Wer war/ist Robert Ward ? - CDs, Vinyl LPs, DVD und mehr

Robert Ward

Das fast schon mystische Comeback des Gitarristen Robert Ward kam 1991 ins Rollen, als er in seinen alten Wohnort Dayton, Ohio, zurückkehrte und in den Gitarrenladen von Dave Hussong ging, um Saiten zu kaufen. Hammond Scott, der Chef von Black Top Records, hatte seine Fühler ausgestreckt, um den von der Szene verschwundenen Gitarristen aufzustöbern; Hussong gab Ward die Telefonnummer von Scott – und im Oktober 1990 stand Robert in den Ultrasonic Studios in New Orleans und nahm seine grandiose CD 'Fear No Evil' für Black Top auf. Dabei pumpte er – wie schon in den frühen 60er-Jahren als Bandleader der Ohio Untouchables – seine Fender-E-Gitarre durch einen Magnatone-Verstärker, der ein ganz markantes Vibrato erzeugte. Für die dichte, toll groovende Begleitung sorgten George Porter Jr. von den Meters am Bass, George Rains am Schlagzeug, Keyboarder Sammy Berfect sowie ein Bläsersatz unter der Leitung des Saxofonisten Mark 'Kaz' Kazanoff.

"Ich hatte keine Ahnung, dass mich jemand suchte", sagte Ward.

Ward wurde am 15. Oktober 1938 in Luthersville, Georgia, geboren. "Ich wurde so ein bisschen im Baumwollfeld aufgezogen", sagte er. "Meine Mama und andere hatten ein paar 78er von Sister Rosetta Tharpe, den Five Blind Boys und solchen Leuten. Ich sang damals all diese Sachen. Und dann entwickelte ich mich weiter zu Sam Cooke und den Soul Stirrers. Ich liebte seine Stimme. Meine Mutter und mein Vater arbeiteten für eine weiße Familie, machten für sie sauber. Und eine Sache, die sie ihnen mit nach Hause gaben, zusätzlich zu Lebensmitteln, war eine kleine Gitarre mit Schallloch – darauf lernte ich zu spielen."

Mitte der 50er-Jahre war Robert ein Mitglied der Brassettes, einer Gruppe aus Hogansville, Georgia, zu der auch Roy Lee Johnson gehörte, der ebenfalls Gitarre spielte und sang. Aber Ward kam erst richtig in die Gänge, als er 1960 nach Dayton umzog und seine eigene Band gründete. "Dann stellte ich die Untouchables zusammen", sagte er. "Ich dachte an (den Schauspieler) Robert Stack und (die Krimiserie) 'The Untouchables' im Fernsehen." Seine Verstärker-Wahl trug wesentlich zu seinem ungewöhnlichen Gitarrensound bei. "Ich war in der Stadt, ich glaube, es war bei Bernie's Music", sagte er. "Als ich reinging, um mir alle Verstärker anzuschauen, sah ich einen Amp, auf dem vorn 'Magnatone' draufstand, und der Name blieb mir einfach im Gedächtnis. Ich sagte: 'Ich wette, dass der klasse ist! Mann, schließ ihn an. Ich will ihn hören!' Er machte es, ich stöpselte die Gitarre rein und fing an zu spielen. Und ich hörte dieses Vibrato. Ich sagte: 'Mensch, das klingt ja wie eine Orgel!'", erinnerte er sich. "Ich verliebte mich in den Sound."

Wards Gospel-getränkte Stimme, sein markanter Gitarrensound (der großen Einfluss auf Lonnie Mack hatte) und die brutzelnden R&B-Grooves der Band standen auf mehreren Singles für Robert Wests Lu Pine Label aus Detroit im Vordergrund – unter ihrem eigenen Namen und auch als Begleitband für die Falcons mit Wilson Pickett als Frontmann auf ihrem 1962er-Smash I Found A Love. Ward und die Untouchables machten auch Aufnahmen für Thelma Records, eine andere Plattenfirma in Detroit, die von Robert und Hazel Coleman betrieben und nach ihrer Tochter benannt wurde, Berry Gordys Ex-Frau Thelma. Dort spielte Ward 1964 zum ersten Mal seinen selbst komponierten Song Your Love Is Real ein, einen flotten Swinger mit seiner Gitarre im Fokus; die hier zu hörende Neuaufnahme für Black Top ist noch fetziger als das Thelma-Original.

Ward verließ die Untouchables 1965. Nach ein paar Besetzungsänderungen wurden aus ihnen die Ohio Players. Ward hatte nicht sehr viel Glück. Abgesehen von einer sehr guten 1967er-Single für Don Davis' Groove City Logo hörte man wenig von ihm. Nachdem er Anfang der 70er als Session-Gitarrist für Motown aktiv war, landete er schließlich wieder in Georgia, musste sein Geld mit körperlicher Arbeit verdienen und saß eine Zeit lang im gleichen Gefängnis wie Major Lance ein (wo sie eine Band zusammenstellten). Black Top gab Robert eine willkommene zweite Chance, er machte etwas daraus: Nach dem hochgelobten 'Fear No Evil'-Album folgten noch zwei CDs für Black Top und 2000 eine für Delmark. Ward starb Weihnachten 2008.

 

 Bill Dahl
Chicago, Illinois

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