komposition von Lynsey de Paul, stand später jahrelang in Diensten des britischen Sound-Tüftlers und wurde bei Bedarf angefordert. Der Engländer indischer Abstammung überzeugte zwischen 1977 und 1987 auf acht Parsons-LP als Chef-Sänger. Außerdem landete er 1979 mit der funkigen Pubrock-Kapelle Gonzalez den UK-Hit Haven’t Stopped Dancin' Yet. Auf seinem Frühwerk, der einzigen deutschsprachigen Arbeit, blieb der 1947 in Karachi geborene Shouter gesanglich hoffnungslos unterfordert auf der Strecke.

Das definitive Sammler-Bonbon dieser CD stammt von einem Altmeister, Tony Sheridan. Der Beatles-Lehrmeister, bereits im Juni 1960 als Gitarrist mit den englischen Jets in Hamburg gelandet, spielte in den frühen siebziger Jahren den Titel Lieber hab' ich dich ein. Gesangspartnerin: seine damalige Ehefrau Carole (Ex-Mitglied des englischen Vokal-Trios The Three Bells). Auf Vinyl ist dieser Beitrag nicht erschienen, weder eine Single- noch eine LP-Ausgabe sind bekannt.

Detaillierte biographische Angaben zu den genannten Künstlern sowie Discographien, Fotos und Cover-Abbildungen enthält das Buch '1000 Nadelstiche' (Bear Family Records, BFB 10014).

Bernd Matheja

Artikeleigenschaften von Various - 1000 Nadelstiche: Vol.08, 1970er - Amerikaner & Briten singen deutsch

Various - 1000 Nadelstiche - Vol.08, 1970er - Amerikaner & Briten singen deutsch CD 1
01 Zeit macht nur vor dem Teufel halt RYAN, Barry
02 Jenny, Jenny KINCADE
03 Ich geh' mir dir MCKINLAY, Sheila
04 Rain, Rain, Rain PATRICK, Jimmy
05 Unten am Fluss, der Ohio heisst NEWTON-JOHN, Oliva
06 Israel LOVE GENERATION
07 Das Leben fängt erst eben für dich an DA VINCI, Paul
08 Heute sind es keine Träume BARNES, Richard
09 Oh, ich will betteln, ich will stehlen NEW SEEKERS
10 Roter Mann ZAKATEK
11 Kannst du denn nicht verzeihn DANA
12 Beautiful Sunday BOONE, Daniel
13 In den Gärten der Zeit JACKS, Terry
14 Hand auf's Herz TINA
15 Wer weiss, wohin uns der Sturm weht JAYSON, Tony
16 Bleib bei mir, little Girl OSMOND, Donny
17 Nur du MONTEZ, Chris
18 Girl, I Love You So PATTERSON, Lee
19 Man kann Frauen selten trauen SHEPSTONE & DIBBENS
20 Tina DOLAN, Joe
21 Ich wär so gern ein Millionär SIMON, Jon
22 Delta Queen CANDYFLOSS
23 Hol Dir den Sonnenschein BILL & BUSTER
24 Lieber hab ich dich SHERIDAN, Tony & CAROLE
1000 Nadelstiche Amerikanische und britische Interpreten singen in deutscher Sprache - ein... mehr
"Various - 1000 Nadelstiche"

1000 Nadelstiche

Amerikanische und britische Interpreten singen in deutscher Sprache -
ein faszinierender wie amüsanter Randbereich der Popmusik.

In den Sechzigern gab es dann kein Halten mehr: Schluss mit dem Wort-Mischmasch, die Gäste mussten endgültig auf die Schulbank. Und dabei kam kaum eine Stilrichtung ungeschoren davon. Doch Mühe allein genügte auch schon damals nicht. Und so mussten immer wieder Hilfskräfte phonetische Seelsorge am Tatort leisten. Rolling Stone

Meist sangen sie von 'hupschen Frauleins' und von 'grunen Waldern', und je weniger sie die deutsche Sprache beherrschten, desto sehnsuchtsvoller klang ihre Poesie: englischsprachige Popstars, die ihren deutschen Fans in den Sechzigern ein Ständchen brachten. - Kulturspiegel

Perlen deutscher Schlagerkultur: Engländer und Amerikaner versuchen sich an deutscher Zunge - und verknoten selbige. Saarbrücker Zeitung

Hunderte Interpreten aus den USA und Großbritannien haben zwischen 1955 und 1975 Übersetzungen ihrer Original-Hits in die deutsche Sprache oder deutschsprachige Sonderanfertigungen geträllert und sich mit viel Mühe durch den deutschen Sprachschatz gekämpft, um auf unserem heimischen Markt bestehen zu können! Kaum jemand verstand damals die englischen Texte, und so mussten neben Johnny Cash, Gene Pitney und Petula Clark auch Bands wie die Spencer Davis Group, die Searchers und die Merseybeats ran! Eine höchst unterhaltsame CD-Album Serie, in der man viel Neues und Ungewöhnliches entdecken kann und die jeden Musikliebhaber zum Schmunzeln bringt.

1000 Nadelstiche - CD-Album Serie von Bear Family Records

Read more at: https://www.bear-family.de/bear-family/deutsche-serien/1000-nadelstiche/
Copyright © Bear Family Records

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Tracklist
Various - 1000 Nadelstiche - Vol.08, 1970er - Amerikaner & Briten singen deutsch CD 1
01 Zeit macht nur vor dem Teufel halt
02 Jenny, Jenny
03 Ich geh' mir dir
04 Rain, Rain, Rain
05 Unten am Fluss, der Ohio heisst
06 Israel
07 Das Leben fängt erst eben für dich an
08 Heute sind es keine Träume
09 Oh, ich will betteln, ich will stehlen
10 Roter Mann
11 Kannst du denn nicht verzeihn
12 Beautiful Sunday
13 In den Gärten der Zeit
14 Hand auf's Herz
15 Wer weiss, wohin uns der Sturm weht
16 Bleib bei mir, little Girl
17 Nur du
18 Girl, I Love You So
19 Man kann Frauen selten trauen
20 Tina
21 Ich wär so gern ein Millionär
22 Delta Queen
23 Hol Dir den Sonnenschein
24 Lieber hab ich dich